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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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die ihn zutiefst verwirrten. Es war sinnlos, sich einzureden, dass er sich nicht mehr zu ihr hingezogen fühlte. Er fühlte sich von ihr angezogen wie eine Motte vom Licht. Aber es war mehr als das … es war immer mehr als das gewesen. Nur hatte er die Stimme seines Herzens erst vernommen, als es bereits zu spät war. Nimm mich mit, Max. Sein Magen zog sich zusammen. Er war solch ein verdammter Narr gewesen. Das Wiedersehen mit ihr hatte diese Erkenntnis bestätigt.
    Wenngleich er es zu ignorieren versuchte, hatte das Gespräch auch eine zarte Hoffnung in ihm geweckt. Seine Erfahrung verriet ihm, dass er ihr nicht gleichgültig war, aber verständlicherweise traute sie ihm nicht. Würde er ihr Vertrauen zurückgewinnen können? Würde sie ihm jemals verzeihen? Nach all dem, was er ihr angetan hatte, schien diese Vorstellung undenkbar. Andererseits hatten sie bereits zehn Jahre verloren, und wenn er seine Chance dieses Mal nicht ergriff, würde er auch die kommenden Jahrzehnte ohne sie verbringen müssen. Und dieser Gedanke ließ ihn weitaus mehr frösteln als die winterlichen Temperaturen.

6. KAPITEL
    U nschlüssig ließ Vivien den Blick über ihre Roben schweifen. Nach dem Ablegen der tiefschwarzen Trauerkleidung hatte sie, wie es die Anstandsregeln der Gesellschaft in der Zeit der frühen Witwenschaft vorschrieben, Kleider in gedeckten Violetttönen getragen. Diese Farben waren ihr zur Gewohnheit geworden, vermutlich, um ihr Gewissen zu beruhigen, weil sie nicht lange um Hugh zu trauern vermocht hatte. Schuldgefühle zeigten sich mitunter auf seltsame Weise.
    Nun aber wollte sie damit abschließen. Die Einladung nach Oakhurst hatte ihr deutlich gemacht, dass sie ihre Ehe ein für alle Mal hinter sich lassen und wieder am Leben teilnehmen wollte. Sie war mehr als bereit dafür – nicht zuletzt deshalb hatte sie mehrere farbenfrohere Roben eingepackt. Und obwohl sie den Grund dafür nicht benennen konnte, hatte Max’ Anwesenheit sie in dem Entschluss, sich von den nüchternen Lilatönen endgültig zu verabschieden, zusätzlich bestärkt. Dennoch erfüllte sie die Vorstellung, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, mit Beklommenheit. Andererseits bot eine kleine Gesellschaft wie diese die ideale Gelegenheit dafür. Sie sollte also nicht länger zaudern.
    „Ich werde heute Abend die goldgelbe Seidenrobe tragen, Hewson.“
    Die Zofe, die Eleanor ihr zur Verfügung gestellt hatte, war zu gut geschult, um sich auch nur die leiseste Überraschung anmerken zu lassen. Sie knickste lediglich und holte das gewünschte Kleid aus dem Schrank. Nachdem Vivien hineingeschlüpft war, betrachtete sie sich prüfend im Spiegel. Es war eines ihrer Lieblingskleider, und obwohl sie es bereits vor zwei Jahren erworben hatte, wirkte es nicht allzu altmodisch, befand sie.
    „Welchen Schmuck wählen Sie dazu, Mylady?“
    „Das goldene Collier und die passenden Ohrringe, denke ich.“
    Als Vivien den Schmuck angelegt hatte, lächelte die Zofe. „Sie sehen sehr hübsch aus, Mylady.“ Dann warf sie ihr einen fragenden Blick zu. „Soll ich Ihnen noch ein Schultertuch bringen?“
    „Ja, das Blaugoldene, bitte.“
    Wenige Minuten später war Vivien fertig. Sie dankte der Zofe für ihre Hilfe und ging, all ihren Mut zusammennehmend, zu Tante Winifreds Zimmer. Vermutlich war die ältere Frau gerade auf dem Weg zu ihr gewesen, denn sie kam ihr auf dem Flur entgegen. Abrupt blieb sie stehen und betrachtete ihre Nichte verblüfft.
    „Vivien, meine Güte.“
    „Wie findest du das Kleid?“
    „Es ist sehr hübsch, aber … Nun, ist es dafür nicht noch ein wenig zu früh, meine Liebe? Schließlich ist dein Gatte …“
    „… bereits vor achtzehn Monaten verstorben. Ich habe meine gesellschaftliche Pflicht mehr als erfüllt.“
    „Ich wollte dich nicht kritisieren.“
    „Ich weiß und ich will niemanden schockieren. Aber ich möchte endlich mein Leben weiterleben.“
    „Das verstehe ich.“ Tante Winifred schluckte nervös. „Und es ist natürlich deine Entscheidung.“
    „Es ist mehr als an der Zeit, Tante.“
    „Wenn du davon überzeugt bist, meine Liebe, dann hast du vermutlich recht.“
    Mehr sagte sie nicht dazu und gemeinsam gingen sie nach unten. Als sie sich dem Salon näherten, spürte Vivien trotz ihrer kühnen Worte plötzlich Aufregung in sich aufsteigen. Sie wusste, dass ihr Kleid Aufsehen erregen würde, obgleich die anderen Gäste ihre Ansicht darüber natürlich nicht offen kundtun würden – allenfalls würden sie

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