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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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kann.“
    Die Doppeldeutigkeit in seiner Bemerkung entging ihr nicht, weshalb sie den Blick fest aus dem Fenster gerichtet hielt.
    „Haben Sie den Schnee in Indien vermisst?“
    „Ich habe eine Menge vermisst“, antwortete er.
    „Tatsächlich?“
    „So viele Dinge, die ich als selbstverständlich betrachtet hatte. Ich habe deren Wert erst schätzen gelernt, als ich sie verloren hatte.“
    Ihre Kehle schnürte sich zu. „Aber Sie hatten Ihre Arbeit.“
    „Ja, das stimmt.“
    Sie verfielen in Schweigen. Obwohl Vivien sich sagte, dass sie nicht allein mit ihm bleiben sollte, wollte sie nicht gehen, denn seit zehn Jahren hatte sie sich nicht mehr so lebendig gefühlt. Also verharrte sie reglos, genoss den Moment und den Anblick des fallenden Schnees auf das stille Land.
    Auch Max schaute stumm aus dem Fenster, während er innerlich mit den widerstreitenden Gefühlen rang, die er verspürte. Er hätte sie nicht zurückhalten sollen, hätte es aber auch nicht ertragen, sie gehen zu sehen. Als er das Klicken der Tür vernahm und gleich darauf das leise Rascheln eines Rockes, der über den Boden streifte, hatte er gleichermaßen gefürchtet und gehofft, Vivien zu begegnen. Kurz darauf hatte er den betörenden Duft ihres Parfüms wahrgenommen. Sein Wunsch war Wirklichkeit geworden, doch es war offensichtlich, dass sie sich in seiner Nähe unwohl fühlte. Spontan hatte er sie am Arm berührt und sie mit seinen Worten beschwichtigen wollen. Nun unternahm er jedoch keinen Versuch mehr, ihr so nahe zu kommen. Vielleicht würden sie nie wieder so intim beisammen sein und er wollte diesen Augenblick auf keinen Fall zerstören.
    „Sind Sie der Gesellschaft müde geworden?“, fragte er.
    „Aber nein. Ich habe nach den Kindern gesehen.“ Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu. „Macht mich das zu einer gluckenhaften Mutter?“
    „Nein, zu einer besorgten.“
    „Es bestand keinen Anlass zur Sorge“, gab sie zu. „Rachel und John amüsieren sich prächtig. Es tut ihnen so gut, mit anderen Kindern ihres Alters zusammen zu sein.“
    „Sie hatten ganz gewiss Spaß, als ich sie zuletzt gesehen habe.“
    „Das macht mich froh. Seit dem Tod ihres Vaters haben sie wenig Freude in ihrem Leben gehabt.“
    „Es ist immer schwer, den Vater zu verlieren, gleich wie alt man ist“, sagte er. „Aber erst recht in einem solch jungen Alter.“
    „Die beiden haben sich bewundernswert gehalten, obwohl ich befürchte, dass sie ihre innersten Gefühle womöglich vor mir verbergen.“
    Forschend blickte er sie an. „Warum sollten sie das tun?“
    „Weil sie fürchten, mich aufzuregen, vielleicht. Ganz besonders John. Die Kindheit ist kurz genug. Es sollte eine glückliche, sorgenfreie Zeit sein.“
    „Schicksalsschläge können wir leider nicht verhindern. Zumindest haben Ihre Kinder das Glück, eine Mutter zu haben, die sich um sie sorgt.“
    „Sie geben meinem Leben Bedeutung.“
    Die Bemerkung brachte ihn ins Grübeln, bekräftigte sie doch seine Vermutung, dass ihre Ehe wohl nicht ganz so glücklich gewesen war, wie er angenommen hatte.
    „Ich kann mir gut vorstellen, dass Kinder dem Leben eine ganz neue Dimension verleihen, obwohl ich in dieser Hinsicht keinerlei Erfahrung habe. Ich kenne es nur aus Kindersicht.“
    „Ja, ich erinnere mich; Ihre Mutter starb, als Sie zehn waren.“ Sie hielt inne. „Bald darauf hat Ihr Vater Sie ins Internat geschickt.“
    Max verharrte reglos. „Sie haben ein gutes Gedächtnis.“
    „Für manche Dinge“, erwiderte sie.
    Das Echo seiner früheren Worte weckte einen Sturm verwirrender Gefühle in ihm. Zu gern wäre er auf ihre Bemerkung eingegangen, aber er wagte es nicht. Niemals hätte er erwartet, dass sie sich ausgerechnet an eine solch besondere Einzelheit aus seiner Vergangenheit erinnerte. Er dachte nicht gern an die schmerzlichen Erfahrungen seiner Kindheit zurück, weshalb er auch niemandem davon erzählt hatte – außer ihr. Allerdings war es ihm schon immer leichtgefallen, ihr solch persönliche Dinge anzuvertrauen. Und zufällig erinnerte sie sich nun daran. Das bedeutete rein gar nichts.
    Vivien wandte sich vom Fenster ab. „Es wird spät. Ich muss mich zum Dinner umziehen.“
    Zu gern hätte er sie aufgehalten, doch er wusste, er durfte es nicht. „Natürlich.“
    Sein Blick folgte ihr zur Tür. Als sie sich hinter ihr schloss, wandte er sich wieder dem Fenster zu und sah blicklos in die dunkler werdende Landschaft hinaus. In ihm tobte ein Sturm aufwühlender Gefühle,

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