Historical Saison Band 19
wirklich und wahrhaftig liebe und dich allein deshalb zu meiner Countess machen will. Dann fand ich den Brief. Ich dachte, wenn ich versuche, deine Eltern mit dir zu versöhnen und ganz offiziell bei deinem Vater um deine Hand anhalte, würdest du mir vielleicht glauben, dass ich dich aus den richtigen Gründen heiraten will.“
„Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt und Witwe! Ich muss niemanden mehr um Erlaubnis bitten“, begehrte sie auf.
„Dennoch würdest du dich über den Segen deiner Eltern freuen, oder nicht?“ Hugo betrachtete sie aufmerksam. In seinem Gesicht spiegelte sich immer noch Sorge, dass sie ihm womöglich doch nicht vergeben hatte oder nichts für ihn fühlte.
„Falls ich mich jemals wieder verliebe, würde ich mich glücklich schätzen, wenn meine Eltern die Ehe gutheißen würden“, antwortete sie und senkte den Blick, überwältigt von der Erkenntnis, dass Träume trotz allem wahr werden konnten.
„Falls?“
„Sie scheinen sehr von dir angetan …“
„Emilia.“ Er sprang auf, kniete vor ihr nieder und ergriff ihre Hände. „Ich weiß, ich verdiene es, aber quäle mich bitte nicht länger. Ich werde dich umwerben und dir alle Zeit der Welt lassen, wenn die Chance besteht, dass du irgendwann auch nur einen Bruchteil der Gefühle für mich hegen könntest, die ich für dich empfinde.“
„Ich will dich nicht quälen.“ Sie verschränkte ihre Finger mit den seinen und fand den Mut, ihm tief in die blauen Augen zu blicken, die sie bis in ihre Träume verfolgt hatten. „Ich kann nur nicht glauben, dass all dies wirklich passiert. Ich liebe dich. Warum, glaubst du wohl, war ich so wütend, als ich dachte, dein Antrag gründe auf einem irregeleiteten ritterlichen Pflichtgefühl?“
Hugo atmete so tief aus, als hätte er den Atem lange Zeit unter Wasser angehalten. „Du liebst mich, aber willst du mich auch heiraten? Emilia, ich schwöre dir, du wirst es niemals bereuen, und die Jungen auch nicht.“
„Das weiß ich. Sie beten dich an. Bist du dir aber völlig sicher, dass du dein Leben durch eine angeheiratete Familie auf den Kopf stellen lassen willst?“
„Long Burnham Hall ist ein sehr großes Haus – und vollkommen leer. Ich könnte mir niemanden vorstellen, der besser geeignet ist, es zu einem wahren Zuhause zu machen wie dich, Nathan und Joseph.“ Er löste seine rechte Hand und schlang sie um ihren Nacken. „So weich. Weißt du, dass ich das schon seit unserer ersten Begegnung tun will; seit du an diesem Abend mit feuchten Haaren, strahlendem Lächeln und erhitztem, rosigem Gesicht von mir weggegangen bist?“
Leise seufzend beugte sie sich vor, um seinen Kuss zu empfangen. Er richtete sich auf und zog sie an sich. Und in diesem Augenblick wurde ihr mit Gewissheit klar, dass nicht bloß Begierde und Einsamkeit sie in seine Arme getrieben hatten, sondern dass sie wahrhaftig dorthin gehörte. Hugo umfasste ihren Kopf mit beiden Händen und küsste sie langsam und besitzergreifend. Ihre Zungen fanden sich zu einem leidenschaftlichen Tanz.
Als er sich schließlich von ihren Lippen löste, hauchte sie: „Hugo, ich will dich.“
„Das will ich doch hoffen, nach all der Mühe, die ich mir gegeben habe“, sagte er lächelnd mit rauer Stimme.
„Nein … ich meine jetzt … Lass uns nach oben gehen.“ Unvermittelt fühlte sie sich kühn und selbstbewusst.
„Bist du dir sicher?“ Er wollte es auch, das konnte sie sehen, nur sein Anstand und sein Pflichtgefühl hielten ihn zurück.
„Ich möchte zu diesem Augenblick am Weihnachtsabend zurückkehren; du hast mich in den Armen gehalten und wolltest mich in mein Schlafzimmer tragen.“
Hugo stand auf und hob sie auf die Arme. „Etwa so?“, fragte er und ging mit ihr die Treppe hinauf.
„Genau so“, murmelte sie an seiner Schulter und atmete den vertrauten Geruch seiner Haut ein, unter den sich der faszinierend verführerische Duft seines neuen Rasierwassers mischte.
In ihrer Kammer setzte er sie ab und schaute zum Bett. „Und was ist das?“
„Oh.“ Emilia spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. „Ein Mistelzweig, von dem Bund, unter dem du mich beim Scheunenfest geküsst hast. Ich habe den Jungen erzählt, das bringe Glück, aber in Wahrheit habe ich im Bett dazu aufgeschaut und mich daran erinnert, wie es sich anfühlte, in deinen Armen zu liegen und deine Lippen auf meinen zu spüren. Und ich habe mich vor Sehnsucht nach dir verzehrt.“
„Sehnsucht ist nur gut, wenn sie gestillt werden
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