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Historical Saison Band 19

Historical Saison Band 19

Titel: Historical Saison Band 19 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanna Fulford , Louise Allen , Elizabeth Beacon
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falls sie an diesem Abend vor den anderen preisgab, in welcher engen Beziehung sie einmal gestanden hatten.
    „Meine Schwester ist bei mir“, sagte er ausdruckslos, und die Vorstellung, er wolle sie davor warnen, einer Person Schaden zuzufügen, die ihr so viel bedeutet hatte, ließ sie beinahe zusammenzucken. Wie sehr sie bedauerte, dass es zwischen ihnen zu einer derartigen Entfremdung gekommen war.
    „Das habe ich bemerkt.“
    „Sie weiß alles“, sagte er knapp, und diesmal zuckte Sophie tatsächlich zusammen. „Nicht von mir – oder zumindest nicht willentlich“, fügte er stirnrunzelnd hinzu.
    „Woher dann?“, fragte sie und merkte, dass ihr seine unverhohlene Verachtung mehr zusetzte, als sie angenommen hatte. Doch was empfand sie genau? Sie wollte sich lieber über die Gefühle, die sie noch immer für ihn hegte, klarwerden, wenn sie allein war.
    „Sie hat gehört, wie wir uns gestritten haben.“ Obgleich die flackernde Kerze und das Mondlicht, das durch die Fenster drang, nur ein fahles Licht boten, sah er, dass sie erbleichte. „Nein …“, sagte er ungeduldig, „… nicht du und ich. Ich meine die Auseinandersetzungen zwischen meinem Vater und mir, an jedem der folgenden Tage, nachdem du gegangen warst. Allem Anschein nach konnte Dina nicht glauben, dass du uns freiwillig verlassen hast, und horchte an den Türen, um deinen Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Überflüssig zu erwähnen, dass sie für ein Schulmädchen zu viel darüber herausfand, was zwischen uns vorgefallen war – und das werde ich meinem Vater auch bis heute nicht verzeihen.“
    „Also haben dein Vater und du über mich in so unziemlicher und erhitzter Weise gesprochen, dass jeder es hören konnte, der gerade vorbeikam? Und das willst du jetzt mir zur Last legen? Da ich gar nicht mehr vor Ort war, muss ich wohl einen Stellvertreter vorbeigeschickt haben, der es so arrangiert hat.“
    „Selbstverständlich war es deine Schuld! Du warst ein kleines Luder, das mich zum Narren gehalten hat. Und ich war damals ein jugendlicher Narr, der alles glaubte und dich für einen Engel hielt. Du hast einfach nur an den Fäden gezogen und mich nach deinen Wünschen tanzen lassen. Oder verhielt es sich etwa anders, Sophie Bonet?“
    „Ich muss wohl eine sehr versierte Intrigantin gewesen sein, um mich in diesen jungen Jahren selbst vor die Tür zu setzen“, erwiderte sie verbittert und überlegte, wie er die mittellose Gouvernante, die er jetzt vor sich hatte, mit dem Bild des Mädchens in Einklang brachte, das er offenbar bis zu ihrem heutigen Wiedersehen für eine lasterhafte Abenteurerin gehalten hatte.
    „Warum bist du denn sonst verschwunden?“, fragte er aufgebracht.
    „Oh, nur aus Spaß, versteht sich“, entgegnete sie mit zornigem Spott.
    „Natürlich“, erwiderte er ausdruckslos und wandte sich ab, als ob er sich gar nicht erst die Mühe geben wollte, den Sinn ihrer Worte zu erfassen.
    Nachdem der erste schreckliche Abschiedsschmerz verklungen war, hatte Sophie ihre jungen Schützlinge und die Menschen, für die sie arbeitete, auf eine Weise schätzen gelernt, die sie nicht zu erhoffen gewagt hatte. Bis zum Tod ihrer Tante und der zunehmenden Verrohung des alten Earls war Holm Park für sie ein Ort der Liebe und Geborgenheit gewesen. Es war besser, nicht an die ersten harten Wochen und Monate in Heartsease Hall zu denken, in denen sie sich beinahe jede Nacht in den Schlaf geweint hatte. Wie sehr sie Peter damals vermisst und sich danach gesehnt hatte, er möge sie die ganze Nacht in den Armen halten und ihr süße Worte ins Ohr flüstern.
    Jetzt kämpfte sie gegen diese jüngere und naive Sophie an, während sie zusah, wie er auf den Salon zuschritt, in dem die anderen Damen ihren Tee tranken. Sie beschwor sich, nicht darauf zu achten, was er über sie dachte. Doch sie war den Tränen nahe und musste sich erneut in Erinnerung rufen, dass sie mit Mrs Elkerley und der Köchin über das Menü sprechen sollte, bevor sie zu den anderen zurückkehren konnte. Sie durfte ihre Pflichten nicht vernachlässigen, weil ihr Peters Gegenwart ein derartiges Unbehagen bereitete. Falls sie sich nicht beherrschte, würde das gewaltiges Aufsehen erregen.
    Zehn Minuten später ging sie zögerlich zurück in Richtung Salon. Sie überlegte, ob sie Imogen ein unauffälliges Zeichen geben sollte, dass es für die Damen Zeit wurde, sich zu Bett zu begeben. Den Gentlemen stand es selbstverständlich frei, zu tun, was ihnen beliebte.

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