Historical Saison Band 20
gehabt haben solltest.“ Er zögerte. „Es muss viele Interessenten gegeben haben.“
„Das stimmt, aber ich bin nicht diese Art von Frau.“
„Du bist mehr, als ich verdient habe.“ Er seufzte. „Ich bin ein entsetzlicher Narr gewesen, dass ich meinen persönlichen Ängsten erlaubt habe, sich zwischen uns zu stellen.“
Sie sah ihn aufmerksam an. „Deine persönlichen Ängste?“
„Mein Aussehen betreffend, meine ich.“
„Ich verstehe nicht.“
Bei jeder anderen Frau hätte er Heuchelei vermutet, aber Claudia sah er an, dass sie aufrichtig war. Die Erkenntnis freute ihn, zeigte ihm aber gleichzeitig noch deutlicher, was für ein Dummkopf er gewesen war.
„Nach Vittoria habe ich eine lange Zeit gebraucht, um mich an meine Narben zu gewöhnen. Selbst jetzt kommt es vor, dass ich übertrieben reagiere. Wie zum Beispiel in jener Nacht auf Oakley Court. Ich wollte es dir erklären, aber ich habe zu lange damit gewartet. Es ist ganz allein meine Schuld.“
Claudia war zu betroffen, um zu antworten. Seine Enthüllung gab ihr den ersten Einblick in seine wahren Gefühle, darin, wie sehr die Verletzung und ihre Nachwirkungen ihn mitgenommen hatten. Zum ersten Mal erkannte sie seine Verletzlichkeit, und es berührte sie zutiefst.
„Aber ich bin entschlossen, es wiedergutzumachen“, versprach er.
Sie lächelte. „Das hast du schon.“
Zärtlich nahm er sie in die Arme, und sie spürte seinen Körper dicht an ihrem, warm und stark und beschützend. Doch jetzt kehrten plötzlich andere beunruhigende Gedanken wieder. Unwillkürlich legte sie sich die Hand auf den Bauch. Hatte ihr leidenschaftliches Liebesspiel vielleicht schon Folgen gezeitigt? Und selbst wenn es bei diesem ersten Mal noch nicht geschehen war, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie ein Kind von ihm empfing. Anthony würde sie oft lieben, das wusste sie. Jetzt, da sie einmal diese Lust verspürt hatten, würde es sie immer wieder danach verlangen. Er war ein zärtlicher, behutsamer Liebhaber gewesen, aber er hatte nicht gesagt, dass er sie liebte. Und abgesehen vom heißen Verlangen, das sie beide trieb, gab es noch die praktische Seite zu bedenken – er brauchte einen Erben. Er hatte sie endgültig zu seiner Frau gemacht, und der nächste Schritt bedeutete unweigerlich die Mutterschaft. Sollte ein Kind jedoch nicht in Liebe empfangen werden? Wie viel einfacher wäre es dann auch für sie, das Wagnis einzugehen. Wie war es nur möglich, etwas zu wollen und es gleichzeitig zu fürchten?
Und noch eine Sache ließ ihr keine Ruhe – der wahre Grund für ihre Reise nach Brüssel. Anthony würde die Wahrheit irgendwann erfahren müssen, aber der Himmel allein wusste, was geschehen würde, sobald er es herausfand.
14. KAPITEL
A ls Anthony später erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Einen Augenblick überlegte er, ob er die Ereignisse der letzten Nacht bloß geträumt hatte, bis er den Kopf wandte und Claudia neben sich liegen sah. Vorsichtig, um sie nicht zu wecken, stützte er den Kopf auf einen Ellbogen und betrachtete sie im Schlaf. Sie war vollkommen, wie geschaffen für die Zärtlichkeiten eines Mannes, seine Zärtlichkeiten. Sein Verlangen nach ihr war nach diesem ersten Mal nicht gesättigt worden, sondern es hatte sich vielmehr verstärkt. Erst jetzt, da er sie so viel besser kannte, wurde ihm bewusst, wie tief seine Gefühle für sie gingen. Er lächelte und strich leicht mit dem Finger an ihrer Seite entlang.
Claudia rührte sich und drehte sich auf den Rücken. Dann öffnete sie die Augen, und er beugte den Kopf und küsste sie auf die nackte Schulter.
„Guten Morgen.“
Sie lächelte. „Dir auch einen guten Morgen.“ Nach einem verschlafenen Blick auf die Uhr auf dem Kaminsims fügte sie hinzu: „Obwohl vom Morgen nicht mehr viel übrig ist.“
„Genug für uns. Was möchtest du heute unternehmen?“
„Ich möchte mir ein wenig die Stadt ansehen.“
„Dann könnten wir eine Kutschfahrt unternehmen.“
„Das würde mir gefallen.“
„Gut.“ Während er sprach, ließ er die Hand von ihrer Schulter zu ihrer Brust wandern und begann, eine rosige Knospe mit dem Daumen zu reizen. Ihr Körper reagierte augenblicklich und auf atemberaubende Weise. Gleichzeitig wuchs in ihr aber auch das Verlangen, mit ihm zu reden und ihm die Wahrheit zu sagen.
„Anthony?“
Er küsste sie auf den Hals. „Hm?“
Auf einmal fiel es ihr schwer, sich zu konzentrieren. „Anthony, ich …“
„Ja, meine
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