Historical Saison Band 20
sich offenbar sehr gut mit seiner Ehefrau, nach ihrem Lächeln zu urteilen. Der junge Hund verhielt sich entschieden zu vertraulich ihr gegenüber. Mit Mühe zügelte Anthony seinen Ärger, als er erkannte, was in ihm vorging. Bis vor Kurzem war ihm ein Gefühl wie Eifersucht völlig fremd gewesen. Claudia war eine lebhafte junge Frau, die Spaß hatte an Gesellschaften wie dieser, aber sie zog keinen ihrer Bewunderer den übrigen vor. Also hatte er keinen Grund, eifersüchtig zu sein. Und doch wurde seine Geduld hart auf die Probe gestellt, als der Grenadier Claudia zum dritten Mal zur Tanzfläche führte.
Als der Tanz endlich endete, ergriff Anthony die Gelegenheit.
Claudia lächelte belustigt. „Es würde wohl keinen Unterschied machen, wenn ich dir sagte, dass ich die nächsten zwei Tänze bereits vergeben habe?“
„Nicht den geringsten“, antwortete er sorglos.
„Es ist gegen die Regeln, das ist dir doch wohl klar?“
„Selbstverständlich.“ Er legte ihr den Arm um die Taille. „Sonst würde es doch nicht so viel Spaß bringen.“
Sie erhob keine weiteren Einwände. Es wäre völlige Zeitverschwendung, und es gab sowieso niemanden, mit dem Claudia lieber getanzt hätte. Anthony war aufregender als jeder andere Mann, und es besaß auch kein anderer denselben gefährlichen Charme wie er. Wenn er sie nur ansah oder berührte, erwachte schon heißes Verlangen in ihr. Außerdem musste sie zugeben, wie sehr es ihr gefiel, dass andere Frauen ihn mit den Blicken verschlangen.
Drei Tänze lang wirbelten sie über das Parkett, dann bat sie um eine Pause, um etwas zu trinken. Es war heiß und stickig im Ballsaal, und eine Erfrischung war ein willkommener Gedanke. Also begaben sie sich in den anliegenden Raum, wo kalter Früchtepunsch serviert wurde. In diesem Moment gesellte sich jemand zu ihnen.
Claudia lächelte, als sie Colonel Falconbridge erkannte. Und er war nicht allein.
„Lady Ulverdale, ich möchte Ihnen gern meine Frau vorstellen.“
Neugierig sah Claudia die junge Frau an. Sabrina Falconbridge, hochgewachsen und gertenschlank, sah in ihrer modischen Ballrobe aus weißem Sarsenett, die ihr blondes Haar so gut zur Geltung brachte, wunderschön aus. Außerdem hatte sie die schönsten grünen Augen, die Claudia jemals gesehen hatte. Ein warmherziges Lächeln lag auf ihren vollen Lippen.
„Ich freue mich so, Sie endlich kennenzulernen, Lady Ulverdale.“
„Ich auch. Mein Mann hat mir viel von Ihnen erzählt.“
„Ach herrje, und ich hatte so gehofft, einen guten Eindruck zu machen“, erwiderte sie verschmitzt.
Claudia lächelte und entspannte sich ein wenig. „Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Er hat in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen.“
„Das war sehr großzügig von ihm.“
„Nicht großzügig, aufrichtig“, warf Anthony ein.
Sabrina lächelte ihn an und wandte sich wieder an Claudia. „Ich bin sicher, er hat Ihnen nicht gesagt, dass er mir einst das Leben gerettet hat, und Robert auch.“
„Nein, das hat er tatsächlich nicht.“
„Es war eine wahre Heldentat.“
„Ach was“, meinte Anthony verlegen. „Ich war zufällig bei der Rettungsaktion mit dabei, mehr nicht.“
„Hören Sie nicht auf ihn, Lady Ulverdale. Er ist einfach nur bescheiden.“
„Ich glaube, ich höre mir lieber Ihre Version der Geschichte an“, sagte Claudia.
„Gern, wann immer Sie möchten.“
Anthony stöhnte auf, aber sein Freund lachte nur. „Es nützt nichts, alter Junge. Ich fürchte, die Wahrheit wird ans Licht kommen.“
„Ich dachte, du bist auf meiner Seite.“
Falconbridge täuschte Erstaunen vor. „Wie kommst du denn auf den Gedanken?“
Alle lachten, und das Eis war ein für alle Mal gebrochen. Sabrina hakte sich bei Claudia ein.
„Wollen wir die Männer eine Weile allein lassen und nach nebenan gehen, wo es ein wenig kühler ist?“
Claudia nickte. „Das wäre angenehm. Diese Hitze ist wirklich ermüdend, nicht wahr?“
Ein Glas Früchtepunsch in der Hand, setzten sie sich auf ein leeres Sofa. Sabrina erwies sich als anregende Gesellschaft und war gerne bereit, von ihren Erfahrungen in Spanien zu erzählen. Claudia lauschte ihr mit gespannter Aufmerksamkeit.
„Ihr Gatte weigert sich zwar, es zuzugeben, aber glauben Sie mir, wir wären verloren gewesen, wenn er nicht im richtigen Augenblick aufgetaucht wäre.“
„Er und Colonel Falconbridge waren damals schon Freunde?“
„Ja. Sie dienten im selben Regiment und erlebten mehrere Schlachten
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