Historical Saison Band 20
Ahnung. Das wollte er ja herauskriegen. Meinte, er könnte nichts tun, bevor er nicht den Namen hätte.“
„Ich verstehe.“
„Anscheinend wollte man es so aussehen lassen, als wäre der Mörder irgendwie mit der Koalition verbunden.“
Anthony presste grimmig die Lippen zusammen und nickte dann. „Um so die alliierten Mächte zu destabilisieren. Sobald man die Alliierten entzweit hätte, wäre der Weg frei für Napoleon, der dann ohne größeren Widerstand durch Europa marschieren könnte.“
„Das bringt es so ziemlich auf den Punkt, schätze ich.“ Lebrun spuckte auf die Erde.
„Hat Poiret sonst noch etwas gesagt?“
„Nein, das war alles. Wir haben ihn danach nicht wiedergesehen.“
Anthony nickte, während er noch versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten. Dann warf er einige Münzen auf den Tisch, um für das Bier zu bezahlen, und erhob sich. „Ich bleibe in Kontakt.“
Saunière lächelte, wobei er seine gelblich verfärbten Zähne entblößte. „Sie wissen ja, wo Sie uns finden.“
Bei seiner Rückkehr stellte Anthony fest, dass Claudia noch nicht zu Hause war. Erst eine halbe Stunde später gesellte sie sich zu ihm in den Salon. Er stand an der Tür und sah ihr dabei zu, wie sie Spenzer und Hut ablegte. Der kleine Einkaufsausflug hatte ihr offenbar gutgetan. Noch nie hatte er sie so entspannt erlebt, und außerdem hatten die Sonne und die frische Luft Farbe auf ihre Wangen gezaubert und ein fröhliches Leuchten in ihre Augen.
Und dann drehte sie sich um und bemerkte ihn. „Anthony, ich wusste nicht, dass du schon zurück bist! Hattest du einen erfolgreichen Morgen?“
„In der Tat. Möchtest du darüber hören?“
„Selbstverständlich.“
Sie kam zu ihm, und er schloss die Tür des Salons hinter ihr. Claudia nahm auf dem Sofa Platz, verschränkte die Hände im Schoß und wartete gespannt. Er lehnte lässig am Kaminsims.
„Ich habe mich mit Lebrun und Saunière getroffen.“
„Ja?“
Während er ihr von dem Gespräch erzählte, wurde ihre Miene zunehmend düsterer. Wenn Poiret mit seiner Vermutung recht behalten sollte, standen sie vor einem ernsthaften Problem.
„Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie.
„Die Ohren aufsperren, wie immer.“
Sie nickte und seufzte. „Ich komme mir so nutzlos vor.“
„Dazu hast du keinen Grund. Du hast mehr als deine Pflicht getan.“
„Glaubst du, man kann Lebrun und Saunière trauen?“
„Wir müssen, bis wir vom Gegenteil überzeugt werden.“
Sie seufzte wieder. „Natürlich hast du recht. Dennoch will mir diese Sache einfach nicht gefallen.“
„Dann lass uns lieber von deinen Einkäufen sprechen.“
„Das scheint im Vergleich so banal. Aber gut. Ich habe einen wundervollen Stoffhändler gefunden und bei ihm einen herrlich fließenden Seidenstoff für eine Ballrobe erstanden.“
„Für den Ball bei den Somersets?“
„Ja. Deine Freunde werden dort sein, und ich möchte dir Ehre machen.“
„Das tust du immer.“ Er nahm ihre Hände. „Was immer du trägst, du wirst die schönste Frau im Saal sein.“
„Versuchst du etwa, mir mit Schmeicheleien den Kopf zu verdrehen?“
„Gern würde ich glauben, dass das in meiner Macht steht, aber ich weiß es besser.“ Bedächtig rückte er näher. „Also werde ich etwas anderes versuchen müssen.“
„Ach? Was denn?“
Seine Antwort war ein tiefer Kuss, der ihren Puls zum Rasen brachte. Sie schmiegte sich dichter an ihn und schlang die Arme um seinen Nacken. Plötzlich gab es nichts mehr für sie als diesen Mann, bei dem sie sich so lebendig fühlte wie noch nie. Der Kuss zog sich in die Länge, bis Claudia sich seufzend von ihm löste.
„Wirst du auf dem Ball den Walzer mit mir tanzen?“
„So oft du willst.“
„Es wird scheel angesehen, wenn ein Mann zu oft mit seiner Frau tanzt. Man wird dich für einen eifersüchtigen Gatten halten.“
„Ich bin ein eifersüchtiger Gatte, rasend eifersüchtig.“
„Aber das ist überhaupt nicht in Mode. Eine gewisse Gleichgültigkeit gehört heutzutage zum guten Ton.“
„Zum Teufel mit dem guten Ton“, antwortete er prompt und zog sie wieder an sich.
16. KAPITEL
D er Somerset-Ball war eine prachtvolle Angelegenheit. Hier versammelte sich die Crème de la Crème des englischen ton . Claudia und Anthony waren kaum angekommen, da kam ihnen Falconbridge mit einigen anderen Offizieren entgegen. Darunter waren ein paar weitere, die Anthony kannte, wie zum Beispiel Colonel Albermarle.
„Schön, Sie wiederzusehen,
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