Historical Saison Band 20
aber vorziehen, allein mit Ihnen zu reden.“
Claudia wies Lucy und den Lakaien an, hier auf sie zu warten, und zog Madeleine ein Stück fort.
„Und jetzt erzählen Sie mir, warum Sie gekommen sind.“
„Ich habe über das nachgedacht, was Sie sagten. Dass sie herausfinden möchten, wer Alain verraten hat. Ist das wahr?“
„Ja. Wir haben zusammen gearbeitet. Es ist pures Glück, dass ich nicht sein Schicksal teile. Falls Sie etwas wissen, flehe ich Sie an, es mir zu sagen.“
„Es ist nicht ganz wahr, dass Alain nie über seine Arbeit sprach. Viel hat er mir natürlich nicht erzählt, aber genug, um zu begreifen, dass sie geheim war. Sonst hätten Fouchés Männer auch kein so großes Interesse an ihm gehabt.“ Madeleine schluckte. „An einem Abend, ungefähr eine Woche, bevor er festgenommen wurde, bekamen wir Besuch von einem Mann. Er und Alain sprachen kurz im Flur. Ich konnte nichts verstehen, weil sie leise sprachen, aber ich konnte einen Blick auf den Mann erhaschen. Er war durchschnittlich groß, nicht dick, nicht dünn, und hatte hellbraunes Haar.“
Claudia verbarg ihre Enttäuschung. Diese Beschreibung traf auf die halbe Bevölkerung Frankreichs zu.
„Ich dachte nicht mehr daran“, fuhr Madeleine fort, „bis ich denselben Mann wenige Tage später wiedersah. Ich war auf dem Weg zum Markt, und er war an der Straßenecke auf der anderen Seite. Er sah mich nicht und war in ein Gespräch mit einem Mann vertieft, den ich kannte – ein Beamter der Pariser Polizei.“
„Woher wissen Sie das?“
„Er war unter den Offizieren, die einmal eine Razzia durchgeführt haben, in der Spielhölle, in der ich früher gearbeitet habe. Bevor ich Alain kennenlernte.“
„Ich verstehe.“
„Ich war sicher, dass da was faul war, und warnte Alain. Er schien darüber sehr aufgeregt und sagte, er müsse für eine Weile fort. Zuerst wollte er aber jemanden warnen. Und er bat mich, diese Warnung zu überbringen.“
„An wen?“
„An einen Mann namens Antoine Duval.“
Claudia stockte der Atem. „Ich bin froh, dass Sie ihn warnten.“
„War es denn wichtig?“
„Es rette zwei Menschen das Leben.“
„Wenigstens etwas.“
„Was geschah danach?“, wollte Claudia wissen.
„Ich war kaum zwanzig Minuten fort, aber als ich zurückkam, konnte ich gerade noch sehen, wie Alain von der Polizei abgeführt wurde. Eine Weile hatte ich so große Angst, dass ich nicht wusste, was ich tun sollte. Ich lief stundenlang in den Straßen umher, bis ich sicher sein konnte, dass die Luft rein war. Als ich zurückkam, war die Wohnung völlig auf den Kopf gestellt worden. Sie hatten sie gründlich durchsucht.“
„Was hofften sie denn zu finden?“
„Ich bin nicht sicher.“ Madeleine zögerte. „Vielleicht die Papiere, die Alain verbrannte, bevor sie ihn holen kamen.“
„Papiere?“
„Im Kamin brannte kein Feuer, als ich ging. Doch jetzt befand sich dort ein Häuflein Asche. Als ich genauer hinsah, fand ich das hier. Die Polizei muss es übersehen haben.“ Sie holte ein kleines, an den Rändern verkohltes Stück Papier aus der Tasche ihres Rockes. „Es sieht nicht nach viel aus, aber es könnte wichtig sein.“
Claudia nahm es in die Hand und prüfte es eingehend. Die eine Seite war unbeschriftet, auf der anderen standen jedoch einige wenige hastig geschriebene und kaum zu entziffernde Worte. Sie konnte ein él ausmachen und ein Wort, das mit einem ir zu enden schien. Das Papier war offenbar genau in der Mitte eines Namens durchgerissen worden: Willi. Claudia runzelte die Stirn. Auf den ersten Blick ergab es nicht viel Sinn, aber es war alles, was ihnen zur Verfügung stand.
„Ich danke Ihnen sehr dafür, Mademoiselle Fournier.“
„Da war noch etwas. Der Mann, der zum Haus kam, trug einen Ring. Er war aus Gold und eckig, wie ein Siegelring, mit einem flachen schwarzen Stein darin.“ Madeleine zuckte mit den Schultern. „Es ist keine große Hilfe, ich weiß.“
„Besser als nichts“, erwiderte Claudia freundlich. „Es war sehr tapfer von Ihnen, zu kommen, und ich bin Ihnen unendlich dankbar dafür.“
„Ich gehe jetzt besser. Ich weiß nicht, ob ich beobachtet werde, aber da Sie mich gefunden haben, können das sicher auch andere.“
Claudia nickte ernst. „Sie wissen, wo Sie mich finden, wenn Sie Hilfe brauchen.“ Sie reichte ihr ein Taschentuch, in das sie einige Münzen gewickelt hatte. „Inzwischen nehmen Sie bitte das für Ihre Mühe.“
Madeleine lächelte matt, bevor sie das Geld
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