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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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der unbeachtet zu Boden gefallen war. Was er sich in seiner Fantasie ausgemalt hatte, war im Verhältnis zu Deborah Napiers echten Küssen nur ein müder Abklatsch. Wenn diese faszinierende Frau mit seinem Alter Ego zusammenarbeiten wollte, war er nicht imstande, es ihr abzuschlagen, so verrückt und unglaublich riskant es auch war.
    Er begehrte sie. Noch wusste er nicht recht, was er mit diesem Gefühl anfangen sollte, doch ihm würde etwas einfallen. Er ließ sich aber nicht nur deshalb auf diese Verrücktheit ein. Nein, er tat es für sie. Um aus ihren betörenden Augen die Finsternis zu vertreiben. Um sie, wenn auch nur vorübergehend, aus ihrer Isolation zu erlösen, die sie sich auferlegt zu haben schien. Das war sein einziger Grund. Und gewiss der Hauptgrund.
    „Sind Sie ganz sicher, dass Sie es wirklich wollen?“, fragte er.
    Von den Wonnen des Kusses immer noch benommen und bemüht, diese empörende, ihr völlig neue Leidenschaft zu dämpfen, verstand sie im ersten Moment die Frage nicht einmal. Schließlich dämmerte es ihr, und sie lächelte. Nicht das knappe, höfliche Lächeln, hinter dem sie sich sonst verbarg, sondern ein echtes Strahlen, das ihre Augen leuchten ließ.
    „Oh ja“, sagte sie, „ich bin mir sicher.“
    Eine Woche verging, ehe sie wieder von ihm hörte. Eine Woche, während der sie wieder zur Vernunft kam und sich fragte, was in aller Welt sie geritten hatte.
    Einbruch, Diebstahl, Gesetzesbruch – immer wieder regte sich ihr Gewissen, und ihr Verstand warnte sie vor den möglichen Folgen. Nur ihr Herz wollte nicht hören. Ob sie ihn begleitete oder nicht, der Pfau würde seine Tat begehen. Er wurde nie erwischt. Und selbst wenn sie doch entdeckt werden würden: Gab es überhaupt einen Unterschied zwischen dem Gefängnis, das ihr Leben war, und dem echten Kerker?
    Und stets lösten sich ihre Zweifel in nichts auf, sobald sie zur Feder griff oder wieder einmal ihr Treffen mit Elliot durchspielte … oder wenn die Nacht hereinbrach. Dann wurde sie von glühender, verhängnisvoller Sehnsucht gepackt.
    Zum ersten Mal seit Langem wollte sie etwas unbedingt.
    Sie wollte diesen Nervenkitzel, wollte endlich wieder spüren, wie ihr das Blut heiß durch die Adern rann, wollte sich lebendig fühlen. Und außerdem war sie es ihrer Romanheldin Bella – die ihr durch ihre finstersten Zeiten geholfen hatte – schuldig. Deren nächstes Abenteuer wollte sie so authentisch wie möglich gestalten.
    Tatsächlich war es Bellas gnadenloser Mut, der Deborah beflügelte, wenn ihr Herz verzagte. Und durch Bellas Augen schaute sie etwa acht Tage später vom Fenster ihres kleinen Salons aus auf die schwach beleuchteten Straßen hinab, wobei sie vor Angst bebte – nicht vor dem Kommenden, sondern vor ihren Gefühlen, wenn Elliot doch nicht auftauchte.
    Weil er sein Versprechen so zögernd gegeben hatte, befürchtete sie, dass es er nur allzu leicht brechen könnte. Letztendlich wusste sie nichts von ihm, und obwohl er ihr seinen Namen genannt hatte, hatte sie keine Erkundigungen eingezogen, da sie weder vertrauenswürdige Freunde noch Dienstboten besaß. Und wie sah es mit ihm aus? Bisher war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass er Erkundigungen über sie eingeholt haben mochte. Jeremys Titel bedeutete ihr nichts. Die katastrophalen Umstände, in denen er sie zurückgelassen hatte, machten es ihr leicht, sich einer Gesellschaft fernzuhalten, die ihr schon während seiner Lebzeiten nur unwillig Zutritt gewährt hatte … nur leider war sie trotz allem immer noch die berüchtigte Dowager Duchess Kinsail. Und obwohl Jeremy seit zwei Jahren tot war, hatte niemand seine Schulden und die skandalösen Umstände seines Ablebens vergessen.
    Deborah ballte die Fäuste in den Taschen ihres weiten Mantels, den sie schon angelegt hatte. Nein! Elliot würde sie nicht verurteilen. Das konnte er nicht – niemand kannte die schmutzigen Einzelheiten ihrer Ehe. Er würde kommen. Schließlich hatte er ihr sein Wort gegeben. Nach einem raschen Blick hinunter auf die Straße fischte sie das Blatt mit seiner Nachricht hinter der Kaminuhr hervor und überflog es im Licht der einzigen Kerze.
    Heute Nacht ist es so weit. Fünfzehn Minuten nach Mitternacht werde ich Sie abholen. Wenn Sie es sich anders überlegt haben, geben Sie dem Jungen eine Botschaft mit.
    Keine Unterschrift. Kein Absender. Und der Straßenjunge, der ihr das Briefchen am frühen Nachmittag gebracht hatte, schwieg auf ihre Nachfragen hin beharrlich.
    Ganz

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