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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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bestimmt hätte Elliot Marchmont ihr doch nicht eine solche Nachricht zukommen lassen, wenn er ihretwegen Vorbehalte hegte? Sein anhaltendes Schweigen war eine Prüfung gewesen, die sie bestanden hatte. Er war an ihrer Vergangenheit nicht interessiert, und warum sollte er es auch sein? Außerdem, dachte sie trotzig, sind wir heute Nacht nicht Deborah Napier und Elliot Marchmont.
    Heute Nacht sind wir Bella Donna und der Pfau.
    Sie lächelte und schob ihre letzten Zweifel beiseite, als die Uhr zwölf schlug. Mitternacht. Geisterstunde. Die Stunde der Verwandlung und der Magie. Bella Donnas liebste Uhrzeit.
    Sie erwartete ihn auf ihrer Türschwelle. Als er um die Ecke bog, sah er den hellen Schimmer ihres Haares, das sich scharf von ihrer dunklen Kleidung abhob. Sollte er sich nun freuen oder doch Bedenken haben? Keine Frage, natürlich kannte er seine Gefühle ganz genau. Eilig überquerte er die Straße. So waghalsig, töricht, verrückt es war, sie mitzunehmen – er wollte es. Nicht nur, weil er neugierig war, nicht nur, weil er sie begehrte. Beides gehörte dazu, doch was genau es war, wusste er nicht. Das Unbekannte vielleicht? Etwas anderes? Mehr als das? Es war ihm einerlei. In diesem Augenblick zählte nur eines: dass sie hier war.
    Sie trug einen langen, weiten Mantel. Keine Handschuhe. Als er ihre Hände ergriff, waren sie eiskalt. Sie lächelte zaghaft. „Es ist noch nicht zu spät. Sie können immer noch absagen“, sagte er sanft, doch sie schüttelte den Kopf und warf ihm diesen Blick zu, den er nun schon kannte, diesen hochmütigen, entschiedenen Blick. Wusste sie, wie sehr sie ihn damit herausforderte? Er bezweifelte es. „Sind Sie sich sicher?“
    Als sie zu ihm aufsah, spürte sie unvermittelt, heftig wie einen Schlag, die Anziehungskraft zwischen ihnen. Sie entzog ihm ihre Hände. „Wohin geht es?“
    „Sie werden sehen.“
    „Haben Sie eine Kutsche dabei?“
    „So weit ist es nicht.“
    Deborah schnappte nach Luft. „Sie meinen, wir werden … hier in der Stadt? Aber ist das nicht zu …“
    „Riskant? Ich dachte, darum ginge es?“
    Ein Zittern durchlief sie. Sie hatte sich etwas wie Kinsail Manor vorgestellt. Einen ruhigen Landsitz, finstere Nacht. Einen kurzen Moment wurde ihr die Realität bewusst. Straßenlaternen, Nachtwächter, nächtliche Heimkehrer. Und bestimmt musste man mit mehr Schlössern, Riegeln und Dienstboten rechnen.
    „Haben Sie Bedenken, Lady Kinsail?“
    Sein spöttischer Ton ließ sie die Schultern straffen. „Nein. Und nennen Sie mich nicht so.“
    „Deborah.“
    So wie er den Namen aussprach – ein wenig verrucht und heiser – ging es ihr durch und durch. Seine Nähe drohte sie zu überwältigen. Um davon abzulenken, schob sie ihren Mantel auseinander. „Was halten Sie von meiner Kleidung? Ist sie zum Einbrechen geeignet?“
    Die Reithosen und Stiefel zeigten endlos lange Beine. Blut schoss in Elliots Lenden. Er wagte nicht, sich ihr Gesäß in dieser Hülle vorzustellen, oder dass sie diese märchenhaften Beine um ihn schlang. Trug sie unter diesem Mantel ein Korsett? „Sie ist sehr …“
    Erotisch? Aufreizend? Du lieber Gott!
    Er führte den Satz wohlweislich nicht zu Ende und riss sich von dem verlockenden Anblick los. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich meinen, dies wäre nicht Ihr erstes Mal.“
    „Ich fand die Sachen in einem alten Koffer, als ich in das Haus einzog. Sie müssen dem vorigen Mieter gehört haben. Ich verwahrte sie, aber sie wurden nie abgeholt. Der Mann muss recht schlank gewesen sein, denn sie passen mir hervorragend. Finden Sie nicht?“
    „Wir machen uns jetzt besser auf den Weg“, sagte er brüsk.
    Damit überquerte er die Straße erneut und Deborah eilte ihm nach, wobei sie sich wieder fest in den Mantel hüllte und ihren Hut tiefer in die Stirn zog. „Wohin gehen wir? Was werden wir stehlen? Bei wem brechen wir ein?“, fragte sie atemlos, denn sie musste sich anstrengen, mit ihm Schritt zu halten. Er wandte sich Richtung Hyde Park, vermied jedoch die Hauptstraßen und wählte stattdessen den Weg entlang der Neubauten im Osten von Hans Town.
    „Je weniger Sie wissen, umso besser“, erwiderte er.
    Dann ging es gen Westen entlang der Pferdeställe über unebenen Grund aus Pflastersteinen und morastigen Wegen. Hinter dem Berkeley Square wurden die Gebäude großartiger. Schließlich zog Elliot sie ein paar flache Stufen hinab in den Schatten einer Kellertür. Sie bebte vor Anspannung, als sie nun, nach oben

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