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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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schauend, eine scheinbar nicht enden wollende Hausmauer vor sich aufragen sah. „Wir sind am Grosvenor Square“, hauchte sie.
    Elliot nickte. Sie konnte ihn lächeln sehen, und ihr fiel ein, was ihr erster Eindruck von ihm gewesen war. Gefährlich … und unwiderstehlich. Ihre Furcht wurde von freudiger Erwartung verdrängt. Prickelnd wie Schaumwein brauste das Blut durch ihre Adern. „Hier ist es?“ Ehrfürchtig betrachtete sie das elegante Stadtpalais, seine unzähligen Reihen leerer Fenster, die wie die geschlossenen Augen eines Schlafenden wirkten.
    „Jetzt ist die letzte Gelegenheit, abzubrechen. Danach gibt es kein Zurück mehr, verstehen Sie?“
    Er stand dicht genug bei ihr, dass sie seine fieberhafte Erregung spürte. Es war ansteckend. Deborahs Magen verkrampfte sich. Doch sie nickte.
    Da lachte er – leise, aber herzhaft. Wie damals im Park von Kinsail Manor, als sie ihn das erste Mal getroffen hatte.
    „Also gut“, flüsterte er. „Dann hören Sie jetzt sorgfältig zu.“
    Langsam und systematisch erläuterte er ihr seinen Plan. Jede Einzelheit musste er durch minutiöse Beobachtungen und Erkundungen zusammengetragen haben. Es war beeindruckend. Nun verstand sie auch, warum er sich erst nach mehr als einer Woche gemeldet hatte. Sie wagte kaum zu atmen, um nicht ein einziges Wort zu verpassen; dann wiederholte sie jeden Schritt ganz penibel, denn sie wollte sich seines Vertrauens wert erweisen.
    „Perfekt. Ihr Gedächtnis ist hervorragend“, lobte er.
    „Und Sie sind beeindruckend gut vorbereitet.“ Deborah lächelte herausfordernd.
    „Bereit sein ist alles. Ich habe jede Menge Übung.“
    „Zweifellos dank Ihrer Militärausbildung. Wenn die nur wüssten …“
    „Dank der erwarte ich auch unbedingten Gehorsam. Vergessen Sie das nicht.“
    „Verstanden!“, sagte sie und salutierte zum Spaß, was ihn lächeln ließ.
    In der Ferne rief der Nachtwächter die Uhrzeit aus. Das Palais lag völlig dunkel da. Wenn der Minister morgen erwachte, würde er um einiges ärmer sein, und gewinnen würden die Männer, die der Mann einst geschädigt hatte. Damit wäre der Gerechtigkeit, die zu gewährleisten die Regierung anscheinend nicht fähig war, genüge getan. Der befriedigende Gedanke wärmte Elliot. „Bereit?“, fragte er.
    Deborah nickte. Im schwachen Schein der Gaslaternen glänzten ihre Augen. Er beugte sich vor und drückte einen Kuss auf ihre eiskalten Lippen. „Dann los.“
    Zwar hatte er das Schloss rasch geöffnet, doch die Tür an dieser Seite wurde noch von innen durch einen Riegel gesichert. Das hatte er jedoch erwartet. Die unteren Fenster waren vergittert. Die Verbrechenswelle, die die aufrechten Londoner Bürger eben den Soldaten anlasteten, die sie während des Krieges unmäßig verehrt hatten, füllte die Kassen der Schlosser und Eisenwarenhändler.
    Mit einem Nicken bedeutete Elliot Deborah, oben auf den Stufen ihren Posten als Späherin einzunehmen, dann wickelte er ein langes Seil von seiner Taille ab. Sein Regimentsschmied hatte den Haken an dessen Ende nach seinen Angaben gefertigt. Die darum gewundene Baumwolle dämpfte das Geräusch, als der Haken gleich beim ersten Wurf sein Ziel fand. Mit einem scharfen Ruck testete Elliot, ob das Gerät fest eingerastet war, dann kletterte er flink zum ersten Stockwerk hinauf.
    Das Fenster zu öffnen war ein Leichtes, Sekunden später war das Seil eingeholt, der Haken gelöst, das Fenster wieder geschlossen, und er schlich verstohlen hinab in das Untergeschoss.
    Deborah wartete schon an der Tür, als er den Riegel zurückschob. Leise schlüpfte sie in den engen Gang und folgte ihm erst durch die Küche, wo das glimmende Feuer ein wenig Licht schuf, und dann die düstere Dienstbotenstiege hinauf in die Herrschaftsräume.
    Die Laterne zu benutzen wagte er nicht, doch konnte Deborah offensichtlich im Dunklen ebenso gut sehen wie er selbst und geriet nicht ins Stolpern. Ihr Mut beeindruckte ihn, und es war erregend, sie da hinter sich zu wissen.
    Das Gemälde befand sich im Arbeitszimmer, gegenüber dem Raum, in den er eingebrochen war. „Ein frühes Porträt von Philip IV.“, flüsterte er Deborah zu. „Ich hatte es kleiner in Erinnerung. Aber nun, als ich es das letzte Mal sah, hing es in einem wesentlich größeren Raum.“
    Sie betrachtete das Bild. Es war eine gelungene Arbeit, trotzdem gefiel es ihr nicht. „Sie haben es schon einmal gesehen, sagten Sie?“
    „In Madrid, im Haus eines unserer spanischen

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