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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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Dach. Halbkreisförmige Stufen führten zu dem von zwei dorischen Säulen eingerahmten Portal, in dessen Giebel der Leitsatz der Institution eingemeißelt war. Nil desperandum , las sie. Sie musterte die blanken Scheiben, die glänzende Messingklinke samt Klopfer und die weiß gescheuerten Stufen. „Sichtlich ein leuchtendes Beispiel der Reinlichkeit, aber um was handelt es sich?“
    Elliot betätigte den Türklopfer. „Während der letzten Kriegsjahre war es ein Militärhospital, das aber nach Waterloo geschlossen wurde – obwohl immer noch unzählige Männer dringend hätten medizinisch versorgt werden müssen. Bis etwa eine Amputationswunde ausheilt, ist es oft ein langwieriger Prozess. Außerdem kamen viele Männer mit Wechselfieber infiziert aus Spanien und Portugal zurück. Und manche … manche waren geistig verwirrt. Die armen Teufel landeten in Bethlam und ähnlichen Häusern.“
    Die Tür wurde von einem nicht mehr ganz jungen Mann in schlichter schwarzer Livree geöffnet. Aus dem linken Hosenbein ragte ein hölzerner Stumpf heraus. Als er Elliot erkannte, nahm er forsch Haltung an und salutierte.“
    „Major Marchmont, Sir!“
    „Schön, Sie zu sehen, Sergeant Lyle. Dies ist …“
    „Mrs Napier“, warf Deborah rasch ein. „Guten Tag.“
    „Mrs Napier ist an Ihrer Arbeit hier interessiert. Ich möchte sie gern herumführen, wenn es recht ist?“
    „Aber gewiss, Sir. Wenn ich irgendwie helfen kann, rufen Sie mich einfach. Und ich behalte auch besser Ihren Wagen im Auge.“ Er warf einen missbilligenden Blick auf den Jungen, der die Zügel hielt.
    „Lyle war zwanzig Jahre in der Armee. In Spanien hat er unter mir gedient. Er kannte Harry. Vielleicht möchtest du später einmal mit ihm sprechen“, sagte Elliot während er Deborah durch eine Tür in der Eingangshalle führte.
    Dahinter schlug ihnen unbändiger Lärm entgegen, sodass Deborah auf der Schwelle verharrte und erstaunt umherschaute. Sie standen in einem großen Raum, der sich anscheinend über die gesamte Breite des Hauses erstreckte. Durch die Fenster an den drei Außenseiten schien hell die Vormittagssonne auf emsig beschäftigte Menschen.
    Elliot hob seine Stimme, um den chaotischen Lärm zu übertönen. „Was die meisten Männer wollen, ist Arbeit, auch wenn die Presse es uns anders glauben machen möchte. Aber für die mit Amputationen ist es so gut wie unmöglich, eine Anstellung zu finden, weil es für sie keine künstlichen Gliedmaßen gibt, und Rollstühle für kaum einen erschwinglich sind.“
    „Also hast du eine Werkstatt eingerichtet, um sie mit dem Nötigsten zu versorgen.“ Ehrfürchtig schaute Deborah umher. „Und wer könnte die Dinge besser fertigen als die, die sie selbst brauchen“, fügte sie hinzu, da sie inzwischen bemerkt hatte, dass jeder, der hier arbeitete, eine Amputation hinter sich hatte. „Darf ich mir alles aus der Nähe ansehen?“
    „Aber sicher; lass dir von unserem Captain Symington hier alles erklären. Er ist der Verantwortliche. Wie geht’s, George?“
    Der Captain grinste und schlug Elliot auf die Schulter. „Wir haben uns schon gewundert, warum du deine hässliche Visage so lange nicht gezeigt hast.“ Er warf einen vielsagenden Blick zu Deborah.
    „Dies ist Mrs Napier. Sie würde gern mehr über eure Arbeit erfahren“, sagte Elliot reserviert.
    „Guten Tag, Madam.“ Captain Symington verbeugte sich.
    „Captain Symington, sehr erfreut.“ Nur zögernd streckte Deborah ihm ihre Hand entgegen, denn der rechte Ärmel des Mannes war leer. Doch der Captain reichte ihr ganz natürlich seine Linke.
    „Warum überlässt du Mrs Napier nicht mir?“, wandte er sich an Elliot. „Wir haben nicht oft so reizende Gesellschaft, und das ist ganz bestimmt das erste Mal, dass du sie mitbringst. Lass uns ruhig allein. Geh nur, das ist ein Befehl. Du weißt ja, hier hast du nicht den höheren Rang.“
    „Deborah?“
    „Das ist schon recht, Elliot.“
    Er blieb ungern zurück, denn er konnte sich Georges Gründe denken. Der Charmeur stützte sich schon auf Deborahs Arm. Was er sagte war nicht zu verstehen, doch er beugte sich verflixt nahe an ihr Ohr. Und Deborah lächelte ihn an, verdammt! Am liebsten würde er sie warnen!
    Seufzend lockerte Elliot die Fäuste. Was konnte ihr schon in dieser bevölkerten Werkstätte geschehen? Ihm kamen sofort diverse Dinge in den Sinn. Der Captain würde sich etwaiger Zudringlichkeiten durch die Männer gebührend annehmen, und wenn George selbst zudringlich

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