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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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wollte. „Elliot.“
    Sein Lachen verblasste, als er ihre Hand umfing, die sie nach ihm ausstreckte. Sie sah ihr Verlangen in seinen Augen gespiegelt, und dessen Intensität brachte sie zur Vernunft. „Ich sollte jetzt besser gehen.“
    Er zögerte, verschränkte seine Finger mit den ihren, nickte dann aber. „Ja, ich denke auch.“ Er klingelte und bat den Diener, einen Wagen zu besorgen; dann half er ihr, ihre Handschuhe zuzuknöpfen. „Ich werde dich morgen abholen.“
    „Ja.“
    „Deborah.“ Er hob ihr Kinn an, sodass sie ihm in die Augen schauen musste. „Ob nun bekleidet oder splitternackt, du bist die einzige Frau, mit der ich mitten am Tag Champagner trinken will. Eigentlich auch mitten in der Nacht. Das ist ein Versprechen.“
    „Oh …“
    „Genau.“ Erleichtert sah er, dass sie wieder lächelte. Dann rückte er ihren Hut gerade. Und er hätte sie erneut geküsst, wenn nicht der Diener sie mit der Meldung unterbrochen hätte, dass die Droschke wartete.
    „Ich dachte, wir fangen in den Werkstätten in Spitalsfield an“, sagte Elliot und streckte Deborah die Hand entgegen, um ihr in seinen Wagen zu helfen. Er nahm die Zügel auf und ließ die Pferde in forschen Trab fallen. Um diese Tageszeit herrschte nur mäßiger Verkehr. „Wie geht es deinem Kopf heute?“
    „Er ist viel klarer, danke“, antwortete Deborah steif, den Blick unverwandt geradeaus gerichtet.
    „Du brauchst nicht verlegen zu sein.“
    „In der Droschke bekam ich Schluckauf. Ich bin achtundzwanzig, weit über das Schluckauf-Alter hinaus. Es war so peinlich.“
    „Ich fand dich ganz entzückend, so ein bisschen beschwipst.“
    „Ich war nicht beschwipst“, rief sie indigniert. „Ein wenig benebelt, aber keineswegs hatte ich schwer geladen“, fügte sie schalkhaft lächelnd hinzu.
    Elliot lachte laut heraus. „Woher zum Kuckuck kennst du diesen Ausdruck?“
    Deborah schmunzelte. „Ich habe meine Quellen.“
    „ Touché, Madame!“
    Heute trug sie eins ihrer älteren Ensembles, in verwaschenem Blau mit grauer Pelisse und schlichter grauer Haube. Praktisch und angesichts ihres angestrebten Ziels ausgesprochen passend, doch Elliot sah sehr erfreut, dass ihre Stimmung nicht so streng und nüchtern war wie ihre Kleidung. Ihr Sinn für Humor ähnelte seinem. Allein schon sie an seiner Seite zu haben, machte ihm Freude. Nicht nur ihre körperliche Nähe – ihre Röcke streiften seinen Schenkel, und ihre Schulter stieß, wenn der Wagen schwankte, an die seine – nein, es war mehr als das. Es war sie als Person, das, was sie ausmachte.
    Während sie die Stadthäuser und fein gepflegten Plätze des Westends hinter sich ließen, begann sie, ihn auszufragen, wobei sie fortwährend in ein kleines Buch kritzelte, das sie samt einem feinen silbernen Stift aus ihrer Tasche gezogen hatte. Offensichtlich hatte sie die Fragen zuvor in ihrem Notizbuch vermerkt, wie Elliot amüsiert bemerkte, als sie eine mit dem Stift abhakte. „Also, gründlich bist du, das muss man dir lassen. Wie du dich vorbereitet hast, ist beeindruckend.“
    „Ich möchte es so gut wie möglich machen. Lachst du über mich?“
    „Nein, ehrlich, ich bin beeindruckt.“
    „Ich weiß, wie wichtig es ist.“
    „Uns beiden“, erwiderte er. Inzwischen näherten sie sich Spitalfields. Obwohl sein Karriol eher schmuck als hochmodisch war und das Gespann zweckmäßig, doch nicht extravagant, erregten sie dennoch viel Aufsehen.
    Für Deborah war es wie eine andere Welt. Schmutzige, spärlich bekleidete Kinder mit blassen Gesichtchen gafften ihnen aus großen Augen nach, und zerlumpte Männer beugten sich über wackelige Handkarren. Aus der offenen Tür einer Kneipe drang lautes Geschrei. Die Rinnsteine quollen über von Abfällen, an denen sich Hunde, Katzen und riesige Ratten gütlich taten. Es roch abscheulich. Die Luft war schwer und faulig, Gebäude und Menschen wirkten farblos, wie ausgewaschen. Entsetzt und nicht wenig verstört steckte Deborah ihr Notizbuch ein und schob sich dichter an Elliot.
    An der Dorset Street vorbei näherten sie sich Christ Church. „Hier ist es etwas besser“, erklärte Elliot, „zumindest ist das Wasser sauberer, aber trotzdem gibt es oft Seuchen.“ Vor einem großen Gebäude in sichtlich besserem Zustand hielt er an.
    Während er einem eifrigen kleinen Bürschchen die Wache über das Karriol übertrug, betrachtete Deborah das Haus: ein unaufdringliches Bauwerk aus rotem Ziegelstein, zweigeschossig, mit Mansardenräumen unter dem

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