Historical Saison Band 20
trösten können, sein Leben weniger elend machen können. Aber sie hatte ja nichts gewusst! Er hatte ihr nicht vertraut. Sie straffte die Schultern und musterte ihr Bild in dem Glas genauer. „Es war nicht mein Fehler.“ Das klang doch schon besser. „Ich habe nicht versagt, weil er es mir unmöglich machte, etwas für ihn zu tun.“
Jeremy hatte sich geschämt, und sein wiederholtes Versagen hatte seine Scham verstärkt. Das sah sie nun. Sie nickte. „Ja, das sehe ich jetzt. Er hätte es mir sagen müssen.“ Noch einmal nickte sie. „Es war nicht mein Fehler.“ Das klang überzeugend. „Ich bin keine Versagerin.“ Noch überzeugender.
Auch Elliot fand das nicht. „Elliot …“ Voller Freude sagte sie seinen Namen und lächelte. Sie liebte ihn. Zum ersten Mal spürte sie dieses warme Glühen, das, wie sie bis dahin gemeint hatte, eine Erfindung der Liebesromanautoren war. „Ich liebe ihn.“ Sehr überzeugend. Sie atmete tief ein. „Und Elliot, Elliot liebt mich.“ Nun lächelte sie geradezu närrisch. Und diese Wärme breitete sich weiter in ihr aus.
Ob es zu spät war? Aber die besten Dinge waren einen Kampf wert. Und Elliot war das Beste, das ihr je begegnet war, nur: Was konnte sie tun, um ihm zu zeigen, dass sie ihre Einstellung geändert hatte? Sie hatte keine Ahnung, doch sie musste es irgendwie versuchen. Manchmal musste man etwas riskieren. Und war die Liebe nicht ein Risiko wert?
„Oh, du lieber Gott! Ein größeres Risiko bin ich noch nie eingegangen!“ Aufgeregt lief sie im Zimmer hin und her. Sie durfte Elliot nicht verletzen. Das wäre ihr unerträglich. Aber wenn er sie wirklich und ehrlich liebte, hatte sie ihn dann nicht schon verletzt? Was war schlimmer, versuchen oder unterlassen?
Dumme Frage.
Es dämmerte schon, da kam ihr plötzlich die rettende Lösung. Es wäre Maß für Maß. Unwillkürlich lächelte sie. Ein Neubeginn da, wo alles begonnen hatte, nur dass dieses Mal sie beide das Delikt begehen würden. Es war Rebellion, und es war gewagt, es war strafbar, und der zusätzliche Reiz an der Tat war, dass sie Jeremys nächsten Mitverschwörer unverzeihbar und zutiefst treffen würden. Sie triumphierte. Es war perfekt! Wenn sie nur Elliot überreden konnte.
„Er liebt mich. Ich liebe ihn. Ein Fehlschlag steht nicht zur Debatte“, sagte sie ihrem Spiegelbild. Dann stürzte sie sich in ihre Kleider und hastete hinunter in ihren Salon. Sie musste Pläne machen.
Nachdem Elliot sich von Lizzie und Alex verabschiedet hatte, kehrt er niedergeschlagen nach Hause zurück. Ihr offen zur Schau getragenes Eheglück war für ihn unerträglich. Er sagte sich, die Zeit werde seine Wunden heilen. Noch so ein altes Sprichwort, an das er nicht glaubte.
Zwar war er wütend und verletzt von Deborahs Zurückweisung, doch hatte ihn die Hoffnung aufrechterhalten, dass sie es sich anders überlegen werde. Wenn sie noch einmal gründlich nachdachte, würde sie einsehen, dass er recht hatte.
Doch die Tage vergingen ohne auch nur ein Wort von ihr, und seine Zuversicht schwand. Die Nächte waren elend. Wenn er schlief, träumte er grässliche Träume, in denen er rannte und rannte und nie irgendwo ankam. Dann wachte er schwitzend und nach Atem ringend auf, und Verzweiflung übermannte ihn.
Deborah kam nicht. Immer und immer wieder machte er sich auf den Weg zu ihr, nur um kurz vorher umzukehren. Sein ganzes Leben lang hatte er auf die Liebe gewartet, nun wollte er sie nicht gefährden.
Deprimiert ließ er sich an seinem Kamin nieder und fragte sich, wie er den restlichen Tag herumbringen sollte, als sein Bursche ihm eine Nachricht brachte. Die vertraute unordentliche Schrift ließ sein Herz wie rasend schlagen. Hastig brach er das Siegel.
Morgen früh ist es so weit, las er, dann zog er die Brauen zusammen. Im Prinzip seine eigenen Worte; er erinnerte sich noch deutlich, wie die Nachricht lautete, die er ihr beim ersten Mal geschrieben hatte. Nicht ganz das, was er erwartet hatte, doch sie tat ja nie, was er erwartete.
Um neun Uhr werde ich dich abholen. Morgens? Was hatte sie vor?
Bring dein übliches Zubehör mit. Einbruch am helllichten Tage?
Wenn du an diesem letzten Coup nicht teilnehmen willst, gib dem Jungen eine Botschaft mit. Keine Unterschrift. Die Rückseite war unbeschriftet. Kurz und bündig und auf den Punkt. Zum ersten Mal seit Tagen lächelte er. Sie würden zusammen sein. Er konnte hoffen.
„Wollen Sie antworten, Sir? Der Junge wartet.“
„Gib ihm ein Sixpence-Stück
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