Historical Saison Band 20
angesichts ihres Elends. „Deborah, ich liebe dich“, wiederholte er, sich an diese eine Gewissheit klammernd. „Ich liebe dich, und das Gefühl wird nie vergehen. Und auch du könntest es fühlen, wenn du nur endlich loslassen wolltest. Wenn du nur ein klein wenig an dich selbst glauben würdest.“
„An mich selbst glauben? Sieben Jahre war ich verheiratet, und mein Ehemann brachte es nicht über sich, mir zu vertrauen! Sieben Jahre lang, dazu die zwei meiner Witwenschaft, und nicht ein Mensch schätzte mich genug, um mir zu sagen, was anscheinend alle Welt wusste!“
„Deborah, Lizzie behauptete nicht, dass es allgemein …“
Taub für alles fuhr Deborah fort: „Wie stehe ich denn da, da mein eigener Gemahl mich in einer so gravierenden, so grundsätzlichen Sache belog? An was soll ich denn glauben, außer dass ich allen, die ich liebe, nur Elend und Unglück bringe?“
Er suchte nach Worten, doch als er ihr gramverzerrtes Gesicht sah, konnte er an nichts anderes denken, als dass er das alles ungeschehen und ungesagt machen wollte. Aber wo wären sie dann? Wieder genau da, wo sie begonnen hatten, wo alles noch gesagt werden musste. Nie im Leben hatte er etwas mehr gewünscht, als ihr den Schmerz zu nehmen, und nie war ihm etwas so unerreichbar erschienen. Er kämpfte um Haltung, rief sich das alte Sprichwort ins Gedächtnis, dass Liebe über alles siegt … nur hatte er nie so recht an Sprichworte geglaubt.
Er liebte sie, das Herz schmerzte ihn vor Liebe, doch selbst wenn es ihm gelänge, sie zum Zuhören zu bringen, ihr seine Gefühle glaubhaft zu machen, was würde es ändern? Er hatte gedacht, seine Enthüllung werde den Weg in eine glückliche Zukunft ebnen. Stattdessen hatte er anscheinend ein unüberwindbares Hindernis aufgebaut.
Elliot nahm Hut und Handschuhe. Seine Füße waren wie aus Blei, seine Bewegungen unsäglich schwerfällig. Schon schien Deborah meilenweit entfernt zu sein, unerreichbar für ihn. „Ich liebe dich“, sagte er mit gebrochener Stimme, voller Angst es ihr nie wieder sagen zu dürfen. „Das wird sich nie ändern, doch solange du dich nicht änderst, hat es keinen Sinn, dem irgendetwas hinzuzufügen.“ Er wartete, doch sie regte sich nicht, sagte kein Wort. Da ging er.
11. KAPITEL
L änger als eine Woche kämpfte Deborah darum, sich mit dem abzufinden, was geschehen war. Die erschreckende Wahrheit wurzelte jedoch umso tiefer, je mehr sie sie zu verdrängen suchte.
Sie liebte Elliot.
Sie liebte ihn und hatte sich nie im Leben so ganz und gar elend gefühlt. Diese Liebe, die sie ihm nie würde gestehen können, war Folter. Sie verstärkte diese Folter, indem sie schluchzend über sentimentalen Liebesgeschichten hockte, die sie vormals verachtet hatte, und zog mageren Trost daraus, dass sie die glücklichen Endungen in unglückliche umdichtete. Stunden saß sie herum und starrte in die Luft, malte sich aus, wie sie mit Elliot in rosenumrankten Cottages glücklich bis an ihr seliges Ende leben könnte. Obwohl sie Cottages verabscheute und schon allein die Vorstellung von Elliot, wie er den Rest seines Lebens seinen Garten pflegte, sie zum Lachen brachte. Ein trauriges, bitteres Lachen.
Doch all das strengte an und nützte nichts. Sie wurde müde und deprimiert und endlich, in der durch Lethargie erzeugten Leere, erwachte ihr Kampfgeist wieder. Sie liebte Elliot, liebte ihn zutiefst, mit Körper, Herz und Seele! Die Liebe zu ihm lehrte sie, dass, was sie für Jeremy empfunden hatte, nur ein blasser Abklatsch wahrer Liebe gewesen war. Geliebt hatte sie nur die Vorstellung, zu lieben, mehr nicht.
Der arme Jeremy. Wenn er ihr sein Geheimnis anvertraut, ihr Verständnis geweckt hätte, wäre sie vielleicht eine besser Gemahlin geworden, und dann vielleicht …
Ja, was denn? Deborah raffte sich aus dem Bett auf und setzte sich vor den Spiegel. „Ehrlich“, sagte sie zu ihrem Abbild, „was, glaubst du denn, hättest du tun können?“
Da! Elliot hatte recht. Sie hatte nicht versagt. Denn was immer sie unternommen hätte, niemals hätte Jeremy sie lieben können.
„Ich bin keine Versagerin“, flüsterte sie versuchshalber, doch den Worten fehlte Zuversicht. Weil sie eben doch versagt hatte, oder? Sie hatte nicht erkannt, was jedermann sonst wusste. Und ihr Nichtwissen hatte es ihr unmöglich gemacht, Jeremy Trost zu spenden, hatte sogar Jeremy gezwungen, seine fruchtlosen Versuche fortzuführen …
Mitleid erfasste sie, dann Schuld. Sie hätte ihm helfen, ihn
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