Historical Saison Band 20
Niederkunft oder verbluten oder erleiden ein Kindbettfieber …“
Claudine hatte ihr mit wachsender Unruhe zugehört. Gelegentlich hatte sie darüber nachgedacht, was wohl nach der Hochzeit geschah, aber in ihrer Vorstellung hatte es nur Händchenhalten und Küssen gegeben, und einige Zeit später kam ein Kind zur Welt. Niemals hätte sie geglaubt, dass dazwischen so fürchterliche Dinge geschahen, wie Mrs Failsworth sie beschrieben hatte. Und doch schien dies das unausweichliche Schicksal einer jeden Frau zu sein.
Die Gesellschaft sah als einzige Karriere für eine Frau von Stand die Ehe vor. Im Grunde war es eine Art Geschäftsabkommen, wie Claudine sehr wohl wusste, das weder auf persönliche Neigungen noch auf Gefühle Rücksicht nahm.
Sie selbst hatte jedenfalls keine Wahl gehabt. Im Haus ihres Vaters war sein Wille Gesetz gewesen. Claudine war erst von ihrer bevorstehenden Heirat in Kenntnis gesetzt worden, als bereits alles unterschrieben und besiegelt gewesen war. Natürlich war all das sehr lange her. Damals war sie noch ein Kind gewesen. Und ihre Ehe existierte ohnehin nur noch auf dem Papier. Inzwischen war sie verheirateten Frauen begegnet, die mit ihrem Schicksal zufrieden zu sein schienen, einige sogar glücklich. Waren sie es wirklich, oder gaben sie nur vor, es zu sein, und machten sozusagen gute Miene zum bösen Spiel?
Dass eine Frau sich tatsächlich freiwillig dazu hergeben konnte, sich jede Nacht dem Willen eines anderen Mannes zu unterwerfen, war etwas, das Claudine nie für möglich gehalten hätte, bis sie mit der Wirklichkeit konfrontiert worden war. Fanden Madame Renauds Mädchen Vergnügen an dem, was sie taten, oder waren sie aus der Not heraus dazu gezwungen? Mrs Failsworth hatte jedenfalls behauptet, dass nur Frauen eines bestimmten Schlages die Intimitäten mit einem Mann genossen. War es also möglich, die körperliche Vereinigung zu genießen, selbst wenn es außerhalb der Ehe geschah? Konnte eine Frau sich danach sehnen, wenn sie doch wusste, dass sie dabei ein Kind empfangen könnte? Gewiss wollte doch keine Frau eine Geburt ertragen müssen, noch viel weniger, wenn sie unverheiratet war und Schimpf und Schande die Folgen sein würden. Es war sehr verwirrend.
Madame Renauds Arbeitsumfeld war eine ganz andere Welt als die, in der Claudine sich bewegte. Beim ersten Besuch hatte sie nicht gewusst, welcher Art dieses Etablissement war. Man hatte ihr nur die Adresse gegeben und den Namen der Person, die sie dort treffen sollte. Erst nachdem sie das Haus betreten hatte, hatte sie die Wahrheit erkannt. Während sie sich nicht gescheut hatte, zu zwielichtigen Herbergen und Spielhöllen geschickt zu werden, übertraf dies doch alles. Sie hatte sich bei ihrem Auftraggeber beschwert, als er sie beim nächsten Mal erneut dorthin schicken wollte.
Paul Genet hatte sie belustigt angesehen. „Ich hielt Sie nicht für so zimperlich, Claudine.“
„Ich bin nicht zimperlich. Allerdings finde ich, Sie hätten mich vorher davon in Kenntnis setzen können, was mich erwartete.“
„Sie brauchen sich nicht zu sorgen, meine Liebe. Sie werden nur einige Minuten dort sein, gerade lange genug, um Ihre Kontaktperson zu treffen und die Information zu bekommen, die wir brauchen.“
„Warum gerade dort, wenn es doch Dutzende anderer Orte geben muss?“
„Weil wir uns bei Madame Renaud darauf verlassen können, dass sie den Mund halten wird. Ich gebe zu, es ist nicht das seriöseste Etablissement von Paris, aber es ist sicher, und die Informationen, die wir erhalten, sind für die britische Armee unverzichtbar. Außerdem sind Sie eine erfahrene, vertrauenswürdige Agentin.“
Claudine schüttelte den Kopf. „Sparen Sie sich Ihre Schmeicheleien für jemanden, der sie zu schätzen weiß.“
„Ich schmeichle Ihnen nicht. Sie arbeiten für mich, weil Sie gut sind.“
Claudine musterte ihren Gesprächspartner. Sie schätzte ihn auf Mitte Vierzig. Er war zurückhaltend gekleidet, nicht besonders hoch gewachsen, gedrungen und fast kahl. Wären nicht seine kleinen, aber durchdringenden grauen Augen gewesen, würde er in einer Menge unbeachtet bleiben. Doch Claudine wusste, dass er von William Wickham persönlich rekrutiert und ausgebildet worden war, und der war dafür bekannt, dass er nur die Besten wählte.
„Gut, ich werde gehen.“
„Ich wusste, Sie würden mich nicht im Stich lassen.“
„Das habe ich noch nie getan.“
„Deswegen arbeite ich auch mit Ihnen zusammen.“
Eine Reihe
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