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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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ihn das sehen zu lassen. Entschlossen hob sie das Kinn und sah ihn direkt an. „Was wissen Sie von Alain? Wer sind Sie?“
    „Ich heiße Antoine Duval.“
    Sie nahm an, dass es ein Deckname war. Echte Namen konnten in diesem Metier tödlich sein.
    „Sie müssen Claudine sein“, fuhr er fort.
    „Vielleicht. Wo ist Alain?“
    „Fouchés Männer haben ihn gestern Abend festgenommen.“
    Claudine wurde blass. Der Name von Napoleons Polizeichef war wohlbekannt, und das aus gutem Grund. „Festgenommen?“, wiederholte sie entsetzt.
    „Alain vermutete schon, dass er beobachtet wurde, aber es gelang ihm, mir eine Botschaft zu schicken, bevor sie ihn in ihre Gewalt bekamen.“
    „Warum wandte er sich an Sie?“
    „Weil ich für dieselbe Organisation arbeite wie Sie und dasselbe Ziel habe – Informationen für die britische Regierung zu sammeln.“
    „Alain hat Sie nie erwähnt.“
    „Auch Sie hat er nie erwähnt. Bis er um Ihre Sicherheit fürchtete. Ich bin an seiner statt gekommen, um Sie zu warnen.“
    Aufgerüttelt von der Nachricht, aber auch von diesem Mann, musste Claudine sich zusammenreißen und erst einmal nachdenken. Die Geschichte schien plausibel. Es passte zu Alains Charakter, sie auf irgendeine Weise warnen zu wollen. Und wenn er Duval für diese Aufgabe auserkoren hatte, dann, weil er ihm vertraute. Es gefiel ihr nicht, in der Schuld eines Fremden zu stehen, dennoch fühlte sie sich verpflichtet, ihre Anerkennung zu zeigen.
    „Ich bin Ihnen dankbar, Monsieur. Sie haben ein Risiko auf sich genommen.“ Erst jetzt drangen seine übrigen Worte in ihr Bewusstsein. Wenn Alain von Fouchés Agenten verfolgt worden war, kannten sie dann auch seine Kontakte? Wussten sie von ihr? Warteten sie nur auf den richtigen Augenblick, um die Falle zuschnappen zu lassen?
    Als könnte er ihre Gedanken lesen, fuhr Duval fort: „Wir können nur mutmaßen, wie viel Fouchés Männer bereits entdeckt haben. Sicher ist nur, dass sie Alain irgendwann dazu bringen werden, zu reden. Es ist also zu gefährlich für Sie, hierzubleiben.“
    „Ich kann ihn doch nicht einfach seinem Schicksal überlassen!“
    „Nichts kann ihm jetzt noch helfen. Sie müssen seine Bemühungen ehren, indem Sie auf seine Warnung hören und fliehen, solange Sie können.“
    „Ich muss zu meiner Unterkunft zurück. Es gibt da Dinge, die ich …“
    „Das geht nicht. Dort wird man zuerst nach Ihnen suchen. Nein, wir müssen sofort gehen. Noch heute Abend.“
    Claudine runzelte die Stirn. „Wir?“
    „Ich gab Alain mein Wort, Sie in Sicherheit zu bringen. Es wartet eine Kutsche am Ende der Straße.“
    Doch Claudine schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall wollte sie sich in die Hände eines Fremden begeben. „Ich kann allein auf mich aufpassen.“
    „Eine Frau, ganz allein? Wohl kaum.“
    „Was glauben Sie denn, wie ich hergekommen bin?“
    „Es ist leicht genug, in eine Falle zu tappen“, erwiderte er ruhig, „aber sehr viel schwieriger, sich daraus zu befreien.“
    „Ich habe einen eigenen Notplan für den Fall, dass ich Frankreich verlassen muss. Die Angelegenheit braucht Sie also nicht weiter zu beschäftigen.“
    „Das tut sie aber. In jeder Hinsicht.“
    „Ich komme allein zurecht. Sie haben Ihre Pflicht erfüllt, Monsieur.“
    „Oh nein, die fängt hier erst an.“ Er ergriff sie am Arm und zog sie mit sich zur Tür. Als er ihren Widerstand spürte, hielt er inne. „Wir haben jetzt keine Zeit zum Diskutieren.“
    „Ich habe Ihnen gesagt, dass ich nicht mit Ihnen gehe.“
    „Seien Sie nicht albern.“
    Der scharfe Ton und der herablassende Blick schürten ihre Wut. „Woher soll ich wissen, dass das keine Falle ist?“
    „Wenn es eine wäre, befänden Sie sich bereits unter Arrest.“
    Trotz ihres Protests riss Duval die Tür auf und zerrte Claudine mit sich den Gang hinunter zur Treppe. Madame Renaud wartete auf dem Treppenabsatz. Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch plötzlich hämmerten kräftige Hände heftig gegen die Haustür. Dann hörten sie eine Männerstimme.
    „Polizei! Aufmachen!“
    Bevor sie reagieren konnten, erklang der gleiche Befehl auch hinter dem Haus. Claudine stockte der Atem. Duval fluchte leise. Dann sah er Madame Renaud an. „Gibt es einen anderen Ausgang?“
    Sie schüttelte den Kopf. Das Hämmern wurde lauter. Madame beugte sich über die Balustrade und rief dem Lakaien unten in der Halle leise zu: „Warte noch einen Moment, Raoul, dann öffne ihnen.“ Anschließend wandte sie sich an

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