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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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muss ich Sie in der Hinsicht enttäuschen.“
    „Schön, dass Sie wenigstens über so viel Verstand verfügen.“
    „Ich bin froh, wenn ich Sie beruhigen konnte.“
    Er musterte sie neugierig. „Übrigens, was meinte Madame Renaud, als sie sagte, sie hätte recht behalten?“
    Sie errötete. „Nichts von Bedeutung.“
    „Und doch sagte sie, dass Sie es mir erklären würden.“
    „Nun, das werde ich aber nicht.“
    Wieder sah sie aus dem Fenster und bemerkte deswegen nicht das Lächeln, das kurz über sein Gesicht huschte.
    Kurze Zeit später wurde die Kutsche langsamer. Entsetzt nahm Claudine die leuchtenden Fackeln und bewaffneten Männer in Uniform vor dem Stadttor wahr. Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen. In der Aufregung der letzten Stunden hatte sie ganz die Sicherheitskontrollen vergessen, die routinemäßig bei Reisenden unternommen wurden. Erschrocken sah sie Duval an.
    „Ich habe keine Papiere. Sie befinden sich in meiner Unterkunft.“
    „Wir verfügen über die nötigen Papiere“, antwortete er. „Sie müssen nur ruhig bleiben und den Mund halten. Was gewiss den Reiz des Neuen für Sie haben wird.“
    Claudine konnte ihn nur in ohnmächtiger Wut anstarren. Die Kutsche hielt, und Duval kurbelte das Fenster herunter, um dem wartenden Offizier die Papiere zu übergeben. Der prüfte sie eingehend und sah schließlich auf. Claudines Herz setzte einen Schlag aus. Dann wandte der Mann sich wieder an Duval.
    „Ihre Frau?“
    „Genau.“
    „In Ordnung, Monsieur. Sie können passieren.“
    Er gab Duval die Papiere zurück, der sie in der Innentasche seiner Jacke verschwinden ließ. Der Offizier tippte höflich an den Rand seiner Mütze und rief seinem Kollegen etwas zu. Gleich danach wurde die Schranke gehoben und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Claudine atmete auf.
    „Ich verstehe nicht. Wie haben Sie …“
    Duval lehnte sich gemächlich zurück. „Ich habe einen Gefallen eingefordert. Glauben Sie, ich hätte die Flucht geplant, ohne die Einzelheiten zu bedenken?“
    „Nein, wahrscheinlich nicht.“ Sie zögerte. „In den Papieren werde ich als Ihre Frau ausgewiesen?“
    „Es war das glaubwürdigste Szenario, das mir einfallen wollte. Und es kann von niemandem so leicht angefochten werden.“
    „Ich verstehe.“ Es war ein Detail, das auch andere Dinge andeutete – Dinge, die seltsam aufregende Gefühle in ihr erweckten. Sie versuchte, seinen Gesichtsausdruck zu deuten, aber im nur schwach erleuchteten Inneren der Kutsche fiel ihr das schwer.
    „Das freut mich.“ Er hielt inne. „Übrigens, was war das eigentlich für ein Notfallplan, den Sie vorhin erwähnten?“
    Sie errötete heiß. Wie sehr er diese Situation genießen musste! „Das spielt jetzt kaum noch eine Rolle, oder?“
    „Ich bin nur neugierig.“
    „Sie weiden sich einfach nur an meiner Lage.“
    Sie konnte es zwar nicht sehen, aber regelrecht spüren, wie er schadenfroh lächelte. Der Mann war unerträglich, was es nur noch schwieriger machte, ihm auch noch dankbar sein zu müssen. Was nutzte es schon, ihm zu sagen, dass sie bis zum heutigen Tag noch nie einen Fehler begangen hatte? Ein einziger Fehler genügte, das wussten sie beide. Ihre Papiere befanden sich in einem anderen Retikül. Sie hatte vergessen, sie herauszunehmen, bevor sie an diesem Abend ihre Herberge verlassen hatte. Und nach allem, was danach geschehen war, hätte sie keine Gelegenheit mehr gehabt, sie zu holen. Dieser Anfängerfehler hätte ihr zum Verhängnis werden können, und sie würde sich am liebsten selbst dafür ohrfeigen.
    Sie sah, wie er sich in seinem Sitz zurücklehnte, und fasste sich ein Herz. „Duval?“
    „Ja?“
    „Danke.“
    „Gern geschehen.“ Er klang überrascht, sagte aber nichts weiter, sondern zog sich den Hut über die Stirn und beendete damit das Gespräch.
    Und so schmiegte Claudine sich in ihre Ecke, schloss die Augen und entspannte sich ein wenig. Die Ereignisse des heutigen Tages erschienen ihr fast unwirklich, als befände sie sich in einem seltsamen, verstörenden Traum, aus dem sie nicht erwachen konnte. Und wäre ihr Begleiter nicht gewesen, hätte sich der Traum leicht in einen Albtraum verwandeln können.
    Irgendwann musste sie eingenickt sein, denn bevor sie es sich versah, schrak sie aus dem Schlaf auf, als die Kutsche zum Stehen kam und laute Stimmen die Nachtstille vertrieben.
    Durch das Fenster sah sie das Innere einer Poststation und die schemenhaften Gestalten von Stallburschen, die das

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