Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
nun wirklich nicht angebracht!
Wenn sie nicht bald einen Ausweg aus dieser misslichen Lage fand, würde sie als Bestrafung vermutlich in einem Kloster enden, wo sie sich über das Thema Lust keine Gedanken mehr machen musste.
Was sie brauchte, war ein überzeugender Plan, und genau den hatte sie schon. Jetzt musste sie nur noch den so noblen Goldenen Löwen davon überzeugen, sie allein durch den winterlichen Wald zurückkehren zu lassen.
Falls er sich weit von der Höhle entfernt hatte, würde es ihr vielleicht möglich sein, einfach davonzulaufen. Ehe sie der Mut verlassen konnte, legte sie sich ihren Umhang um und ging zum Eingang, um den Vorhang zur Seite zu schieben.
3. KAPITEL
Beinahe wäre sie gegen ihn geprallt, da er nichts weiter als eine dunkle Silhouette vor dem sternenübersäten Himmel war. Er drehte sich um, als er ein Geräusch hörte, womit sie ihre Hoffnung auf eine Flucht aufgeben konnte. Wieso hatte sie überhaupt damit gerechnet, ihm entwischen zu können?
Dann musste sie ihn also überreden. Doch Joan hielt inne, da der Anblick, der sich ihren Augen bot, atemberaubend war. Vor dem Hügel erstreckte sich die Landschaft wie ein großes schwarzes Tuch, das mit kleinen Feuern bestickt war. Rechts in der Ferne waren die Lichter von Mountgrave zu sehen, zu ihrer Linken und zudem nicht ganz so weit entfernt konnte sie Woldingham ausmachen. Aus der Feste und vom Burghof drang der Schein etlicher Fackeln. Womöglich fand dort trotz der Entführung die Feier in leicht abgewandelter Form statt, immerhin mussten die Menschen etwas essen.
Zwischen den beiden Burgen war die Dunkelheit von kleineren Lichtern durchsetzt, die von den Bauernhäusern in winzigen Weilern herrührten. In deren Mitte brannte wohl eine Art Freudenfeuer. Der Himmel darüber wirkte wie eine hohe, gewölbte Decke, die mit unzähligen silbernen Lichtpunkten übersät war – Gottes schützender Mantel mit dem Weihnachtsstern als dem strahlendsten Licht von allen.
Dem Stern des Friedensfürsten.
„Gottes Werk ist wunderbar, nicht wahr?“, sagte der Mann neben ihr leise.
„Dort oben Gottes Schönheit, hier unten die Torheit der Menschen. Was ist mit dem Leben all dieser einfachen Leute da unten, Mylord, das von einem Streit aus seinem Rhythmus gerissen wird?“
Es klang so, als würde er mit einem grollenden Laut reagieren. „Es ist mehr als nur ein Streit, Lady Joan, und die Schuld liegt nicht bei den de Graves. Wir wünschen uns nur Frieden.“
„Habt Ihr angeboten, das Bethlehem-Banner zurückzugeben?“
„Zurückzugeben?“ Er drehte sich zu ihr um, den Körper vor Entrüstung angespannt.
Nun standen sie sich in der Dunkelheit der Nacht so gegenüber wie die verfeindeten Burgen. „Das Bethlehem-Banner hat nie den de Montelans gehört.“
„Das schildern die de Montelans anders. Sie sagen, einer von ihnen habe es getragen, als er in Bethlehem eingeritten ist. Aber ist das überhaupt wichtig?“ Mit gespreizten Händen zeigte sie auf die stille, friedliche Landschaft unter ihnen. „Lord Edmund, eine von beiden Seiten muss nachgeben.“
„Lady Joan, Ihr seid naiv. Nachzugeben bedeutet, sich geschlagen zu geben.“
In diesem Moment wurde die Glocke des Klosters von Colthorpe geläutet, um die Stunde zu zählen. Mitternacht. Joan seufzte. „Und so wird Christus erneut geboren, um der Welt Frieden und Nächstenliebe zu bringen. Es ist schon gut“, fügte sie spitz hinzu, „dass Gottes Geduld unendlich ist.“
„Zu predigen steht einer Dame nicht gut zu Gesicht.“
„Sich zu weigern, die andere Wange hinzuhalten oder seinen Feinden zu vergeben, steht einem Christen nicht gut zu Gesicht.“
Wütend zeigte er mit dem Finger auf Woldingham. „Geht und haltet Eurem Onkel Eure Predigten, Weib!“
„Das habe ich versucht.“
„Und er hat Euch nicht die Haut abgezogen? Dann könnt Ihr nicht sehr gut gepredigt haben.“
Joan reagierte mit einem ironischen Lächeln, das er aber in der Dunkelheit vermutlich nicht sehen konnte. „Es war in den Tagen vor Weihnachten. Lord Henry nimmt diese Zeit im Jahr sehr ernst.“
„Aber nicht ernst genug, um einer sinnlosen Fehde ein Ende zu setzen.“
„Wie soll er das, wenn Ihr nicht nachgeben wollt? Aufgrund Eures Rufs hatte ich gehofft, Ihr wärt ein Mann, der über solchen Dingen steht und der …“ Rasch verbiss sie sich das, was ihr noch auf der Zunge lag, da sie abermals begonnen hatte, ihn einer Xanthippe gleich auszuschimpfen.
Im Laufe der Zeit war sie zu der
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