Historical Weihnachten Band 01: Das Geschenk der heiligen Nacht / Die Winterbraut / Licht der Hoffnung
als sie noch nicht verheiratet gewesen war. Tatsächlich war es noch nie getragen worden, denn damals hatte sie entschieden, das Kleid aus leuchtend rotem Brokat und mit golddurchwirktem Seidenstoff bei ihrer Hochzeit mit Frederick Delamarch zu tragen. Nachdem er sie verlassen hatte, war sie nie wieder in der Lage gewesen, es sich anzusehen, ohne dabei an den von ihm begangenen Verrat zu denken.
Jetzt aber zählte nur noch, dass es ein wunderschöner, eng anliegender Stoff war, dessen tiefer Rotton das glückliche Strahlen auf ihren Wangen widerzuspiegeln schien. Sie zog sich rasch um, nahm den Mantel und legte ihn über den Arm, dann ging sie nach unten.
„Guten Morgen und Euch allen eine gesegnete Weihnacht“, rief sie ihren Dienern zu, die dort bereits ihre Arbeit verrichteten.
Sie konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als sie die verblüfften Gesichter sah, die auf ihr Gelächter mit einem noch größeren Schock reagierten. Während die Dienerschaft ratlose Blicke austauschte und ihren Weihnachtsgruß erwiderte, tauchte Pater Coll auf. „Ich wünsche Euch eine gesegnete Weihnacht, Mylady“, sagte er gut gelaunt. „Sollen wir uns für die Messe zur Kapelle begeben?“
„Gleich, Pater.“ Sie legte ihren Mantel über einen Stuhl und gab einem der Diener, die bei einer Kohlenpfanne standen, ein Zeichen. „Entzündet sie und bringt sie bitte in die Kapelle.“
Die Augen des Mannes wurden größer, doch er nickte bestätigend und tat sofort, was ihm aufgetragen worden war.
Katherine sah sich um und entdeckte Hildegard. „Sagt der Köchin, sie soll das beste Mahl zusammenstellen, das die Küche hergibt. Heute werden wir alle feiern.“
„Mylady?“
„Na, es ist doch Weihnachten. Wollt Ihr etwa nicht feiern?“, zog Katherine sie auf.
Hildegard wirkte so verblüfft, wie es ein Mensch nur sein kann.
In rascher Folge erteilte Katherine weitere Anweisungen, was alles nach der Messe erledigt werden musste, damit der Saal für eine Weihnachtsfeier geschmückt wurde, wie man sie seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Die besten Leinentücher sollten aus dem Vorratsraum geholt und auf die frisch gereinigten Tische gelegt werden. Die Streu sollte gefegt und ausgewechselt werden, um dann darauf großzügig Kräuter zu verteilen. Andere Diener sollten sich in den angrenzenden Wald begeben und Stechpalmen, Immergrün, Efeu und Mistelzweige sammeln, damit der Saal geschmückt werden konnte. Außerdem sollte im Kamin ein mächtiges Feuer brennen.
Die verwirrten Blicke ihrer Diener machten klar, wie wenig sie glauben konnten, dass es tatsächlich ihre Herrin war, die diese Anweisungen erteilte. Katherine musste angesichts der schieren Ratlosigkeit ihrer Bediensteten amüsiert lächeln. Sie fühlte sich jung und glücklich, als seien all die kargen, einsamen Weihnachtsfeiern der letzten fünfzehn Jahre nur ein schlechter Traum gewesen, der im hellen Tageslicht verblasste.
Sie entdeckte Giles, der nahe dem Flur zur Küche stand. Ganz offensichtlich glaubte er, sie habe den Verstand verloren, aber seine misstrauische Miene entlockte ihr nur ein weiteres Lachen. „Nein, Giles, ich kann Euch versichern, ich habe nicht den Verstand verloren. Ganz im Gegenteil, mir ging es noch nie besser. Begebt Euch bitte zu allen Armen, die ihr finden könnt, und sagt ihnen, heute Abend erwartet sie in Lady Katherines Saal ein Weihnachtsmahl. Ich will, dass jeder so glücklich und zufrieden ist, wie ich es heute bin, und ich will, dass jeder dankbar ist für die Geschenke Gottes“, schloss sie mit einem freudigen Seufzer. „Und nun müssen wir uns zur Messe begeben, um zu beten.“
Die Saaltür ging auf, und Katherine drehte sich lächelnd um … doch da stand nicht Rafe, sondern Egbert. Der Junge sah sich unsicher um, als ihm klar wurde, dass es sich tatsächlich um Lady Katherine handelte, die ihm einen fragenden Blick zuwarf.
„Würdest du bitte Sir Rafe sagen, dass wir ihn für die Christmette in der Kapelle erwarten?“, sagte sie zu ihm.
Egbert schaute weg und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
„Ich … ähm … das heißt, ich würde es machen … wenn ich könnte, Mylady.“
„Und warum kannst du es nicht?“
„Weil … weil er fort ist, Mylady.“
„Fort?“
Der Junge nickte. „Aye, Mylady. Schon vor Sonnenaufgang, und sein Pferd hat er auch mitgenommen.“
„Cassius?“
„Aye.“
Pater Coll trat vor. „Sagte er, wann er zurück sein wird?“
„Nein, Pater“, antwortete Egbert. „Er
Weitere Kostenlose Bücher