Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
meiner Zukunft nichts geben, für das ich mich dankbar fühlen kann? Nichts? Das ist mehr als furchtbar. Das ist … tragisch.“
„Ja, es ist tragisch“, stimmte Fern zu. „Doch hast du nicht vor nur wenigen Stunden fast das Gleiche behauptet?“
Fiona machte sich nicht die Mühe, es zu leugnen. „Kann denn nichts getan werden, um es zu vermeiden?“
Nach kurzem Zögern antwortete Fern: „Was du gesehen hast, ist nur eine der beiden möglichen Varianten deiner Zukunft.“ Sie reichte ihr die Hand. „Komm, ich zeige dir die andere.“
Fiona ließ sich an die Hand nehmen, und schon flog sie mit dem Engel davon, als würde sie von einer riesigen Welle davongetragen werden. Abrupt endete dann die Bewegung, und Fiona öffnete die Augen. Sie waren noch immer in der Buchhandlung, allerdings im hinteren Teil, der als Lagerraum benutzt wurde.
Wenigstens glaubte sie das. Walzermusik erklang, ein mit Eis gefüllter Champagnerkübel war neben einen hübschen Tisch gestellt worden, der für zwei Personen gedeckt zu sein schien. Ein Mann stand vor dem Fenster und betrachtete das verschneite Straßenbild. Die blassen Hände hatte er hinter dem Rücken verschränkt, den weißblonden Kopf gebeugt, als wäre er tief in Gedanken. Plötzlich drehte er sich um, und Fiona blickte in ein gut aussehendes Antlitz, das wie aus Marmor geschaffen zu sein schien – und in glasklare Augen. Der Mann kam auf sie zu und blieb dann doch abrupt stehen.
Fiona stockte der Atem, sie wich zurück. „Wer ist das?“ Anders als Addie und Claire konnte der Fremde sie offenbar sehen.
Zum ersten Mal lächelte Fern. „Es ist deine einzige wahre Liebe. Dieser Mann wartet schon seit einiger Zeit auf dich, seit fünf Jahren. Die Frage ist, ob du bereit bist, ihn zu empfangen? Bist du bereit, Fiona? Ich hoffe es sehr. Um unser beider willen.“
Den Blick noch immer auf den Mann gerichtet, regungslos und erregt, flüsterte Fiona: „Um unser beider willen? Was meinen Sie?“
Ferns Antwort kam zögernd. „Nichts. Ich darf nicht. Ach, vergiss, dass ich …“
Entschlossen verschränkte Fiona die Arme vor der Brust. „Ich möchte es wissen.“
Der Engel seufzte. „Nun gut, da du es denn wissen musst. Die himmlischen Mächte haben mir bis Mitternacht am Neujahrstag Zeit gegeben, dich mit deiner wahren Liebe zu vereinen. Wenn wir … wenn ich versage, wirst du den Rest deiner Tage als alte Jungfer fristen müssen, und ich muss ein weiteres Jahrhundert auf die nächste Gelegenheit warten, mir meine Engelsflügel zu verdienen.“
So unauffällig wie möglich lugte Fiona über die Schultern des Engels. Tatsächlich, keine Flügel. „Sie meinen, Sie werden bestraft, wenn ich meine wahre Liebe nicht finde?“ Als Fern nickte, wurde Fiona von Mitleid erfasst. „Das ist nicht fair.“
Fern seufzte. „Fair oder nicht, so lauten nun mal die Regeln.“
„Ich bin nicht sicher, ob ich die Liebe erkennen werde, wenn ich sie sehe“, beichtete Fiona. Schließlich war es ja doch nur ein Traum, warum sollte sie es also nicht zugeben?
„Lass uns hoffen, dass dem nicht so ist. Doch nun habe ich genug getan für eine Nacht. Ich muss dich in die Gegenwart zurückbringen. Es ist bald Mitternacht.“
„Was geschieht denn um Mitternacht?“, fragte Fiona, obwohl sie nicht sicher war, dass sie es wirklich wissen wollte.
Fern öffnete den Mund, überlegte es sich dann aber anders. „Von jetzt an, meine Liebe, hängt alles vollständig von dir ab.“
3. KAPITEL
Fiona wurde von lautem Klopfen geweckt. Zunächst noch ganz verwirrt, befreite sie sich von der Decke, in der ihre Beine sich verheddert hatten, setzte sich auf und zog die Bettvorhänge zurück. Das Fenster war, soweit sie sehen konnte, fest verschlossen. Sie tastete in der Dunkelheit nach der Lampe und drehte sie auf. Der Traum von ihrem Engel der zukünftigen Weihnacht war ihr so echt erschienen, dass sie schon halb erwartete, Fern neben ihrem Bett schweben zu sehen.
Aber natürlich war niemand da. Bis auf Grey, der am Fußende ihres Bettes lag, war sie ganz allein. Fiona zwang ihr wild klopfendes Herz zur Ruhe. Immerhin war sie eine gebildete Frau. Engel, ebenso wie Geister und Feen, gab es nicht. Schuld an ihrem dummen Traum war nur dieses verflixte Märchen von Dickens. Wen wunderte es da, dass sie Weihnachten verabscheute? Alles an diesen Feiertagen schien darauf angelegt, ihr die Ruhe zu stehlen.
Erneutes Klopfen aus dem Erdgeschoss riss sie aus ihren Gedanken und zeigte ihr, dass es sich
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