Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
eingeschüchtert war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
Er heftete nur ungerührt den Blick seiner seltsam hellen Augen auf sie. „Ich bin Tobias Templeton, und der Vertrag in meiner Tasche beweist, dass diese Buchhandlung mitsamt Haus mir gehört. Sollte einer von uns beiden sich hier unbefugt aufhalten, so sind leider Sie es, Miss MacPherson.“
„Miss MacPherson“, sagte Tobias, während der schmelzende Schnee von seiner Kleidung auf den Kaminvorleger im hinteren Teil der Buchhandlung tropfte, „bitte vergeben Sie meinen … Fauxpas von vorhin. Ich versichere Ihnen, für gewöhnlich zwinge ich fremden jungen Frauen nicht meine Küsse auf.“
Im Grunde hätte er sich nach so vielen Jahren daran gewöhnen müssen, dass schöne Frauen wie die gebildete Tochter des Buchhändlers seinen Anblick nicht ertragen konnten. Fiona MacPherson war kaum die erste Dame, die zurückzuckte, sobald sie ihn bemerkte. Allerdings tat sie ihren Abscheu vielleicht etwas lauter kund als die meisten. Hinzu kam, dass er unangemeldet auf ihrer Türschwelle erschienen war, noch dazu mitten in der Nacht. Da wunderte es ihn eigentlich kaum, wie sehr er sie erschreckt hatte. Und dennoch traf es ihn zutiefst. Immerhin ging es hier um sein Geistermädchen, die himmlische Frau, die sein Schicksal werden sollte. Nur dass Miss MacPherson nicht himmlisch war und auch kein Mädchen mehr. Sie hatte seinen Kuss erwidert wie eine leidenschaftliche, reife Frau.
Sie saß auf dem äußersten Rand eines altmodischen Sofas und betrachtete ihn nur stumm mit ihren verschiedenfarbigen Augen.
Seufzend zog er die Handschuhe aus und hielt die Hände an das Feuer. „Es tut mir wirklich leid, Miss MacPherson. Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist.
Aber als ich Sie schreien hörte, wurde ich von diesem … seltsamen Zwang überkommen, Sie zu küssen.“
Dass sie sich so schnell davon erholt hatte und jetzt offenbar ganz ruhig zu sein schien, sprach für ihren gesunden Menschenverstand. Tobias hoffte nur, sie würde diese bewundernswerte Eigenschaft dazu benutzen, seinen Vertrag mit ihrem verstorbenen Vater anzuerkennen.
„Bitte, lassen Sie uns nicht mehr darüber reden, Sir.“ Fiona presste die Hand an die rechte Schläfe. „Ich neige sonst nicht zu dramatischen Ausbrüchen, aber ich habe einen ausgesprochen anstrengenden Abend hinter mir.“
„Tut mir leid, das zu hören.“
Und er meinte es ernst. Gleichzeitig tröstete es ihn ein wenig, dass offenbar nicht lediglich sein unangemeldetes Erscheinen sie so erschüttert hatte.
Etwas berührte seine Stiefel, und er blickte nach unten. Eine Katze mit silbernem Fell – die größte, beleibteste, die er je gesehen hatte – rieb sich an seinen Beinen.
„Hallo.“ Tobias beugte sich hinab, um sie zwischen den Ohren zu kraulen. „Du bist aber ein schöner, dicker Kater, was? Und wie heißt du?“, fügte er hinzu, wobei er sich Miss MacPhersons Blick nur allzu bewusst war.
Der Kater antwortete mit einem wohligen Schnurren, wenn auch, wie erwartet, mit keiner aufschlussreicheren Information.
Miss MacPherson jedoch entgegnete höflich: „Ich nenne ihn Grey Ghost.“
„Ein beachtlicher Name für einen Kater.“
Sie lächelte, als würde es ihr Mühe bereiten. „Er ist ja auch ein beachtlicher Kater.“
„Er macht den Eindruck, sein Futter besonders gern zu haben.“
„Das stimmt. Und seine einzige Bewegung besteht darin, einmal am Tag die Treppe hinunter- und wieder hochzusteigen. Wahrscheinlich sollte ich ihn nach draußen lassen, damit er ein wenig herumstreifen kann. Aber der Gedanke, ihm könnte etwas zustoßen, ist mir unerträglich.“
Plötzlich sah sie so verletzlich aus und unglaublich jung, obwohl Tobias vermutete, dass sie etwa Ende zwanzig sein musste. Soweit ihm bekannt war, hatte sie keine nahen Verwandten mehr. Sie stand völlig allein in der Welt, und er wusste sehr wohl, wie sich das anfühlte.
Das heftige Verlangen, sie zu trösten, veranlasste ihn zu sagen: „Auf mich macht er eher den Eindruck eines Stubenhockers als eines Abenteurers. Gewiss ist er entschieden zufrieden damit, in der Buchhandlung faulenzen zu dürfen.“
Ihre Miene wurde wieder finster. „Wenn Sie versuchen, sich bei mir anzubiedern, indem Sie meinen Kater loben, können Sie sich die Mühe sparen.“
Er wandte sich vom Kamin ab und fragte sich, wann und ob sie ihn überhaupt dazu auffordern würde, sich zu setzen. Den Blick auf einen besonders bequem aussehenden Sessel gerichtet,
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