Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
Schlag aus. Es musste ein Abschiedsbrief von Tobias sein. Er hatte nun wohl doch beschlossen, die Angelegenheit seinem Anwalt zu überlassen.
Trotzdem galt ihre Angst ihm. Der dumme Mann würde sich den Tod holen, wenn er bei diesem Wetter über Land reiste, und Hungerford womöglich nie erreichen!
Mit angehaltenem Atem ging sie zur Tür und bückte sich. Ihre Hände zitterten leicht, als sie das Papier öffnete und las:
Meine liebe Miss MacPherson, ich nehme Ihre freundliche Einladung zum Abendessen mit größtem Vergnügen an. Bis sieben Uhr.TT.
Fiona drückte den Brief an die Brust, an der erst gestern Abend noch Mr Templetons – Tobias’ – Kopf geruht hatte. Sie erinnerte sich nicht, ihn zum Essen eingeladen zu haben. Hatte sie es doch getan? Was sie am Mittagstisch alles geplappert hatte, war ihr völlig entfallen. Allerdings wusste sie noch sehr genau, dass er sie schön genannt hatte. Schön! Sie fühlte sich wieder wie ein sehr junges Mädchen, und entsprechend aufgeregt lief sie zu ihrem Schrank, wobei sie in der Eile ganz zu hinken vergaß. Es gab Wichtigeres für sie zu tun, als über eine fünf Jahre alte Verletzung nachzugrübeln.
Vor allem musste sie die uralte Frage klären, was in aller Welt sie heute Abend anziehen sollte.
Fiona stand auf der Schwelle zum Speisezimmer, gerade als die Uhr in der Eingangshalle ihren siebten und letzten Glockenschlag hören ließ. Vorsichtig lugte sie hinein, und es schien ihr, als sähe sie, wenn nicht einen Traum, so doch zumindest das Happy End ihres Traums von voriger Nacht. Eine Unzahl von Kerzen schimmerte, der Gaslichtkronleuchter, der von der Decke hing, strahlte so hell wie ein Stern, die einst verrußten Lampen glitzerten so kristallklar wie Tobias’ Augen. Den kleinen, runden Tisch schmückten ein glänzendes blaugrünes Tuch, ein Adventsgesteck im silbernen Tafelaufsatz und zwei silberne Speiseglocken. Zwei Kristallgläser schienen gerade eben mit perlendem Champagner gefüllt worden zu sein. Ganz offensichtlich war hier für zwei Personen gedeckt. Nach dem Duft, der den Raum erfüllte, musste sich unter den Speiseglocken ihr Weihnachtsmahl befinden, dabei wusste Fiona, dass ihre Speisekammer bis auf das Nötigste kaum etwas aufwies. Ein silberner Kübel mit der Champagnerflasche stand auf dem Serviertisch. Wie hatte Tobias das alles nur bewerkstelligt?
Ihr Gast stand am Fenster und blickte hinaus, die Hände hinter dem breiten Rücken verschränkt. Er musste entweder das Schlagen der Uhr oder ihr Kommen gehört haben, denn er drehte sich zu ihr um. Vom schwachen Mondlicht umgeben, nahm er Fiona regelrecht den Atem und brachte ihr Herz zum Klopfen.
Wie in ihrem Traum heftete sein Blick sich auf sie, und er kam auf sie zu. Sie wusste es nicht genau, aber sie hatte den Eindruck, dass er den Atem anhielt.
Dicht vor ihr blieb er stehen und verbeugte sich knapp. „Miss MacPherson, Sie sehen … bezaubernd aus.“
Fiona konnte nicht sagen, ob sie diese Bezeichnung verdiente, aber zum ersten Mal seit fünf Jahren kam sie sich nicht mehr unzulänglich, blass oder unscheinbar vor.
Natürlich lag es am Kleid. Durch seine Tournüre war das nilgrüne Seidenkleid zwar hoffnungslos unmodisch, doch die eingefasste Taille und der Farbton schmeichelten ihr. Smaragd- und saphirfarbene Glasperlen fassten den tiefen eckigen Ausschnitt ein. Weitere Perlen glitzerten an den Ärmeln, der Taille und dem ausgestellten Rock.
Die Perlenkette ihrer Mutter zierte ihren Hals.
Gleichzeitig erfreut und verlegen, kam Fiona herein. „Ich habe beschlossen, die Trauerkleidung kurz abzulegen, weil Weihnachten ist. Mein Vater liebte dieses Fest, also glaube ich nicht, dass es ihm etwas ausmachen würde.“
Tobias lächelte. „Ich kannte ihn nicht näher, aber ich denke auch, er würde es gutheißen.“
Das glaubte Fiona auch. Ihr Vater war ein sehr fröhlicher Mann gewesen, der kein Trübsalblasen geduldet hatte. „Sie sehen auch sehr gut aus.“
Das war die größte Untertreibung, die sie sich vorstellen konnte. Er sah ausgesprochen großartig aus in seinem schwarzen Frack, der cremefarbenen Weste und der eleganten Hose. Fiona hielt ihn für den hinreißendsten Mann, den sie je gesehen hatte. Ein kostbarer Saphir, der einzige Farbtupfer an ihm, glänzte an seiner Krawatte.
Doch dann rötete sich sein attraktives Gesicht kaum merklich. „Danke.“ Er wandte den Blick ab. „Es war äußerst freundlich von Ihnen, mir die Kleidung Ihres verstorbenen Vaters zu
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