Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
sehr.
Zu seinem Pech verabscheute sie seine bloße Gegenwart.
Ein tiefes Geräusch, eher ein Krächzen als ein Schnurren, zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Grey Ghost hatte sich auf seine Stiefel gelegt und rollte sich gerade gemächlich auf den Rücken.
Tobias musste lachen. „Wir alle sollten ein solches Selbstvertrauen besitzen.“
Er beugte sich hinab, um den Kater am hellbraunen Bauch zu kraulen. Da entdeckte er ein zusammengerolltes Papier am Halsband des Tiers. Einen Moment lang überlegte er, ob er es nicht besser übersehen sollte, doch der Gelehrte in ihm verfügte über eine nicht zu unterdrückende, in diesem Fall sogar recht brennende Neugier. Im Gegensatz zu seiner Herrin schien Grey Ghost ihn wenigstens zu mögen.
Mit leiser Stimme sprach Tobias beruhigend auf den Kater ein, und es gelang ihm, die kleine Papierrolle zu entfernen, ohne sich dessen Unmut zuzuziehen.
Als er sie öffnete und zu lesen begann, erhaschte er plötzlich Fionas Duft.
Lieber Mr Templeton, ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, dass ich Sie nach dem Essen so hastig verlassen habe. Bitte erlauben Sie mir, es wieder gutzumachen, indem ich Sie bitte, um sieben Uhr das Dinner mit mir einzunehmen
.
FM
Tobias las Miss MacPhersons – Fionas – Zeilen ungläubig ein zweites Mal. Sie hatte nicht viel geschrieben, und dennoch war er fassungslos. Eine Einladung zum Essen war das Letzte, was er von ihr erwartet hatte. Aber immerhin war heute Heiligabend.
Wer weiß, vielleicht begannen die himmlischen Mächte doch endlich, seine Gebete zu erhören. Er machte sich auf den Weg zu Miss MacPhersons Arbeitszimmer, um nach Papier und Feder zu suchen und ihr eine Antwort zu schicken.
Fiona war auf ihrem Zimmer und brachte nicht den Mut auf, es zu verlassen.
Stattdessen stand sie am Fenster und beobachtete die rieselnden Schneeflocken. Es war, als hätten die himmlischen Mächte ein riesiges Federkissen über der Stadt platzen lassen. Doch schließlich würde auch dieser Sturm zu einem Ende kommen, die Straßen würden wieder frei sein und Tobias – Mr Templeton – würde sich auf den Weg machen. Bedrückt gestand sie sich ein, dass sie in den letzten paar Stunden aus einem völlig anderen, ganz und gar egoistischen Grund am Aristoteles festhielt.
Denn sobald sie Tobias das Buch geben würde, würde er abreisen.
Seit dem ersten Telegramm, in dem man sie davon unterrichtet hatte, dass die Buchhandlung von ihm erstanden worden war, war Tobias Templeton in ihrer Vorstellung eine Art Ungeheuer gewesen, das die Verzweiflung eines auf der Schwelle des Todes stehenden Mannes ausgenutzt hatte. Doch die Umstände der vergangenen nicht einmal vierundzwanzig Stunden zwangen sie, ihre ursprüngliche Meinung zu ändern. Tobias war klug und geistreich, gelehrt und freundlich, ein Mann, den jede Frau stolz wäre, ihren Geliebten nennen zu können. Nein, nicht nur ihren Geliebten, sondern ihren Seelenverwandten.
Sie kannten sich seit nicht einmal einem Tag, dennoch waren ihr seine hellen Augen und markanten Gesichtszüge bereits so vertraut. Sie brauchte ihn nur anzusehen, und schon spürte sie, wie ihr Hinken nachließ und ihre Ängste sich in Luft auflösten.
Und wenn sie an seine Lippen dachte, so blass und doch so einladend, vor allem die volle Unterlippe, die so weich aussah, dass sie kaum an sich halten konnte, sie zu berühren.
Eine Frau, die bald das bedeutsame Alter von dreißig Jahren erreichen würde, täte gut daran, über ihre Zukunft nachzudenken. Eine Frau, die besagtes Alter am ersten Weihnachtstag erreichen würde, sollte ihre Zukunft mit ganz besonderer Sorgfalt überdenken.
Das Leben eines Menschen war in einem Augenblick vorüber. Und ob es sich nun um einen Traum gehandelt hatte oder nicht, die Reise mit Fern in der vergangenen Nacht war eine unsanfte Warnung gewesen. In nur wenigen Stunden würde sie dreißig sein. Fiona konnte es noch immer nicht ganz fassen. Wenn es so weiterging, würde es 1915 sein, bevor sie es sich versah. Wollte sie wirklich die nächsten fünfundzwanzig Jahre damit verbringen, in ihrer Buchhandlung vor sich hinzubrüten? Nein, jene Weihnachten wollte sie mit einem Lächeln begrüßen, nicht mit finsterer Miene, und außer den Büchern und Katzen sollten süße Erinnerungen und gute Freunde ihre Gesellschaft sein.
Schritte näherten sich ihrer Tür. Schnell drehte Fiona sich um. Doch die Tür ging nicht auf, nur ein zusammengefaltetes Blatt Papier wurde unter ihr durchgeschoben. Ihr Herz setzte einen
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