Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
erwähnte.
Zunächst führte sie seine Hand zu ihrer Taille und erschauerte wieder. „Legen Sie Ihre Hand auf meinen Rücken, so. Und halten Sie mit der anderen meine Hand.“ Sie selbst legte die Finger auf seinen Ellbogen, und es war ihr, als würde Tobias erschauern.
Sofort wich sie zurück. „Es sind nicht nur Ihre Augen, die sehr empfindlich sind, nicht wahr? Ihre Haut ist es auch.“
Er zögerte, doch dann nickte er. „Ich empfinde Kälte und Wärme stärker als die meisten Menschen. Bisher hätte ich es allerdings nicht für möglich gehalten, dass ich auch auf Berührungen so sensibel reagieren könnte.“ Entschlossen legte er Fionas Hand wieder an ihren Platz. „Sensibilität und Unbehagen müssen aber nicht gleichbedeutend sein. Tatsächlich empfinde ich Ihre Berührung als recht …
angenehm.“
Auf einmal kam es Fiona sehr heiß vor im Zimmer. Sie räusperte sich leise. „Jetzt geht es nur darum, die Füße in einem simplen Dreivierteltakt über den Boden zu bewegen. Sehen Sie, wie wir dabei leicht im Kreis tanzen?“
Fasziniert blickte er auf ihre Füße hinab und nickte. „Ja.“
Er erwies sich als sehr guter Schüler. Nach nur wenigen Runden durch den Raum hörte er auf, auf ihre Füße zu starren, und ging stattdessen dazu über, Fiona in die Augen zu sehen. Seine Bewegungen waren so geschmeidig, als hätte er sein ganzes Leben lang getanzt. Sobald er die Schritte begriffen hatte, glitten sie dahin, als wären sie eins. Selbst ihr Atem schien sich mit dem des anderen zu vermischen. Fiona spürte ihren verletzten Knöchel kaum noch.
„Ich hatte ganz vergessen, wie sehr ich das Tanzen geliebt habe“, vertraute sie Tobias an. Zum ersten Mal seit fünf Jahren fühlte sie sich wohl und unendlich glücklich.
Tobias schluckte. Dadurch wanderte ihr Blick zu seinem Hals, und urplötzlich sehnte sie sich danach, die Lippen auf seine Haut zu drücken.
„Ich finde es auch sehr vergnüglich“, sagte er leise.
Damit er ihr nicht anmerkte, was in ihr vorging, sah sie hastig über seine Schulter und zum Fenster hinüber, wo die Vorhänge jetzt, da die Sonne untergegangen war, aufgezogen blieben. Blasses Mondlicht drang herein. Es schneite noch immer. Die Dächer und Straßen schimmerten, als wären sie mit Puderzucker bestäubt. Ein Schneemann mit zwei Kohlestücken als Augen und einer Karotte als Nase stand ganz in der Nähe ihrer Buchhandlung. Es war, als hätten die himmlischen Mächte Zucker über London verstreut und wären bereit, noch sehr viel großzügiger damit zu sein.
Aber es war ja auch Weihnachten – oder würde es zumindest in einigen Stunden sein. Und auch ihr Geburtstag. Zu ihrem Erstaunen versetzte der Gedanke daran sie nicht mehr in dieselbe Verzweiflung wie vor nur einem Tag. Die Augen schließend, legte sie Tobias die Hand auf die Schulter und schmiegte sich etwas dichter an ihn.
Glücklich in der Gegenwart und voller Hoffnungen für die Zukunft, tanzte Fiona nicht nur wieder. Sie hatte das Gefühl zu fliegen.
6. KAPITEL
Kurz vor Mitternacht trennten sie sich an der Treppe voneinander.
„Ich werde heute auf dem Sofa schlafen“, erklärte Tobias, wenn ihn der Gedanke auch nicht erfreute.
Aber er konnte unmöglich von Fiona erwarten, ein zweites Mal das Zimmer mit ihm zu teilen. Dass sie in der ersten Nacht auf dem Boden geschlafen hatte, erfüllte ihn noch immer mit Scham.
„Auf keinen Fall“, entgegnete sie mit der ihm jetzt so vertrauten Bestimmtheit. „Das alte Ding ist so hart wie ein Ziegelstein und die Gobelinstickerei des Bezugs ist sehr unbequem. Sie schlafen … im Zimmer meines Vaters.“
Er war betroffen. „Fiona, das kann ich nicht.“
„Aber natürlich können Sie. Es liegt von meinem Zimmer aus am anderen Ende des Gangs. Obwohl es ein wenig staubig sein dürfte, ist das Bett frisch bezogen.“ Er wollte noch einmal protestieren, sie brachte ihn allerdings mit einem Blick zum Innehalten. „Mein Vater hätte gewollt, dass ich das Zimmer wieder benutze. So wie er sich auch gewünscht hätte, dass ich nicht mehr trauere und das Weihnachtsfest feiere und … meinen Geburtstag auch.“
„Sie haben heute Geburtstag?“
„Ich wurde am Weihnachtstag geboren, gleich nach Mitternacht.“
Wie aufs Stichwort schlug die Uhr Mitternacht. Beide drehten sich zu ihr um und sahen einander dann an.
Tobias wartete, bis der zwölfte Schlag verhallt war, bevor er neckend sagte: „Ich wünschte, Sie hätten es mir vorher verraten. Dann hätte ich die Götter
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