Historical Weihnachten Band 04: Zeit der Hoffnung, Zeit der Liebe? / Mein Engel der Weihnacht / Ein Weihnachtsmärchen in London
leihen.“
Verwundert sah sie ihn an. Sie hatte sich schon gefragt, wieso er für seinen Besuch bei ihr so exquisite Abendkleidung mitgenommen hatte. „Ich versichere Ihnen, mein Vater hat nie im Leben etwas so Feines getragen.“
Eher im Gegenteil. Er war nie für sein Modebewusstsein bekannt gewesen.
Abgesehen von besonderen Gelegenheiten, bei denen er den Kilt seines Clans getragen hatte, bestand seine gesamte Garderobe aus ein paar alten braunen oder schwarzen Anzügen.
Einen Augenblick lang schien Tobias erstaunt zu sein, dann entspannte er sich. „Dann war es vielleicht ein Geschenk der Götter?“, vermutete er, und ein liebenswertes Lächeln erschien um seine Mundwinkel.
„Oder ein Geschenk der Engel“, fügte sie belustigt hinzu und sah sich um. Das Weihnachtsfest, wie sie es sich erträumt hatte, schien Wirklichkeit geworden zu sein, und unwillkürlich fragte Fiona sich, ob ein gewisser Schutzengel nicht vielleicht mehr tat, als nur über sie zu wachen.
Seine nächste Frage ließ sie aufschrecken. „Würden Sie mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen, Miss MacPherson?“
Plötzliche Panik ergriff sie. Wahrscheinlich würde sie sich mit ihrem Hinken nur lächerlich machen und womöglich sogar stolpern und fallen – ein demütigendes Ende für einen Abend, der so angenehm, ja sogar zauberhaft zu werden versprach.
„Aber wir haben keine Musik“, wehrte sie ab.
„Da wäre ich mir nicht so sicher, Miss MacPherson. Die Götter waren in der Tat großzügig. In unserem Fall haben Sie mich zum Schrank in Ihrem Arbeitszimmer geführt. Ich suchte nach Stift und Papier, fand aber stattdessen das hier. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich mir erlaubt habe, ihn hier aufzustellen.“
Er trat beiseite, sodass Fiona sah, was ihr bisher entgangen war. Auf einem Tisch in der hinteren Ecke des Raums stand ihr Phonograph, dessen Schalltrichter kurioserweise auf Hochglanz poliert worden zu sein schien. Nach ihrem Unfall hatte Fiona ihn – wie sie damals glaubte, ein für alle Mal – fortgestellt, zusammen mit ihren hübschen Abendkleidern, ihren Tanzschuhen und jeder Hoffnung auf eine glückliche Zukunft.
Hatte Tobias bei der Suche nach dem Aristoteles ihre Schränke durchsucht? Ihr Verstand bejahte diese Vermutung, doch ihr Herz versicherte ihr, dass das unvorstellbar wäre. Entschlossen verbannte sie den bösen Gedanken aus ihrem Kopf.
In ihrem Traum hatte Fern ihr geraten, auf ihr Herz zu hören, und dieses eine Mal war sie entschlossen, genau das zu tun.
Tobias ging schon auf den Phonographen zu und betätigte die Kurbel. Dann trat er zurück, und die leicht kratzige Melodie von Fionas Lieblingswalzer erfüllte den kleinen Raum.
Gleich darauf stand Tobias vor ihr und streckte die Hand aus. „Darf ich bitten?“
Sie zögerte, gab ihm dann aber die Hand. Ohne den Blick von ihrem Gesicht zu nehmen, hob er die Hand an seine Lippen und küsste die in Satin gehüllten Finger.
Fiona erschauerte. Es war ihr, als wäre sie plötzlich mit neuer Kraft erfüllt worden, als hätte sie bis zu diesem Augenblick nicht wirklich gelebt.
Er gab ihre Hand frei und zwinkerte ihr zu. „Ich werde mir alle Mühe geben, Ihnen nicht auf die Zehen zu treten, da ich allerdings bisher noch nie getanzt habe, kann ich Ihnen nichts versprechen.“
Nach einem unsicheren Blick auf ihre Abendschuhe fiel Fiona ein, wie viele Tänze sie darin getanzt hatte – unendlich viele Walzer, Polkas und Quadrillen. Seit ihrem Unfall hatte sie sie nicht wieder getragen.
Zu beschäftigt mit ihrer eigenen Unsicherheit, verging ein Moment, bevor Fiona erkannte, was er gerade enthüllt hatte. „Sie haben noch nie getanzt?“
Er schüttelte den Kopf und errötete sogar. Fiona tat es leid, so übereilt gesprochen zu haben.
„Als ich jünger war, versuchte meine Mutter, es mir beizubringen, aber ich verlor schon bald die Geduld, und sie nicht weniger. Weder sie noch ich sahen im Grunde irgendeinen Zweck darin.“ Sein Lächeln verschwand, als wäre ihm etwas sehr Unangenehmes eingefallen. „Allerdings habe ich ein Buch über die wichtigsten Tänze gelesen. Sogar mit Anleitungen.“
Ohne lange zu überlegen, nahm Fiona seine Hand. Sie trugen beide Handschuhe, und doch genoss sie die Wärme seiner Hand und fühlte sich seltsam beflügelt und plötzlich sogar voller Selbstbewusstsein. „Der Walzer ist wohl der leichteste Tanz, weswegen wir am besten damit beginnen.“ Es war auch der romantischste, was sie ihm gegenüber aber nicht
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