Historical Weihnachten Band 6
Feindschaft zuzuziehen als seine letzte Ehefrau.
Darum kam sie langsam auf dem kalten Steinboden zum Stehen. „Mylord.“ Sie drehte sich in dem dunklen Korridor, der nur von zwei Kerzen an den jeweiligen Enden schwach erleuchtet wurde, zu ihm um.
War es möglich, dass er sogar noch höher aufragte, als sie es in Erinnerung hatte? Er stand viel dichter vor ihr, als ihr klar gewesen war, während sie im vergeblichen Versuch, ihn abzuschütteln, durch die Gänge geeilt war. Obwohl er schwere Stiefel trug, war sein Schritt erstaunlich leicht. Gewandt. Geradezu verstohlen. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er des Nachts durch die Wälder der Highlands streifte und persönlich Mensch und Tier abstach, jeden, der es wagte, seine wohlgenährte Schafherde oder die prächtigen Pferde in seinen Ställen zu bedrohen.
Dadurch, dass sein rabenschwarzes Haar mit den Schatten zu verschmelzen schien, wirkte er nur noch bedrohlicher. Sein kantiges Kinn und die harten Gesichtskonturen ließen ihn aussehen wie in Stein gemeißelt. Der Eindruck wurde noch verstärkt durch seine unglaublich breiten Schultern. Derzeit war er in einen grauen Wollumhang gehüllt, der an einer Schulter von einer silbernen Spange zusammengehalten wurde und an seinem Rücken herabhing wie die gefalteten Schwingen eines großen Raubvogels.
Oder vielleicht bildete sie sich das nur ein, da sie sich gerade fühlte wie eine Maus, die jeden Augenblick von scharfen Krallen ergriffen und davongetragen werden würde.
„Ich sehe, Ihr seid in Eile, zum Festmahl zu gelangen.“ Er bot ihr seinen Arm.
Um sie zur Halle zu geleiten? Oder um ihr mit eisernem Griff die Luft aus der Lunge zu pressen?
Einige der drastischeren Geschichten über ihn kamen ihr wieder in den Sinn. Eine seiner Mägde hatte in der Halle ihres Vaters erzählt, wie die verstorbene Frau des Lairds in ihrer Hochzeitsnacht so durchdringend geschrien habe, dass es im ganzen Haus zu hören gewesen sei. Und einer seiner Knechte hatte vor den Bediensteten ihres Vaters damit geprahlt, dass die … nun … Ausstattung seines Herrn legendär sei, so beeindruckend groß wie der Rest von ihm.
Danach hatte Helene viele Nächte lang Albträume gehabt.
„Mylady?“ Léods Stimme riss sie aus ihren unangemessenen Gedanken. „Werdet Ihr mir beim Mahl Gesellschaft leisten?“
Ihre Wangen röteten sich, als er verärgert die dunklen Brauen hochzog. Der Atem stockte ihr, wenn sie nur daran dachte, was er wohl mit Frauen tat, die sich seinen Unmut zuzogen.
Bisher hatte sie noch keine Geschichten darüber gehört, dass er sie zum Nachtisch verspeiste, aber vielleicht wäre sie ja die Erste.
„Verzeiht mir.“ Verwirrt, verängstigt und verärgert darüber, dass ihr Vater sie einem solchen Mann zur Frau geben wollte, vollführte Helene einen lächerlichen kleinen Knicks, der eher zu einem Küchenmädchen oder einer Schankmagd gepasst hätte. „Ich fürchte, ich habe mein Messer in meiner Kammer vergessen.“
Schnell raffte sie die Röcke, drehte sich auf dem Absatz herum und lief davon, während ihr Messer ihr gegen die Hüfte schlug, wo es an einer Kette von ihrem Gürtel baumelte. In wenigen Monden würde sie nicht mehr das Recht haben, vor diesem Mann zu fliehen, aber bis dahin wollte sie lieber auf ihr Gefühl hören und so viel Abstand wie möglich von ihm halten.
Sie hätte schwören mögen, dass sie ihn hinter sich fauchen hörte wie das gierige Tier, das er angeblich war. Während sie stolpernd zurück in ihre Kammer eilte, gelobte sie sich selbst, dass sie einen Weg finden würde, ihre Vermählung mit dem dämonischen Laird zu verhindern, koste es, was es wolle. Selbst wenn sie dafür einem anderen Mann auf dem Fest schamlos schöne Augen machen musste. Sie könnte sich selbst kompromittieren oder zumindest dafür sorgen, dass Gerüchte über sie verbreitet wurden, indem sie sich mit einem anderen Mann in eine dunkle Ecke zurückzog.
Sie hatte noch Zeit bis nach den Raunächten, bevor ihr Vater sie in die abgelegenen Berge schicken würde, die Léod seine Heimat nannte. Weniger als zwei Wochen, um dafür zu sorgen, dass Léod mac Ruadhán sie für absolut unwürdig erachtete, seine Braut zu werden.
Dies war das letzte Mal, dass Helene MacKail vor ihm davonlief.
Das schwor sich Léod, während er zusah, wie sich die schöne Highlanderin in ihr Gemach zurückzog. Er musste einen Ehevertrag aushandeln, bevor er in seine Heimat zurückkehrte. Nach dem Zwischenfall mit seiner ersten Ehefrau war er
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