Historical Weihnachten Band 6
Nachgiebigkeit an den Tag.
„Kuss, Papa“, verlangte Gabby, und er gab ihr einen lauten Schmatz auf die Wange, was sie zum Kichern brachte. Andererseits sieht mir meine Frau auch eine Menge nach, dachte er grinsend. Und hatte sie ihm nicht all das hier geschenkt? Sie hatte seine Burg in ein Zuhause verwandelt und erfüllte es mit Leben und Lachen und Liebe.
„Wünsch dir was“, drängte Benedick, die Stimme rau vor Rührung, und Noel warf ihm sanft lächelnd einen Blick zu, und noch immer hatte sie dieses schelmische Funkeln in den Augen.
„Warum?“, wollte Gabby wissen.
„Du willst dir doch nicht etwa ein neues Baby wünschen, oder?“, fragte Petronella argwöhnisch.
Benedicks Blick ruhte auf der schlanken Gestalt seiner Frau. Ihr Bauch war flach wie der eines jungen Mädchens, daher glaubte er nicht, dass sie wieder ein Kind unter dem Herzen trug. Dabei mangelte es nicht an Gelegenheiten. Seine unschuldige Noel hatte sich zu einer lustvollen Frau entwickelt, genauso begierig auf den erfüllten, beglückenden Liebesakt wie er und auch genauso selig, danach in seinen Armen zu liegen, in dieser ganz besonderen Wärme.
„Warum?“, wiederholte Gabby.
„Kein Baby dieses Jahr“, sagte Noel. „Zu diesem Weihnachtsfest wünsche ich mir etwas ganz anderes.“ Sie unterbrach sich, bis sie sicher war, dass ihr alle aufmerksam zuhörten. „Ich wünsche mir ein glückliches und gesundes neues Jahr für uns alle.“
„Aber das ist doch nichts Besonderes“, beschwerte sich Godard.
„Aber das ist mein Wunsch“, sagte Noel und umarmte die Zwillinge, die rechts und links neben ihr standen.
„Alles Gute zum Geburtstag, Mama“, rief die Kinderschar und ließ sich je nach Alter mit unterschiedlicher Begeisterung von ihr umarmen und küssen. Benedick bemerkte, dass Godard schon zu sehr Mann geworden und ihm diese körperliche Nähe unbehaglich war, aber auch er würde eines Tages Zärtlichkeiten zu schätzen wissen, so wie sein Vater.
Über dem ganzen Geschrei erhob sich Gabbys gellende Stimme, dass es Benedick in den Ohren schrillte. „Warum wünschen?“, wollte sie wissen. „Warum wünschen?“ Alle sahen Noel an, die Benedick ein Lächeln schenkte und dem Herrn des Hauses die Antwort überließ, so, wie sie das oft tat.
„Das ist so Tradition“, erwiderte er grinsend.
– ENDE –
Ein Laird zum Weihnachtsfest
1. KAPITEL
Schottische Highlands
Winter 1072
E r holte auf.
Helene MacKail widerstand dem Drang, über ihre Schulter zurückzusehen. Sie beschleunigte ihren Schritt und lief weiter auf die Große Halle von Burg Domhnaill zu, wo sich Gäste aus den gesamten Highlands versammelten, um die Raunächte zu feiern. Wenn sie die Reihen der Feiernden erreichte, bevor Léod mac Ruadhán sie einholte, könnte sie unauffällig einen Platz neben ihrer Mutter einnehmen, sodass sie sich nicht mit dem düsteren Laird würde unterhalten müssen.
Er wollte nicht nur um ihre Hand anhalten. Er strebte nach ihren Ländereien, ihrem Wohlstand, ihrem Körper. Und er wollte über all diese Dinge bedingungslos herrschen.
„Lady Helene.“ Seine tiefe Stimme wäre sicher selbst auf einem Schlachtfeld im dichtesten Kampfgetümmel zu vernehmen. Hier, im schmalen Korridor der alten Burg, erklang sie laut und deutlich.
Wenn sie vorgab, ihn nicht zu hören, würde sie damit den einflussreichsten Clanführer von ganz Schottland vor den Kopf stoßen. Das käme sicherlich auch ihrem Vater zu Ohren. Aber der Gedanke daran, hier mit dem Krieger zu sprechen – alleine, in diesem menschenleeren Teil der Burg –, ließ ihr Herz rasen. Léod mac Ruadhán war dafür bekannt, sich selbst gegen seine eigenen Männer zu wenden; er nutzte das Mittel der Furcht, um sie in einem Zustand ständiger Wachsamkeit zu halten, sodass sie jederzeit bereit waren, mit ihm in den Kampf zu ziehen.
Von seiner Grausamkeit hatte sie schon einiges gehört. Und nicht nur gegenüber seinen Männern. Sie wusste auch, dass seine letzte Ehefrau vor seiner unersättlichen Begierde in die entlegensten Winkel der Highlands geflohen war, wo sie schließlich dem harten Winter erlag. Unglücklicherweise ließ ihr Vater sich mehr davon beeindrucken, dass der Clanführer der Mac Ruadháns die Angehörigen des MacKail-Clans schützen konnte, als von seinem schrecklichen Ruf, was Frauen anbelangte.
Wenn sie bedachte, dass sie schon in diesem Frühling mit ihm vermählt sein könnte, tat sie wohl doch besser daran, sich nicht noch schneller seine
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