Historical Weihnachten Band 6
schluckte seine Verärgerung herunter.
„Guten Morgen, Lady Helene. Seid Ihr bereit zur Abreise?“ Er sah ihren Vater an, damit er die Zurückweisung in ihrem Blick nicht sehen musste. Der Laird des MacKail-Clans nickte steif und gab seiner Tochter einen kleinen Stoß in seine Richtung. Trotz ihrer eisigen Miene und der offen zur Schau getragenen Abneigung gegen ihn konnte Léod sich eines kleinen Gefühls des Triumphs nicht erwehren. Sie war an seiner Seite! Später würde er schon einen Weg finden, ihre Leidenschaft wieder zu erwecken. Vorerst reichte es ihm, dass sie bald die Seine sein würde.
„Bitte sprecht jetzt das Gelöbnis“, sagte Helenes Vater nachdrücklich. „Vielleicht ist ja Lady Cristiana so gut, als Zeugin zur Verfügung zu stehen.“
Wenn der Laird der MacKails befürchtete, dass Léod dem Ehevertrag nicht nachkam, dann war es tatsächlich klug von ihm, eine Zeugin zu bestellen. Aber Léod hatte keinesfalls die Absicht, seine Zusage zurückzuziehen. Von heute an sollte Helene zu ihm gehören. Während er ihre zarte Gestalt in ihrer Reisekleidung musterte, fragte er sich, wie lange sie wohl unterwegs sein würden, bevor er mit ihr allein und ungestört sein konnte. Und wie lange würde es wohl dauern, ihr Vertrauen so weit zurückzugewinnen, dass sie wieder aus freien Stücken zu ihm kam?
Er schmeckte ihren süßen Kuss noch auf den Lippen, und sein Körper reagierte auf der Stelle, als er sie jetzt in die Arme zog. Ihre Gastgeberin erklärte sich einverstanden, als Zeugin zu fungieren, und Léod sprach die wenigen Zeilen, die sie für immer aneinander binden sollten.
„Hiermit gelobe ich, Helene MacKail zu meiner angetrauten Ehefrau zu nehmen …“
Stumm lauschte Helene dem Eheschwur. An irgendeiner Stelle musste auch sie die Worte wiederholt haben, denn ehe sie sichs versah, umarmten Lady Cristiana und ihr Vater sie, wünschten ihr Glück und sandten sie dann hinaus in die verschneite Morgendämmerung – mit dem dunklen Verführer, an den sie nun auf ewig gefesselt war.
Jegliche Hoffnung, dass sie in einer Kutsche würde reisen können oder zumindest auf einem eigenen Pferd, verging ihr, als sie den riesigen Hengst sah, der alleine im Burghof stand. Das Tier tänzelte und schnaubte den Knecht an, der seine Zügel hielt. Es schien genauso wenig an menschliche Gesellschaft gewöhnt wie sein Besitzer Laird mac Ruadhán selbst.
Helene rührte sich nicht, als Léod sich auf den Rücken des Pferdes schwang. Allerdings fiel es ihr schon ein wenig schwerer, Haltung zu bewahren, als er sich zu ihr hinabbeugte und sie einfach hochzog. Dabei setzte er sie auf seinen Schoß, als sei dies ein angemessener Sattel für sie.
Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg bei dem Gedanken, wie nahe sie ihm war. Mit der Ferse trieb er das Tier an und brachte sie aus dem Burghof heraus und über die Zugbrücke zu den offenen Feldern, die die Burg umgaben. So dicht saß sie bei Léod, dass sie seinen Duft einatmete. Erinnerungen an die vergangene Nacht – als sie ihn für einen zärtlicheren Mann gehalten hatte – stiegen in ihr hoch. Sie genoss das Gefühl seines seidenen Hemdes auf ihrer Haut und seinen würzigen Geruch, sosehr sie sich auch bemühte, diese verräterischen Gefühle zu unterdrücken.
„Wo sind meine Sachen?“, fragte sie plötzlich, wenn auch hauptsächlich, um nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, wie sich seine muskulöse Brust an ihrer Schulter anfühlte, wo er sie fest an sich drückte. Sie versuchte, über seine Schulter nach hinten zu spähen, aber er war so groß und breit, und der Schnee fiel so dicht, dass sie kaum etwas erkennen konnte. „Mein Vater sagte, er wolle uns meine Kleidung und die Aussteuer mitschicken.“
„Es dauert etwas, bis alles gepackt ist.“ Während sie ein Gestrüpp umrundeten, erneuerte Léod seinen Griff um ihre Hüfte. Seine Hand rutschte dabei tiefer, streifte ihr Hinterteil und sandte erneut eine Welle heißen Verlangens durch ihren Körper. „Sobald dein Vater all deine Habseligkeiten zusammengepackt hat, wird er uns einen Wagen nachschicken.“
Wenn sie seine Hand auf ihrer Hüfte spürte, konnte sie beinahe vergessen, dass er sie mit einem Trick in dieser Ehe gefangen hatte. Dass er sie getäuscht hatte, nur weil es ihm Vergnügen bereitete, sie zu demütigen.
„Ich verstehe.“ Der Zorn brodelte wieder stärker in ihr, ließ sie seine heißen Berührungen vergessen. „Hat Eure erste Ehe auch auf diese Weise begonnen?
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