Historical Weihnachten Band 6
hatten, es mitbekamen.
„Ich möchte es gerne, aber ich bin unerfahren“, gestand sie. Der Duft nach Honig und Zimt schien sie ganz zu erfüllen, bis sie sich berauscht fühlte allein vom Geruch des Mets, obwohl sie kaum davon gekostet hatte. „Ich brauche jemanden, der mich anleitet.“
Sie leckte sich die Lippen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um seinem Gesicht näher zu sein. Das tiefe Grollen, das aus seiner Kehle kam, rollte über sie wie eine Liebkosung, ein Zeichen dafür, dass er sie begehrte mit einer Leidenschaft, die beinahe urwüchsig war.
Als sein Mund auf ihren traf, presste sie sich an ihn, wollte so viel wie möglich von ihm spüren. Er legte ihr seine breite Hand in den Rücken und zog sie fest an sich, dichter und dichter, bis sie sich eng an seinen Körper schmiegte.
Unter ihrer Haut schien es zu prickeln, und ihr Blut geriet in Wallung, als sie seinen harten männlichen Körper so dicht an ihrem spürte. So fest er sie auch an sich presste, sein Kuss war unglaublich weich; seine Lippen streiften ihre mit einer Zärtlichkeit, die sie nicht für möglich gehalten hätte. Es war wundervoll. Himmlisch. Und es war nicht annähernd genug.
Unwillkürlich öffnete sie den Mund. Augenblicklich wurde sie dafür tausendfach belohnt, als seine Zunge eindrang und mit der ihren spielte, wohlige Schauer direkt in ihren Unterleib sandte. Ihre Zunge antwortete, ebenso ihre Hüften – beide schmiegten sich an ihn, umschmeichelten ihn, immer dichter, in einem wilden Tanz.
„Bitte“, murmelte sie an seinen Lippen. Sie wusste nicht, worum sie ihn bat, aber sie wusste, dass er und nur er es ihr geben konnte. Wenn sie sich nicht an seine Schulter gekrallt hätte, wäre sie zu Boden gesunken.
Aber offenbar hatte er sie missverstanden und dachte, er solle aufhören, da er sich abrupt von ihr löste.
„Was ist?“, flüsterte sie, als sie merkte, dass sich irgendetwas plötzlich verändert hatte.
Er stand ganz still da, wie erstarrt. War etwa jemand zur Tür hereingekommen?
„Helene.“ Jetzt klang seine Stimme nicht mehr wie die eines geheimnisvollen Fremden, stattdessen sprach er mit der kalten Reserviertheit eines Lairds aus den Highlands.
Die plötzliche Zurückhaltung und Gefühlskälte verwirrten sie. Er klang vertraut in einer Weise, die ihren Magen sich verkrampfen ließ. Eine böse Vorahnung ließ ihr Blut gefrieren, noch bevor ihr Verstand begriff, was ihr Gefühl ihr bereits sagte. Ihr Plan war wirklich gründlich schiefgegangen.
Ohne Vorwarnung hob er eine Hand und schob die Seide beiseite, gab ihre Augen frei. Und enthüllte den geheimnisvollen Fremden, in dessen Armen sie lag.
Léod mac Ruadhán.
Der Unmensch, der seine Frau aus dem Haus gejagt hatte, sodass sie im kalten Norden ums Leben gekommen war. Das Monster, das jetzt nach einer zweiten Braut Ausschau hielt, damit diese den Platz der ersten einnehmen konnte.
Helene bemerkte, dass sie die Hände immer noch in sein Hemd gekrallt hatte, ein Ausdruck der Leidenschaft, die noch vor wenigen Sekunden zwischen ihnen beiden gelodert hatte und jetzt plötzlich so unvorstellbar schien. Sie ließ es … ihn … los, als hätte sie sich verbrannt.
Er hatte sie hereingelegt. Hatte sie hinaus in die Winternacht gelockt, um mit ihr allein zu sein, sie zu beschämen und sich ihr dann als ihr Peiniger zu offenbaren. Ein Gewicht schien sich auf ihre Brust zu legen, hielt wie eine eiserne Faust ihr Herz umklammert. Kein Wort hätte sie herausbringen können, selbst wenn sie es versucht hätte, doch vor Schreck war sie ohnehin außerstande, Worte zu finden. Sie fühlte sich nur verraten, nachdem sie so kurz zuvor noch in törichter Leidenschaft entbrannt gewesen war.
„Es tut mir leid“, sagte er leise und ließ die Augenbinde los, wie ein Kind ein Spielzeug loslässt, an dem es das Interesse verliert. Sie glitt ihr über die Ohren, ein verrutschter Kranz aus Seide und Dummheit.
Aber bevor sie ihm Vorwürfe machen konnte, ob nun aus rechtschaffenem Zorn oder mädchenhafter Empörung, hatte sich der mächtige Laird aus den Highlands auch schon herumgedreht und war aus dem Brauhaus hinaus in den Schnee gestapft.
Der Morgen konnte für Léod nicht schnell genug kommen. Er wollte Domhnaill so schnell wie möglich verlassen, aber er brauchte zumindest ein wenig Tageslicht für seine Reise. Jetzt, da der Morgen am Horizont dämmerte, konnte er endlich aufhören, Höflichkeit vorzutäuschen, und das rauschende Fest auf der Burg hinter sich
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