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Historical Weihnachten Band 6

Historical Weihnachten Band 6

Titel: Historical Weihnachten Band 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore , Suzanne Barclay , Deborah Simmons , Joanne Rock
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ihr die Sache nicht gerade leichter.
    Trotzdem hatte sie während der langen durchwachten Stunden in ihrem Schlafgemach entschieden, bei ihrer Strategie zu bleiben, allerdings mit einer Änderung: Sie wollte Sir Myles ihre Einstellung offen und ehrlich darlegen und ihm auch das Abkommen nicht verschweigen, das sie mit ihrem Onkel getroffen hatte. Gleich nach der Messe wollte sie mit ihm sprechen.
    Im Gedränge der Menschen vor der Kapelle verlor sie ihn aus den Augen, traf ihn aber, als sie die Burg betrat, auf dem leeren Flur vor dem Privatgemach ihres Onkels unverhofft wieder.
    „Sir Myles!“, rief sie. „Es ist schön, dass wir uns hier begegnen. Ich würde gern ein paar Worte mit Euch sprechen.“
    Sie öffnete die Tür einen Spaltbreit, um sich zu vergewissern, dass ihr Onkel nicht in seinem Zimmer war. „Vielleicht hier, wenn es Euch nichts ausmacht?“
    „Euer Wunsch ist mir Befehl“, erwiderte er und ließ sie vorgehen. „Tatsächlich hatte auch ich vor, mit Euch zu reden.“
    Das Gemach ihres Onkels war kleiner und daher behaglicher als die großen Hallen der Burg; vor einem der schmalen Fenster befand sich ein schwerer Eichentisch mit zwei breiten, mit Schnitzereien verzierten Lehnstühlen. Auf dem einen pflegte Sir Wilfrid zu sitzen, wenn er jemanden zu einer Unterredung bat, der zweite gegenüber war für den Gast bestimmt. Giselle hatte bereits angeordnet, den Kamin in der Ecke anzuheizen, sodass der kleine Raum behaglich warm war, als sie ihn betraten.
    Die drei hohen Fenster ließen Tageslicht in den Raum fallen, ohne den kalten Wind von draußen eindringen zu lassen. Auf dem blank geputzten Steinboden lagen dicke Wollteppiche, auf denen seine Hunde schliefen, wenn Sir Wilfrid sich hier aufhielt. Er mochte keine Wandverkleidungen, nannte auch sie „überflüssigen Tand“, und schätzte stattdessen in seiner privaten Umgebung den derben Charme naturbelassener Mauersteine, deren grobe Struktur durch das Licht der brennenden Wandfackeln beinahe lebendig erschien.
    Sir Myles schloss die Tür hinter sich. Unkonventionell, aber vielleicht war es besser so. Was Lady Giselle ihm zu sagen hatte, war allein für seine Ohren bestimmt.
    Er griff in die Seitentasche seines Umhangs und zog eine große, abgrundtief hässliche Brosche aus hellgrünen, blauen und gelben Edelsteinen hervor. „Das ist für Euch“, sagte er und reichte ihr den Schmuck. „Zum zweiten Weihnachtstag.“
    Giselle starrte auf die schwere Brosche, die beinahe so groß war wie ihre Handfläche, und wusste nicht, was sie sagen sollte. Noch nie hatte sie ein so protziges Schmuckstück besessen, bevorzugte stattdessen kleinere und weniger auffällige Geschmeide. Was für eine Verschwendung!
    Er hatte sich dieses geschmacklose Stück sicher eine Menge Geld kosten lassen, und nun musste sie sich auch noch dafür bedanken. Sein Blick jedoch verriet so viel Verunsicherung, dass er ihr beinahe leid tat.
    „Hm, sie ist … sie ist wirklich … Ich danke Euch, Sir.“
    „Warum so unterkühlt, Mylady? Hat man Sie nicht gelehrt, ein wenig mehr Dankbarkeit zu zeigen?“
    Seine Unsicherheit hatte sich im Handumdrehen verflüchtigt, und er schien auf einmal geradezu empört zu sein. Verwirrt, beschämt und verärgert hob Giselle das Kinn und erwiderte: „Ihr sprecht von Form und Anstand, Sir Myles, und besitzt doch die Unverfrorenheit, sich mit mir in einem Raum einzuschließen. Benimmt sich so ein Edelmann?“
    Er wappnete sich für einen weiteren Schlagabtausch. „Ihr wart es, die mich hereingebeten hat, Mylady, darf ich Euch daran erinnern? Und ich habe die Tür nur aus Rücksicht auf Euch geschlossen, denn ich nehme nicht an, dass es Euch recht wäre, wenn jemand unser Gespräch belauscht.“
    „Dann zögert nicht, es zu beginnen, damit ich schnell wieder an die Arbeit gehen kann.“
    Er maß sie von Kopf bis Fuß mit einem Blick, der alles andere als galant war, ging um den Tisch herum und setzte sich wie selbstverständlich in den Stuhl ihres Onkels. Giselle konnte ihre Empörung kaum noch unterdrücken.
    „Was glaubt Ihr eigentlich, wo Ihr hier seid?“
    „Setzt Euch bitte, Lady Giselle“, sagte er und wies auf den Besucherstuhl.
    Würde, dachte sie und rief sich die ständigen Ermahnungen von Lady Katherine ins Gedächtnis: Eine Lady hat in jeder Situation Würde und Grazie zu bewahren.
    Also schritt sie zu dem Stuhl, raffte ihr Gewand und ließ sich langsam und anmutig nieder. „Ich habe der Form Genüge getan und mich für Eure

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