Historical Weihnachtsband 2010
Gedanken, „hätte ich dir weit mehr bezahlt, als deine Herrin dir vermutlich zahlte. Ich kann es immer noch. Aber dieses Mal werde ich dafür sorgen, dass du mir für mein Geld auch den vollen Dienst leistest.“
„Den vollen Dienst!“
Margarets Wangen röteten sich vor Verlegenheit, aber auch vor Empörung. Sie besaß keine Vergleichsmöglichkeiten, aber sie konnte sich nicht vorstellen, noch mehr zu geben … oder zu empfangen … als letzte Nacht. Selbst nachdem er den Wein mit dem Pulver darinnen getrunken hatte, hatte dieser Mann sie noch in einen zitternden, schluchzenden, völlig aufgelösten Zustand versetzen können. Sie errötete jetzt noch, wenn sie daran dachte.
„Aye, meine Süße“, erwiderte er spöttisch. „Die vergangene Nacht hat meinen Appetit nur angeregt. Um ihn zu befriedigen, liegt ein langer, harter Weg vor dir.“
Wie um es zu beweisen, senkte er den Kopf und ließ ihren gestammelten Protest durch einen Kuss verstummen. Als er den Kopf wieder hob, kribbelten Margarets Lippen, und das Herz wollte ihr aus dem steifen Mieder springen.
„Wagt es … wagt es nicht noch einmal, mich zu so etwas zu benutzen“, würgte sie voller Wut hervor.
Seine blauen Augen funkelten wie polierter Stahl. „Ich benutze dich, wie es mir gefällt, Frau. Du magst mir vergangene Nacht deine Jungfernschaft geschenkt haben, aber du wirst mir noch mehr schenken, viel mehr, bevor ich …“
„Ihre Jungfernschaft!“
Die leise und wütend geknurrten Worte ließen beide herumfahren. Margarets Magen zog sich noch mehr zusammen.
Dünn und steif wie ein Rapier stand ihr Cousin im Türrahmen. Seine kohlschwarzen Haare und sein Spitzbart glänzten von der Salbe, mit der sein Leibdiener sie immer einrieb. In seinen schwarzen Augen blitzte eine tödliche Wut. Unwillkürlich schreckte Margaret vor ihm zurück und suchte Schutz bei Sir Christopher.
„Clive“, nahm der Mann hinter ihr in knappem Tonfall die Anwesenheit ihres Cousins zur Kenntnis.
Robert schien die kurze Begrüßung gar nicht zu hören. Seine ganze Aufmerksamkeit war auf Margaret gerichtet. Das Gesicht weiß vor Wut trat er in das kleine, getäfelte Schreibzimmer. Er schien es nicht glauben zu wollen.
„Habe ich richtig gehört?“, tobte er. „Hast du letzte Nacht bei diesem Mann gelegen?“
Margaret richtete sich auf. Das war der Augenblick, den sie erwartet und gefürchtet hatte. Jetzt, wo er da war, würde sie sich nicht verkriechen und vor Angst wimmern wie ein rückgratloser Feigling. Sie befreite sich aus Kits Griff und trat einen Schritt vor.
„Ja, ich lag letzte Nacht bei diesem Mann.“
Sie wusste, dass Robert sie und ihre Ländereien aus schlichter Habgier für sich begehrte. Doch auf die heftige Reaktion, die ihre herausfordernde Antwort hervorrief, war sie nicht gefasst.
Der Schlag, den er ihr mit dem Handrücken versetzte, ließ sie gegen den Mann taumeln, der hinter ihr stand. Bevor sie mit den Wimpern zucken konnte, ja, bevor ihre bestürzten Sinne den Schmerz auch nur registrieren konnten, explodierte ihr Ehemann regelrecht. Er schoss hinter ihr hervor und packte Robert an seiner gestärkten Halskrause. Mit einer Hand hob er den Höfling in die Höhe und schüttelte ihn so mühelos, wie es ein Terrier mit einer Ratte tut.
„Wenn du noch einmal in meiner Gegenwart eine Frau schlägst, und sei es auch nur eine Dirne wie diese hier, dann breche ich dir beide Arme.“
Robert umklammerte die ihn würgende Hand, während sein Gesicht purpurn anlief.
„Hast du das verstanden, du feiger, kleiner, höfischer Speichellecker?“
„J…Ja!“
Mit einer verächtlichen Armbewegung schleuderte Kit ihn von sich. Robert stolperte rückwärts, verhedderte sich mit den Füßen in einem hölzernen Schemel und stürzte krachend zu Boden. Margaret las Mord in seinen schwarzen Augen, als er sich wieder aufrappelte. Seine beringte Hand fuhr zum Schwert.
„Wenn diese Klinge die Scheide verlässt“, warnte ihr Gatte ihn mit einem Lächeln, bei dem sich Margaret die Haare im Nacken aufstellten, „dann stoße ich dir drei Fuß Toledo-Stahl ins Gedärm – und das mit Freuden.“
Niemand im Raum hielt seine Worte für eine leere Drohung. Margaret zweifelte keine Sekunde daran, dass ihr Ehemann Robert mit dem Degen durchbohren würde, sollte er so dumm sein und seine Klinge ziehen. Sir Christopher war gut vier Zoll größer und um einiges schwerer als ihr Cousin. Mehr noch, der Kapitän hatte sich die letzten zwanzig Jahre mehr oder
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