Historical Weihnachtsband 2010
wie er am besten die ihm verbleibenden Stunden in Plymouth verbringen sollte. Sofort tauchte das Bild der schwarzhaarigen Hexe, die er letzte Nacht in seinem Bett vorgefunden hatte, vor seinem inneren Auge auf. Heiß und wild erwachte in seiner Brust das Verlangen, sie wiederzufinden. Er war schon auf dem Weg zur Laufplanke, als die Pflicht ihn zurückrief.
Zum Teufel!
Keine drei Meilen von hier hatte er eine Frau … und eine Ehe, die beendet werden musste.
Wie immer, wenn er an die schwächliche, kleine Erbin dachte, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Er hatte ihren kränkelnden Vater durch Drake kennengelernt, der die Ehe arrangierte. Der kühne, muskulöse, junge Kapitän erklärte sich bereit, dem Mädchen, das bald Waise sein würde, seinen Namen und seinen Schutz zu geben. Im Gegenzug finanzierte Kits Schwiegervater den Bau der Gull .
Doch im Hinblick auf den großen Altersunterschied und das unterschiedliche Temperament von Braut und Bräutigam wurde in den Vertrag die Klausel aufgenommen, dass er null und nichtig wurde, wenn einer der Partner sich sieben Jahre lang weigerte, die Ehe zu vollziehen.
Noch bevor der erste Balken gesägt wurde, starb Sir Danvers. Und die Ehe hatte sich von Anfang an als ein einziges Desaster erwiesen. Kits schüchterne, kleine Braut hatte solche Angst vor ihrem hünenhaften Gatten, dass sie bei der Hochzeitsfeier ihr Abendessen in den Schoß ihres Ehemanns erbrach. Und die wenigen Male danach, die sie gezwungen war, die Gegenwart ihres Gatten zu ertragen, zitterte sie wie Mandelcreme. Als er sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie schrecklich krank und mit Pusteln bedeckt gewesen. Kläglich hatte sie ihn angefleht, ihr sofort und für immer aus den Augen zu gehen! Kit ignorierte ihr Flehen und blieb bei ihr, bis das Fieber fiel. Doch in den folgenden Jahren hatte er ihr ihren sehnlichsten Wunsch nur allzu bereitwillig erfüllt.
Im Gegensatz zu der merkwürdigen, kurzen Nachricht, die sie ihm vor einem Jahr schickte, berichtete ihm Lady Margarets Verwalter in all seinen Briefen von ihrem immer noch bestehenden Abscheu vor ihrer Ehe. Und ihr Cousin Robert Clive hatte ihm das nur bestätigen können. Eigentlich konnte Kit mit dem ehrgeizigen, sich immer sehr salbungsvoll gebenden Höfling nur wenig anfangen. Aber in einem Gespräch, das sie vor ein paar Monaten bei Hofe geführt hatten, erzählte Clive ihm offen über den Abscheu, den seine Cousine für ihren abwesenden Gatten empfand.
Gott sei Dank würde Lady Margaret in einer Woche frei sein, um sich dann einen Ehemann zu suchen, der ihr besser gefiel. In der Zwischenzeit schuldete Kit ihr die letzte Höflichkeit eines Besuches.
Die Aussicht auf diesen Besuch trug nur wenig dazu bei, seine Stimmung aufzuhellen.
Ungefähr drei Meilen entfernt stand Margaret oben auf der Klippe, welche Oak Manors westlichen, mit Gras bewachsenen Abhang begrenzte. Tief unter ihr donnerten die Wellen an den Felsen. Der Wind blähte Margarets Röcke und riss ihr die Locken aus dem Haarnetz. Aus dem Süden, wo die Küste eine Biegung machte, drang Kanonendonner an ihr Ohr.
Sie schloss die Augen. Erleichterung und etwas, das sie nicht als Bedauern wahrhaben wollte, durchströmten sie.
Er war fort, fort für viele Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre.
Ihr Gatte war fort.
Sieben Stunden zuvor hatte das Gewicht seines ausgestreckten Armes sie noch auf die weiche Matratze gedrückt. Sie hatte seinen schweren, männlichen Duft eingeatmet und dem stetigen Klopfen seines Herzens gelauscht. Und hatte sich gefragt, welche Veränderungen seine Hände, sein Mund und sein leidenschaftliches Liebesspiel in ihrem Körper und ihrem Geist wohl bewirkten.
Entschlossen holte sie tief Luft. Mit den Konsequenzen dieser Veränderungen musste sie jetzt zurechtkommen.
Der Wind hatte sie tüchtig durchgeblasen. Zerzaust machte sie sich auf den Rückweg zum Gutshaus. Wie schon ihr ganzes Leben lang, hießen sein heller Backsteinbau und sein festes Gebälk sie willkommen. Margaret folgte dem Kiesweg, der an den Ställen und der Küche vorbeiführte. Ohne sich Zeit zu nehmen, die schlammigen Holzschuhe und den warmen, wenn auch etwas abgetragenen Mantel auszuziehen, den sie stets bei ihrem morgendlichen Spaziergang über die Klippe trug, eilte sie durchs Haus. Sie musste einen Brief schreiben und ihn abschicken, noch bevor ihr Cousin seine morgendliche Aufwartung machte.
Ein Schauer rieselte ihr über den Rücken, und daran war kaum die frostige
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