Historical Weihnachtsband 2010
weniger durch sein Schwert ernährt.
Langsam ließ Robert die Hand sinken.
„Eure Gegenwart beleidigt mich, Clive“, meinte ihr Gatte gedehnt. „Macht, dass Ihr aus dem Haus meiner Gattin verschwindet, bevor ich Euch den dürren Hals umdrehe.“
Bei dieser verächtlichen Verabschiedung verzerrte sich das Gesicht ihres Cousins zur wütenden Grimasse. „Ich gehe, aber Ihr solltet Euch besser um Euren eigenen Hals kümmern, Walsh.“
„Mein Hals geht Euch nichts an.“
„Vielleicht nicht“, fauchte der andere. „Aber es geht um die Königin. Ich war dabei, als sie ihre Freude darüber bekundete, dass ihr lieber Kit bald von seiner Frau befreit sein würde. Erinnert Ihr Euch nicht mehr daran? Alle bei Hofe hörten, wie sie sagte, Ihr hättet etwas Besseres verdient als die Tochter eines einfachen Landedelmannes. Man sagt, sie denke daran, selbst eine Verbindung für Euch zu arrangieren …“
Margaret schnappte nach Luft.
„ … irgendwann. Vielleicht, wenn sie des Spiels mit Euch überdrüssig ist. Wie alle wissen, missfällt es Elizabeth sehr, ihr Spielzeug teilen zu müssen.“
Mit höhnisch verzogenen Lippen richtete Robert den Blick auf Margaret. „Ich frage mich nur, wie sie wohl auf die Neuigkeit reagieren wird, dass Ihr ihre Pläne durchkreuzt habt, Cousine.“
„Cousine!“
Der erstaunte Ausruf klang leise, aber heftig in Margarets Ohr. Sie wagte nicht, sich umzudrehen und ihren Gatten anzublicken, wagte kaum zu atmen.
Robert hatte den unterdrückten Ausruf nicht gehört. Den Blick fest auf Margaret gerichtet machte er eine beleidigend knappe Verbeugung. „Ich komme Euch im Tower besuchen. Dort werdet Ihr mehr als genug Zeit haben, Eure dumme, dumme Tat zu bereuen.“
Er ging zur Tür, blieb aber auf der Schwelle stehen und drehte sich noch einmal um. Seine schwarzen Augen glitzerten boshaft.
„Ich kann nur hoffen, dass Ihr lange genug lebt, um die Stufen zum Tor der Verräter hinaufzusteigen, Cousine. Erinnert Euch daran, was Dudleys erster Frau passierte, als sie zwischen die Königin und ihren Geliebten kam. Der Sturz, bei dem die arme Frau sich das Genick brach, wurde als Unfall hingestellt. Aber alle fragen sich immer noch …“
Sein dünnes, böses Lächeln drückte aus, was er nicht auszusprechen wagte. Als er sah, wie alles Blut aus Margarets Gesicht wich, drehte er sich befriedigt um und ging.
Lange Zeit hing die Stille schwer im Raum, nur vom Knistern des Feuers unterbrochen.
Langsam, sehr langsam drehte Margaret sich schließlich zu ihrem Gatten um.
3. KAPITEL
Kit hätte es nicht bis zum Kommando über eine schnelle Galeone geschafft, ohne gelernt zu haben, sich selbst und auch seine Männer zu disziplinieren. Trotzdem benötigte er all seine Selbstbeherrschung, um die Hände von der schwarzhaarigen Hexe zu lassen, die sich jetzt umdrehte und ihn ansah.
Sie warf einen einzigen Blick auf sein Gesicht und trat rasch einen Schritt zurück.
„Aye“, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Besser, du schaffst etwas Abstand zwischen uns, Gattin .“
Margaret leckte sich die Unterlippe. Kit knirschte unwillkürlich mit den Zähnen, als er es sah. Gestern Nacht hatte allein der Anblick dieser kleinen rosa Zunge die Lust in ihm geweckt. Heute Morgen rief er ein weit heftigeres Gefühl in seiner Brust wach.
„Ich musste es tun“, begann sie mit leiser Stimme. Sie war sichtlich nervös.
„Warum?“ Das Wort kam wie ein Peitschenschlag.
„In weniger als einer Woche ist Weihnachten. Ich … ich war inzwischen schon ganz verzweifelt.“
„Warum?“
„Meine Ländereien … die Einkünfte …“
Mit einem Mal war Kits Zorn doch stärker als seine eiserne Selbstbeherrschung. Wutentbrannt schritt er auf sie zu.
„In all den Jahren, die wir verheiratet sind, habe ich keinen Penny Eurer Einkünfte angerührt! Ihr werdet doch wohl nicht glauben, dass ich Euch jetzt Eures Erbes berauben will!“
Hastig wich Margaret hinter den Hocker zurück, über den Clive gestolpert war. „Nein, nein, nicht Ihr! Aber mein Cousin würde es tun, ginge es nach seinem Willen.“
Kit zügelte sein Ungestüm. „Clive hatte die Absicht, sich zu nehmen, was Euch gehört?“
„Er wollte mich heiraten … und mir beiliegen.“
Wütend stieß Kit einen Fluch aus. Margaret vernahm es und warf erbost den Kopf in den Nacken. Ihre bleichen Wangen röteten sich.
„Tut nicht so ungläubig. Nur weil Ihr mich verabscheut, muss das noch lange nicht heißen, dass es alle Männer tun.“
Kit
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