Historical Weihnachtsband 2010
Tages würde sie ihr Gewerbe sicher besser ausüben.
Eines Tages.
Sie seufzte und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer augenblicklichen Aufgabe. Die Leute hier waren freundlich zu ihr. Selbst die Männer, die sie in ihrer Hütte besuchten, waren nie grob oder respektlos, wenn sie bei ihr lagen. Und dafür war sie dankbar. Sie war für vieles dankbar – besonders für den Tag, an dem sie dieses Dorf und die Burg von Lord Orrick of Silloth betreten hatte. Er hatte ihr einen Ort angeboten, wo sie bleiben konnte, und ihr damit an diesem Tag das Leben gerettet. Wenn sie, um ihre Schuld zurückzuzahlen, seinem Freund beiliegen musste, dann würde sie das klaglos tun.
Jetzt stand Lord Orricks Freund auf. Er nickte dem Burgherrn zu und verabschiedete sich auch von Lady Margaret. Er war groß, größer als der Lord, und der war doch schon mindestens vier Zoll über sechs Fuß groß. Es musste an seinem schottischen Blut liegen. Elizabeth hatte sagen hören, er stamme aus dem barbarischen Hochland, wo die Männer Riesen seien und für ihre Wildheit bekannt waren. Sie konnte sich gut vorstellen wie er sich, ein gewaltiges Schwert schwingend, in der Schlacht seinen Feinden entgegenstellte. Wieder überlief es sie kalt.
Als ihr Bierkrug leer war, ging Elizabeth zur Vorratskammer, um ihn erneut zu füllen. Sie bog gerade wieder um die hölzerne Trennwand, welche die Kammer von dem Rest des Saales trennte, da fand sie sich unvermittelt dem Mann gegenüber, der gerade ihre Gedanken beschäftigte. Sie standen so dicht voreinander, dass Elizabeth den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm in die Augen sehen zu können. Die blausten Augen, die sie je gesehen hatte, blickten sie an, und sie bekam einen trockenen Mund.
Und als er sie jetzt anlächelte, konnte sie den Blick nicht von ihm wenden. Sein markantes Gesicht, der Ausdruck in seinen Augen, der von Lebenserfahrung sprach, und seine überwältigende Größe waren einfach atemberaubend. Elizabeth fiel der Krug aus der Hand, der klirrend auf dem Boden landete. Während sie immer noch dastand und in die eisblauen Augen des Schotten starrte, drang die Stimme des Verwalters an ihr Ohr.
„Lord Orrick wünscht, dass du dich jetzt um seinen Gast kümmerst, Elizabeth. Eine andere wird das Bier auftragen.“
Verwirrt blinzelte sie ihn an und wartete darauf, dass seine Worte einen Sinn für sie ergaben. Bevor sie noch reagieren konnte, trat der Schotte einen Schritt zurück, bückte sich und hob den leeren Krug vom Boden auf. Ohne den Blick von Elizabeth zu wenden, reichte er ihn dem Verwalter. Elizabeth spürte, wie ihr heiß wurde und ihr Magen sich zusammenzog.
„Meinen Dank, Lord Gavin. Das Bad wird sogleich in Eurem Gemach für Euch bereitstehen. Elizabeth? Kümmere dich jetzt darum.“
Der Befehl des Verwalters riss Elizabeth aus ihrer Träumerei. Mit gesenktem Kopf knickste sie vor dem Verwalter und Lord Gavin.
„Ja, Mylord.“
Sie kehrte zur Küche zurück, um für heißes Wasser zu sorgen, das sie für das Bad brauchte. Ihr Gast würde den größten ihrer Zuber benötigen, wenn es denn überhaupt möglich war, solch lange Beine wie die seinen in einem Holzbottich unterzubekommen. Sie konzentrierte sich auf die für das Bad notwendigen Vorbereitungen. So hatte sie keine Zeit, daran zu denken, was dieser Auftrag noch für sie bedeutete, und was dem Bad wohl folgen würde, wenn der Schotte sauber und vom warmen Wasser entspannt war. Wenn er immer noch nackt sein würde. Elizabeth erschauerte, teils aus Angst, teils aus Erwartung auf das, was die Nacht noch für sie bereithielt. Etwas mit diesem Mann und den Diensten, die sie ihm leisten sollte, war anders als sonst. Elizabeth fürchtete sich nicht vor der Vereinigung ihrer Körper. Sie hatte Angst vor dem, was dieser Mann ihrem Herzen antun konnte, in das sie niemanden blicken ließ. Und sie konnte sich nicht erklären, wieso sie ihn als eine so große Bedrohung empfand.
2. KAPITEL
Prüfend hielt sie den Ellbogen ins Wasser und nickte zufrieden. Das Wasser war heiß, aber nicht zu heiß. Sie ließ den Blick über die kleinen Flaschen und Krüge auf dem Tablett schweifen, wählte einige davon aus und gab etwas von ihrem Inhalt ins Wasser. Als sich die Öle mit dem dampfenden Wasser vermischten, erfüllte ein angenehm frischer Duft den Raum. Elizabeth rührte mit der Hand im Wasser und nickte erneut. Das Bad war bereitet. Wo aber war Lord Gavin?
Als hätte allein der Gedanke an seinen Namen ihn aus dem Nichts
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