Historical Weihnachtsband 2010
aus Furcht und Erwartung, die sie jetzt verspürte, überraschte sie. Wieso nahm er sich nicht einfach, was er wollte, und fertig?
„Keine, Mylord, außer was Euch betrifft. Lord Orrick befahl, ich soll einzig Euch zu Diensten sein.“ Sie verstand nicht, wie es ihr gelang, diese Worte hervorzustoßen.
„Das Wasser ist immer noch warm und fast sauber. Benutze es, wenn du möchtest“, sagte er und deutete auf den Zuber. Dass er immer noch nackt war, schien ihm nicht das Geringste auszumachen.
„Ein Bad? Für mich?“ Sie hatte nicht oft die Gelegenheit, in einem Zuber voll warmem Wasser zu baden, besonders nicht mitten im Winter. Es wäre das reinste Vergnügen für sie. Aber um es zu genießen, musste sie sich ausziehen.
Gavin lachte, und der Klang schien den ganzen Raum auszufüllen. Lord Gavin war ein attraktiver Mann. Und wenn er lächelte, zeigten sich zwei anziehende Grübchen in seinen gefurchten Wangen und ließen ihn viel jünger aussehen. Sie musterte ihn misstrauisch, als er ihr jetzt aufmunternd zunickte.
„Aye, Mädchen. Für dich, wenn du gerne möchtest.“
Sie biss sich auf die Unterlippe und dachte über sein Angebot nach. Gerade wollte sie ablehnen, als er erneut lachte.
„Ich gehe jetzt ins Bett. Würdest du die Kerzen löschen, wenn du gehst?“
Immer noch ungläubig nickte Elizabeth, während der Schotte genau das tat, was er angekündigt hatte. Er warf die Kleider nahe dem Feuer auf einen Haufen, und nachdem er etliche Decken von der mit Seilen gefederten Bettstatt angehoben hatte, schlüpfte er darunter und machte es sich bequem. Er richtete sich die Kissen zurecht, drehte sich dann auf die Seite und wandte das Gesicht von Elizabeth ab. Sie beschloss, dass es töricht wäre, sich diese Chance entgehen zu lassen, und schritt schweigend zum Zuber.
„Darf ich wirklich, Mylord?“ Auf der einen Seite hätte sie sich am liebsten sofort das derbe Gewand heruntergerissen und wäre ins Wasser gesprungen, auf der anderen Seite drängte es sie zur Vorsicht mit diesem ihr unbekannten Mann.
„Es wäre dumm, das gute Badewasser zu verschwenden. Es steht dir zur Verfügung“, antwortete er, ohne sich zu rühren.
„Empfangt meinen Dank“, flüsterte sie, während sie schon an den Bändern ihres Gewandes nestelte. Wenn sie schnell machte, konnte sie sich in nur wenigen Minuten waschen, abtrocknen und wieder anziehen. Und wenn sie leise war, würde er einschlafen und gar nicht mehr wissen, dass sie immer noch hier war.
Sie löste die Schnüre ihres Kleids und streifte es über den Kopf. Hemd, Schuhe und Strümpfe folgten. Hastig stieg sie in den Zuber und setzte sich so geräuschlos wie möglich nieder. Trotzdem konnte sie einen wohligen Seufzer nicht unterdrücken, der ihr unwillkürlich entschlüpfte, als das warme Wasser sie umschmeichelte. Der Zuber, in den er kaum hineingepasst hatte, bot für sie fast genügend Platz, um sich auszustrecken.
Nachdem sie ihre zu Zöpfen geflochtenen Haare gelöst und in Wasser getaucht hatte, seifte sie sie ein und wusch und spülte sie aus. Und das alles tat sie so schnell und leise wie möglich. Nach nur wenigen Minuten wrang sie ihre Haare aus und machte sich bereit, wieder aufzustehen. Elizabeth wusste nicht, was sie aufblicken ließ, aber da stand er mit einem Eimer voll sauberem Wasser, den er hochhielt, um ihr die Seife und den Schmutz des nun zweimal benutzten Badewassers abzuspülen.
Und er war immer noch nackt.
Elizabeth schluckte schwer. Sie überlegte, was sie jetzt wohl sagen sollte, und versuchte, nicht auf seinen Körper zu schauen. Doch es gelang ihr kaum, denn er war so nah und so … groß.
Was war sie doch für ein törichtes Ding! Schließlich war sie eine Hure und das jetzt schon seit einigen Monaten. Wieso verunsicherte sie dieser Mann nur so sehr? Sie würden beieinanderliegen, sie würde seine Bettgespielin sein, und danach würde sie gehen. Es war das Gleiche wie mit den anderen Männern, die vor ihm ihren Körper benutzt hatten. Nichts anderes.
Elizabeth war sich jetzt wieder bewusst, welche Rolle sie hier zu spielen hatte. Sie stand auf und wartete darauf, dass er das Wasser über ihr ausgoss. Sie musste dagegen ankämpfen, nicht schützend die Arme um ihren Körper zu schlingen, um ihn so vor den Blicken des Mannes zu verbergen. So konzentrierte sie sich nur auf das warme Wasser, das ihr über Kopf und Glieder floss. Seit Monaten war sie nicht mehr so sauber gewesen. Als sie sich das Wasser aus den Augen wischte, sah
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