Historical Weihnachtsband 2010
Becher Bier vor ihn auf den Tisch.
„Unsere Nachforschungen? Ich wusste nicht, dass du mit mir zusammenarbeitest.“ Er nahm einen tiefen Schluck.
„Streite dich nicht mit mir herum, Gavin. Hast du nun die Antwort gefunden, die ich suche, oder nicht?“
Orrick war gereizt heute Morgen. Auch gut. Geschah ihm ganz recht, wenn er genauso schlecht gelaunt war wie er selbst. Nun ja, sicher verspürte er nicht die gleiche Art von Ärger. Gavin schob die Antwort auf, indem er erneut einen Schluck nahm, dann nach seinem Mahl rief und auf sein Essen wartete.
Der grobe Haferbrei, den man hier servierte, war nicht zu vergleichen mit dem herzhaften Porridge auf seiner Burg, aber er musste sich damit begnügen. An der Art oder auch der Reichhaltigkeit des Essens hier würde sich bis zum Fest der Geburt unseres Herrn und den zwölf Nächten danach nicht viel ändern. Die Magd, die ihn bediente, kannte immerhin seine Vorlieben und stellte eine Schüssel mit Haferbrei, einen Krug Honig und einen Krug Sahne vor ihn hin. Der Verwalter brachte dann noch einen kleinen Trinkschlauch voll uisge beatha , dem scharfen, schottischen „Wasser des Lebens“. Gavin mischte sich von allem etwas unter seinen dampfenden Brei, der bald viel appetitlicher roch als zuvor. Er achtete nicht auf Orricks Blick und aß erst einmal ein paar Löffel voll, bevor er sich endlich zu einer Antwort bequemte.
„Es gibt noch keine Ergebnisse.“
„Sie verbrachte die Nacht in deiner Kammer, Gavin. Was habt ihr gemacht?“
„Das Übliche. Was ein Mann mit einer Frau nachts eben so macht.“ Er konnte nicht anders. Es machte ihm einfach Vergnügen, zu sehen, wie leicht Orrick zu provozieren war. Dessen Reaktion auf Gavins Worte ließ auch nicht lange auf sich warten.
„Der Teufel soll dich holen!“, flüsterte er erbost. „Sag mir, was du herausbekommen hast.“
Gavin schmunzelte über Orricks Groll und konnte der Versuchung nicht widerstehen, sein Spiel mit ihm noch etwas weiter zu treiben. „Wir badeten und schliefen.“
„Sobald das Wetter besser ist, kannst du mit meiner Herausforderung zum Zweikampf rechnen, mein Freund.“
„Orrick, wenn deine Worte mir nicht etwas anderes verkünden würden, könnte ich schwören, aus deiner Stimme spricht die Eifersucht.“
Geräuschvoll stieß Orrick die Luft aus und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Keine Eifersucht, Gavin. Eher die Sorge, einer Unschuldigen Unrecht getan zu haben.“
Orrick war schon immer zu weichherzig gewesen, wenn es um seine Leute ging. Er verhätschelte sie und behandelte seine Bediensteten, als wären sie viel mehr als einfach nur sein Eigentum. Gavin hatte das nie so richtig verstanden, bis Orrick ihm einmal erklärte, er übertrüge eben das schottische Clan-System auf seine englischen Güter. Clan bedeutete mehr als nur Besitz und Ländereien. Bei einem Clan ging es um Familie und Dazugehörigkeit. Orrick gab seinen Leibeigenen das Gefühl, dazuzugehören, obwohl nicht daran zu rütteln war, dass er die unangefochtene Autorität besaß.
„Wir badeten und schliefen, und das war alles. Wirklich.“
„Nütze sie nicht aus, Gavin. Ich habe dich nicht um deine Hilfe gebeten, damit du ein falsches Spiel mit ihr treibst.“
„Sie hat sich selbst als Hure bezeichnet. Ist sie keine, dann verbiete ihr als ihr Herr und Meister, dass sie diese Rolle spielt.“
„Ich habe es doch versucht. Es klappte nicht.“ Orrick klang verdrossen.
„Wie reagierte sie denn?“ Gavin erkannte in Elizabeth den gleichen störrischen Charakterzug, der ihn selbst schon viele, viele Male in Schwierigkeiten gebracht hatte.
„Sie weigerte sich zu essen. Und sie sagte mir stolz, dass sie sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen würde und niemandem verpflichtet wäre.“
„Hast du ihr denn keine Arbeit in deiner Halle angeboten? Oder als Waschfrau? Oder in der Burgküche?“
Gavin fand, dass die Arbeit dort gut wäre für eine Frau, die keine besonderen Fertigkeiten besaß, aber arbeiten konnte.
„Sie fragte, ob wir eine Dorfhure hätten. Und als ich verneinte, sagte sie, dass sie in der Vergangenheit auf diese Art ihren Lebensunterhalt verdient hätte.“
„Wo ist denn dann das Problem, Orrick? Ich finde, du machst zu viel Aufhebens um sie.“ Doch sein Bauch sagte Gavin, dass noch mehr dahintersteckte. Wie half man jemandem, der keine Hilfe wollte?
„Finde ihr Geheimnis heraus, damit ich mir nicht mehr den Kopf zerbrechen muss.“
„Ich sagte dir doch, dass ich es tun
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