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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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er und Viola wussten, dass er ihr einmal einen Kuss, einen einzigen schändlichen Kuss, geraubt hatte. Dass er sie angefasst hatte, wie kein anderer Mensch es wagte. Er hatte Stellen ihres Körpers gestreichelt, dass sie sich kaum zu entsinnen wagte, so sehr überschütteten sie Scham und Begierde. Es gehörte sich nicht, es war furchtbar und Ferenc wäre ausser sich gewesen, hätte er es jemals erfahren. Viola dachte nur mit Schaudern daran und behielt es strikt für sich. Doch manchmal, wenn die Sommernächte schwül waren, dann dachte sie auch mit einem Gefühl wie Sehnen daran, doch anderntags, so beschloss sie, wusste sie nicht mehr davon.
    Louise hatte sie einmal anvertraut, wie Valentin ihr nachstellte. Doch Louise, sonst frei und aufgeschlossen gegen die Dinge von Liebe und Glück, hatte nichts davon wissen wollen. Sie hatte Viola geradezu gescholten, dass sie Valentin so einfach geduldet hatte. Sie mochte Valentin nicht.
    „Der hat böse Augen, Bitternis und Trunk treten ihm nur so aus den Mundwinkel, siehst du’s nicht?“ fragte sie allenthalben.
    Viola errötete dann und sprach von etwas anderem.
    Louise war schon viele Jahre ihre Freundin. Sie liebten sich sehr und sie suchten stets beisammen zu sein. Louise war sehr schön und sie hatte goldene Augen, die wie Sterne leuchteten. Viola dagegen fühlte sich hin und wieder wie ein kleines Mädchen, obgleich sie ein Jahr älter war als Louise. Diese aber wusste das Wort zu führen und manchmal überredete sie Viola zu Streichen, die diese allein niemals auszuhecken gewagt hätte. Dann lachte Louise und sagte: „Du musst mir folgen und tun was ich will, bis Ferenc einst kommt und dich heimführt. Denn wenn ich es sage, dann tust du allerlei, was Ferenc gewiss nicht gefallen will. Aber nicht wahr, er ist weit und weil er weit ist, wollen wir es geniessen, dass wir als Jungfern tun können, was uns beliebt!“
    „Wir können grade als Jungfern nicht so ganz tun, was uns beliebt“, gab Vi ola zu bedenken, doch dann lachte Louise nur und griff nach den Händen der Freundin.
    „Tanz mit mir, mein Herz“, rief sie und fasste ihre Freundin, als wären sie in der Tanzstunde und sie mimte den Herrn. Oder als sei sie Ferenc.
    „Sag Liebste“, fragte Louise, „stell dir vor, du könntest wählen: Wolltest du immer mit mir bleiben, oder wolltest du lieber bei Ferenc sein?“
    „Bei Ferenc“, sagte Viola überrascht. „Dann können wir uns doch gleichwohl sehen. Ich  bin ja nicht aus der Welt, wenn ich ihn endlich heirate.“
    „Ach was, wenn du heiratest ist die Welt an dir vorbei“, rief Louisa mutwillig. „Das sagt meine Schwester so. Nichts als Kindbett und Rechnen, das ist die ganze Ehe.“
    Viola sah sie betrübt an und Louis e drehte und drehte sie immer weiter, obgleich sie gar nicht mehr tanzen wollte. „Tanz mit mir, so tanz doch mit mir“, rief dann ihre Freundin und gebärdete sich wild und ausgelassen.
    Da fragte sich Viola, was denn an dem düsteren Valentin so viel schlimmer wäre als an der Freundin, die so ausgefallene Fragen stellte. War es denn vor Gott ein so durchweg anderes, sie zu küssen oder sie als eine Jungfer wie sie selbst war, zum Tanz zu führen?
    Denn einmal geschah es, dass ihre Freundin sie küsste. Nicht wie eine Schwester es tat. Nein, auch nicht einmal wie Ferenc, wenn er ihr beteuerte, wie sehr er sie im Feld vermissen würde und ihrer gedenken. Nein. Wie der wilde Valentin hatte Louise sie geküsst. Es war ganz und gar ungehörig, das wusste Viola bestimmt. Es war so schamlos, dass sie es nicht zu beichten wagte. Louises Lippen waren weich gewesen, so unvorstellbar weich und so süss wie ein Bonbon. Ihre feine Zunge hatte sie gespürt und wusste kaum wie ihr geschah. Doch Louises Spucke war in Violas Mund so seltsam gewesen. Wie kam ihre liebste Freundin nur dazu? Und schwüle Sommernacht war es ebenso wenig, es war schon goldener Herbst gewesen und als Ferenc heimkehrte, war Viola noch so erschrocken, dass sie ihm kaum in die Augen zu blicken wagte.
    Ja, Louise tat was ihr beliebte und sie war gerne so. Sie hatte auch einen Verlobten, so wie Viola, doch der scherte sie meist wenig. Sie vermisste ihn nicht so bitterlich, so schien es ihr und jene schrieb keine so glühenden Briefe wie sie selbst. Louise schien den Kopf an einem anderen Ort zu haben und wenn sie derart böse Reden über das Verheiratetsein zum Besten gab, wie mit dem Kindbett und dem Rechnen, dann argwöhnte Viola, dass es ihr gar nicht so sehr

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