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Hitzeflimmern

Hitzeflimmern

Titel: Hitzeflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthea Bischof
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darum war.
     
    Eines Sonntags im Sommer wurde zum Tanz gespielt und Viola tanzte gar gern. Der Abend blieb hell und heiss, als die Sonne schon gesunken war. Die Hand, die hinab nach ihrer Taille gerutscht war, war warm und feucht, dass es ihr durchs Hemd bis auf die Haut drang. Doch Viola wollte sich dessen nicht achten, sie wollte geniessen und tanzen, sie wollte springen und sich drehen, als gäbe es nicht morgen und keinen Krieg, als sei Ferenc nicht fern.
    Sie achtete kaum mehr, mit wem sie tanzte, nur drehen, drehen, drehen wollte sie sich wie ein Kreisel im Glück. Ach, wie schön war es doch, so zu drehen ohne Sinn, als nur der Musik zu folgen und die Klänge sie kosen zu spüren.
    Aus halbgeschlossenen Lidern sah sie da, dass es Valentin war, mit dem sie tanzte. Er hielt sie umfangen und hielt sie fest und seine Hände waren ganz gewiss zu heiss und sanken zu tief hinab nach ihrer Hüfte, wie es sich auch gar nicht gehörte.
    „Lass mich sein“, sprach Viola und wich zurück.
    „Es sieht uns niemand“, antwortete ihr Valentin, dessen tiefliegende Augen so dunkel brannten und dessen Mundwinkel gar seltsam zu zucken verstanden.
    „So lass mich“, widerholte sie, doch Valentin liess sich bitten.
    Er lauerte ihr auf, lauerte stets und sie fühlte seinen Blick ihr folgen. Er stieg ihr nach und kam ganz nah zu ihr, wenn er sie fand.
    „Was willst du denn?“, fragte sie da. „Willst du denn, dass ich die deine bin bis ans Ende der Welt und dir stets und immerdar folge?“
    Doch da sah sie Valentin seltsam an und wich zurück.
    „Was folgst du mir den stets und lässt mir keine Ruh`?“ sprach sie weiter.
    Da lachte er wie irr und griff ihr in die Seite wie ein derber Knecht. Dann wandte sich feixend ab und seit damals folgte ihr Valentin nicht mehr.
    Wie seltsam das doch war und sie erzählte Louise davon. Die verstand so wenig wie sie und schalt ihn einen Nichtsnutz.
    Doch dann schwor Viola die Freundin ein und nahm ihr auf  Treu und Ehre das Versprechen ab, dass sie Ferenc nie davon erzählen sollte. Das versprach ihr die treue Louise und sie lachte ganz lieb und streichelte Violas Haar und sagte, nur sie müssten zueinander halten.
    Nur sie beide.

Kiew
    Stimmen huschten an ihm vorbei und störten die einförmige Dunkelheit. Es war so wunderbar still und Frieden herrschte wie der Segen selbst. Eingebettet in weiche Vollkommenheit erreichte ihn nichts. Doch hin und wieder sprach es neben ihm und liess ihm nichts als Unwillen.
    Beständiges Piepsen durchdrang sein Ohr und er hoffte, es würde irgendwann aufhören. Doch dann kehrte der Frieden wieder und die Dunkelheit führte ihn in die Stille.
     
    Unerträglicher Druck beherrschte seine Brust und presste sein Herz hernieder. Schwer ging ihm der Atem, nur langsam liess sich die Luft ausstossen und die Hitze war unerträglich malmend. Berückende Enge drang in ihn und splitternd schmerzte sein Rumpf, wenn er sich nur leise regte. Wie ekelerregend dieses Haften am Atem, der doch viel zu heiss und trocken war. Nichts labte ihn und er wünschte nur die Kühle der Dunkelheit, die ihn so vollkommen umfangen sollte wie zuvor. Bis zur Ewigkeit so.
    Dahin sank er endlich.
     
    Der Stimmen war kein Ende und Piepen und Pfeifen liessen ihm keine Ruhe. Man zerrte an ihm, als wüsste man nichts vom splitternden Schmerz in seiner Brust. Immer noch dunkel hielt er sich hinter seinen Lidern, doch widerwärtig blitzte gnadenloses Licht auf. Schreckend huschte es über ihn und regte ihn zuckend auf.
    Unwillen beherrschte sein Inneres und die selige Dunkelheit war zerbrochen.
    Gesplittert wie sein Körper.
    Drückend presste sich sein Atem in die beengte Brust als sei es unvermeidlich.
    „Herr Graf?“ sagte eine Stimme aufdringlich. „Hören Sie mich? Herr Graf?“
    „Hören Sie auf zu schreien“, wollte er sagen, doch seine Lippen wollten ihm nicht helfen zu sprechen. Er musste selbst gegen seine Lippen kämpfen. Wie mühselig.
    Er beschloss, es von nun an bleiben zu lassen.
     
    „Karl?“
    Der Stimme war etwas eigen, das ihn kühlte wie die Frische eines Bachs im schattigen Wald.
    „Karl?“ sagte es wieder. „Hörst du mich?“
    Wie wunderbar diese Stimme. Welch eine vollkommene Frische in der kratzigen Hitze, in dieser widerwärtigen Trockenheit, die alles splittern und niederbrechen liess. Die Stimme durchdrang selbst den beengenden Schmerz, der ihm den Atem abpresste. Er hörte nur auf diese Stimme, diese warme Stimme, kühl wie das murmelnde Wasser im

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