Hitzkopf
fluoreszierenden Licht auf den Vinylpolstern. Unverständliche Ankündigungen quietschten über die Lautsprecher. Notaufnahmen in New York waren nicht das, was man fröhlich nennen würde.
Dante zuckte die Achseln. „Tommy ist doch ständig in irgendwelchen Ärger verwickelt, hm? Diesmal wurde er überrascht.“ Er versuchte Griff zu beruhigen. Kerle gerieten ständig in Auseinandersetzungen.
Griff dachte an die Schürfwunden und blauen Flecken aus der Hinterhofnummer. Dante hatte keine Ahnung von Tommy oder dessen anderem, geheimen Leben und keinesfalls würde er derjenige sein, der die Katze aus dem Sack ließ. „Du verstehst das nicht.“
„Er wurde verprügelt, G.“ Dante versuchte vernünftig an die Sache heranzugehen.
Aber das entsprach nicht der Wahrheit. Griff und Tommy und dieser Pisser wussten, dass das eine verfluchte Lüge war. Das hier war ein – wie hieß das nochmal – Verbrechen aus Hass. Tommy wurde nicht überfallen oder einfach so verprügelt, er wurde aus Schwulenfeindlichkeit angegriffen. Als ob es jemand so melden würde. Hmhm. Erzähl mir noch einen.
„Ich wusste nicht einmal, dass du ihn so gut kanntest.“ Dantes Stirn lag in verwirrten Falten.
„Hab ich nicht. Tue ich nicht. Sie waren so was von bereit ihn zu töten.“ Griffs Atem stockte ihm, als er daran dachte, wie Tommy zusammengerollt auf dem Asphalt lag, umringt von Stiefeln.
„Soweit wir wissen, könnte er die Frau von irgendjemandem geknallt haben.“
Ähm. Nein.
Griff fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. Er brauchte eine Dusche. „Sie haben ihn mit ihren Stiefeln zu Brei getreten. Zum Spaß. Er war bewusstlos. Alles was er tun konnte, war sich zusammenzurollen und bluten. Niemand verdient das. Es hätte dich treffen können oder deine Schwester oder was weiß ich –“
„Hey. Hey! Niemand will mich töten. Ich knall keine verheirateten Frauen mehr. Nicht mein Ding. Und sie müssten erst einmal an dir vorbei, hm?“ Dante versuchte ihn zum Lachen zu bringen.
„Verdammt richtig.“ Griff war kurz davor ihn zu umarmen, tat es jedoch nicht. Er sah an sich hinunter und realisierte wie er aussehen musste, wie verrückt er schien. Er dachte an die Szene, die sie gerade erst für HotHead gedreht hatten. Wenn jemand Dante sah wie er...
Dante ließ eine Hand auf seine große Schulter sinken und drückte. „Lässt du mich dich heim fahren?“
„Ich kann fahren.“
„Du hast dein Auto nicht hier, Mann. Du bist mit dem Krankenwagen gekommen, erinnerst du dich?“ Dante hielt eine extra Jacke hoch.
„Oh.“ Griffs Hirn schien im Urlaub zu sein. „Richtig. Danke.“
Sie gingen Richtung Ausgang.
Dante zog die Schlüssel aus seiner Tasche. „Ich hab auf der Wache angerufen, um dem Chief Bescheid zu geben. Die Jungs werden morgen vorbeikommen.“
Griff dachte wieder an die Angreifer und fragte sich, wem sie es erzählen würden. Wer sonst wusste inzwischen, dass Tommy mit Kerlen rummachte? Wie viele mehr würden es morgen wissen? Wie viele Besucher würden mit Playboys und Schokolade im Gepäck vorbeikommen, wenn sie einmal wussten, dass Tommy es sich in den Arsch besorgen ließ. Irgendwo hatte irgendwer die Wahrheit gesagt und Tommy steckte tief in der Scheiße. Sie alle taten es, nur wusste Dante noch nichts davon. Griff musste nur dafür sorgen, dass es so blieb.
Schwuchtel!
„Griffin?“
Griff realisierte, dass er mit seiner Jacke in der Hand in den automatischen Türen stehen geblieben war. Die Luft draußen war bitterkalt, aber es schien ihm nicht möglich etwas zu fühlen. Er zog die Jacke an.
Dante nickte und wartete darauf, dass sein bester Freund ihn einholte, stieß ihn dann sanft mit seiner eigenen Schulter an und machte sich auf den Weg zu seinem Parkplatz in einer Seitenstraße.
Griff nickte vor sich hin. Seinen Freund zu lieben war schlimm genug. Ihn zu verlieren würde...
Würde...
Griff fühlte sich, als würde er ersticken, lief aber weiter.
Und wenn es das letzte wäre, das er tat, er würde sicherstellen, dass Dante die Wahrheit nicht herausfand.
Am nächsten Abend, direkt nach der Arbeit, ging Griff zum HotHead-Studio, bereit seine Seele zu verkaufen. Er erzählte Dante nichts davon. Er warnte Alek nicht einmal.
Auf dem Weg rief er auf Tommys Station an. Keine Veränderung; er war bewusstlos, aber stabil.
Am Lager in der Avenue X angekommen, war Alek ganz im Geschäftsmodus, von dem Moment an, als er zur Tür herunterkam, um Griff unter dicken, dunklen Wolken zu
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