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Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition)

Titel: Hitzschlag: Ein Fall für Heller und Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sich vor ihrem Vater in Acht nehmen musste, murmelte irgendetwas Unzusammenhängendes, das Verhoeven nicht verstand, während Dominik Rieß-Semper mit verdächtig roten Wangen unter sich schaute und versuchte, gar nicht anwesend zu sein.
    »Ich warte«, sagte Verhoeven, nur mühsam beherrscht.
    »Wir …«
    »Ja?«
    »Vorräte sind wichtig«, entschied sich seine Tochter, den Kampf aufzunehmen. Und an der glühenden Empörung in ihren Augen konnte Verhoeven ablesen, dass sie sich sehr wohl etwas Sinnvolles dabei gedacht hatte, den Keller zu fluten …
    »Stimmt«, räumte er ein. »Aber was hat das mit diesem Chaos hier zu tun?«
    »Es hat seit Wochen nicht geregnet, oder?«, gab sie trotzig zurück, und aus irgendeinem völlig irrationalen Grund musste Verhoeven dabei an Winnie Heller denken.
    »Ja. Und?«
    »Und was, wenn es nie wieder regnet?«
    »Das wird nicht passieren.«
    »Vielleicht doch«, kam Dominik seiner Freundin zu Hilfe.
»Meine Mama sagt, dass der ganze Planet austrocknet, wenn ich zu oft bade.«
    Verhoeven konnte nicht umhin, zu lächeln. Das war ja mal wieder typisch! Einerseits konnten sich Theophila und Adrian Rieß-Semper fürchterlich darüber aufregen, wenn die Betreuerinnen der Tagesstätte in Gegenwart der Kinder unvorsichtigerweise einmal über einen Selbstmordanschlag in Afghanistan oder ein politisches Attentat sprachen. Auf der anderen Seite hielten sie es offenbar für angebracht, ihren Sohn mit Hilfe von Beispielen zu erziehen, wie sie martialischer kaum sein konnten.
    Der ganze Planet trocknet aus, wenn ich zu oft bade  …
    Verhoeven schüttelte den Kopf. Den Anspruch, Rohstoffe nicht zu verschwenden, in allen Ehren, aber das …
    »Siehst du«, sagte in diesem Moment seine Tochter, die seine Mimik analysiert hatte und Morgenluft witterte. »Wenn es nämlich tatsächlich nie wieder regnet, haben wir jetzt genug Wasser zum Trinken. Und wir könnten sogar noch ein paar Fische retten. Und Frösche. Und Kröten und …«
    »Was ist mit dem Teich in unserem Garten?«, argumentierte Verhoeven. »Das ist auch ein Vorrat.«
    »Aber der verdampft doch, wenn es nicht regnet«, versetzte seine durchaus nicht dumme Tochter.
    Sie wissen aber auch wirklich gar nichts , ergänzte Dominiks Blick.
    »Na schön«, sagte Verhoeven, indem er in die Knie ging und unter Wasser nach dem Abfluss im Boden tastete. »Jetzt beenden wir erst mal diese Überschwemmung und …«
    »Nicht!«, protestierte Nina. »Weißt du, wie schwer es war, den dicht zu kriegen?«
    »Furchtbar schwer«, nickte Dominik.
    Oje!  Verhoeven zog die Hand zurück. Möchte ich das überhaupt wissen?
    »Und wie genau habt ihr das angestellt?«, fragte er, weil er
aus langer, schmerzvoller Erfahrung wusste, dass sich unangenehme Wahrheiten nicht einfach in Luft auflösten, sosehr man es sich vielleicht auch wünschen mochte …
    Die beiden Kinder tauschten einen Blick und entschieden sich dann instinktsicher erst einmal dafür, die Aussage zu verweigern.
    Doch Verhoeven war finster entschlossen, Licht in das Dunkel zu bringen. »Pfui Teufel«, rief er, als seine Finger endlich das Gitter über dem Abfluss zu fassen kriegten. »Was, um Himmels willen, ist das denn?«
    »Silikon«, flüsterte Dominik kleinlaut, nachdem er sich erneut per Blick mit seiner Freundin verständigt hatte.
    »Und woher wisst ihr, was Silikon ist?«
    »Von Tante Isabelle«, strahlte Nina stolz.
    »Augenblick!« Verhoeven schüttelte den Kopf. »Wer, um alles in der Welt, ist Tante Isabelle?«
    »Hä?«, machte Nina, die nun ihrerseits verwirrt war.
    »Erstens heißt es wie bitte , und zweitens ist es keine Antwort auf meine Frage.«
    »Aber du kennst Tante Isabelle«, protestierte seine Tochter.
    »Sie hat doch Ihren Teich gebaut«, ergänzte Dominik mit einem geradezu mephistophelischen Grinsen.
    Den Teich? Verhoeven zog die Stirn kraus. Gut, okay, noch einmal: Er verfügte von Haus aus nicht gerade über überwältigende handwerkliche Fähigkeiten und hatte sich mit der Anlage seines Gartenteichs zunächst ein wenig schwergetan. Zugegeben. Aber nachdem ihm seine Kollegen unter die Arme gegriffen hatten … Verhoeven stutzte. Ach du liebe Zeit, na klar!
    Er begann laut zu lachen. »Ihr meint Frau Dr. Gutzkow«, rief er, mehr an sich selbst als an die Kinder gewandt.
    »Wir meinen Tante Isabelle«, entgegnete Nina würdevoll.
    »Sicher doch.« Verhoeven biss sich auf die Lippen. Aber wie hätte man auch auf eine solche Idee kommen

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