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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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hinter denen her? Ich dachte, Sie würden nur gegen Bezahlung was tun. Leistung gegen Dollars und so weiter. Weshalb dieser Gratiseinsatz?«
    »Deshalb.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Doch, das ist sie.«
    »Lobet den Herrn!«, sagte Charlie. Seine Augen leuchteten, als wäre in seinem Kopf eine Sonne aufgegangen. »Lobet den Herrn! Ihr erkennt doch hoffentlich, was hier unten im Gange ist, oder etwa nicht?«
    Lyle schüttelte den Kopf. »Ich habe fast Angst, es zu hören.«
    »Jack, Sie sind ein Instrument Gottes!«
    »Tatsächlich?« Seit er seinen Problemlöser-Job aufgenommen hatte, hatte er sich die verschiedensten Bezeichnungen gefallen lassen müssen, aber so war er noch nie genannt worden.
    »Natürlich! Der Typ, der Sie angeheuert hat, diesen Killer zur Strecke zu bringen? Das war ein Gesandter des Himmels, jawohl. Er hat Sie auf den Mörder angesetzt, damit Sie zugegen waren, als der kleine Junge Sie brauchte.«
    »Soso. Was ist mit all den anderen Kindern, die der Kerl auf dem Gewissen hat? Wie Tara Portman und wer weiß wie viele andere noch?«
    »Mann, erkennen Sie es denn nicht? Gott hat Sie hierher geschickt, um die Abrechnung vorzunehmen!«
    »Das glauben Sie«, sagte Jack.
    Lyle lachte. »Hey, das ist aber ein ganz schön lahmer Gott, für den du Werbung machst, Bruder. Wo war er, als Tara ihn brauchte? Ich meine, besonders aufmerksam ist er nicht gerade. Anderenfalls gäbe es nämlich keine Abrechnung. Zu nachlässig und zu spät, wenn du mich fragst.«
    Charlie funkelte seinen Bruder wütend an. »Ich hab dich aber nicht gefragt.«
    »Und was ist mit diesem Dämon passiert, von dem du die ganze Zeit geredet hast?«, wollte Lyle wissen. »Zuerst faselst du von einem Dämon, den der Satan geschickt hat, und jetzt haben wir plötzlich Jack als von Gott gesandten Boten. Womit haben wir es denn nun wirklich zu tun?«
    Jack wollte Lyle bremsen. Er sollte seinen Bruder nicht auf diese Weise attackieren. Aber das ging ihn eigentlich gar nichts an. Was war überhaupt plötzlich mit Lyle los? Er schien unter höchster Anspannung zu stehen.
    »Das war’s.« Charlie warf seine Brechstange mit einem stählernen Klirren auf den Boden. »Ich steige aus.«
    »Ganz bestimmt nicht. Wir haben eine Abmachung getroffen. Zwei Tage.«
    »Sicher, aber ich brauche mir nicht anzuhören, wie du den Herrn beschimpfst. Gotteslästerung war nicht Teil unserer Abmachung.«
    Jack beobachtete sie aufmerksam und fragte sich, von was zum Teufel die beiden eigentlich redeten.
    Lyle hob beschwichtigend die Hände. »Okay, tut mir Leid. Mein Fehler. Ich bin ein bisschen ausgerastet. Es war schließlich ein harter Tag. Friede, okay?«
    »Friede klingt gut«, sagte Jack. »Belassen wir es dabei. Wir müssen nur noch ein paar wenige Bretter entfernen, bis wir alles freigelegt haben.«
    »In Ordnung«, willigte Charlie ein. »Belassen wir es dabei.«
    »Wenn wir hier weitermachen, können wir dann wenigstens das Musikprogramm wechseln?« Die endlose Folge von Miles-Davis-, Charlie-Parker- und jetzt John-Coltrane-Titeln ging ihm allmählich auf die Nerven.
    Lyle musterte ihn stirnrunzelnd. »Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten was gegen Trane.«
    »Ich schätze, für Jazz bin ich nicht cool genug. Oder vielleicht auch nicht intelligent genug.«
    »Wie wäre es dann mit Gospel?«, fragte Charlie mit einem hinterhältigen Grinsen. »Ich hab eine ganze Sammlung oben auf meinem Zimmer.«
    Jack lehnte sich an die Wand. »Wissen Sie … wenn die Texte okay sind und man eine Melodie erkennen kann, dann soll es mir recht sein.«
    »Warum verzichten wir nicht mal ganz auf Musik?«, schlug Lyle vor. »Nur der Klang von Männern bei der Arbeit?«
    Jack nahm gerade den nächsten Holzpfosten in Angriff. »Dagegen habe ich auch nichts.«
    Nach gut einer Minute glaubte Jack, Blicke auf seinem Rücken zu spüren. Er drehte sich um und sah Lyle, der wieder seine Blinzel-Nummer abzog. Das war jetzt schon das dritte oder vierte Mal, dass er ihn dabei ertappte.
    »Finden Sie mich so toll, Lyle?«
    Lyle blinzelte. »Ganz und gar nicht. Sie sind überhaupt nicht mein Typ.«
    »Warum starren Sie mich dann ständig an?«
    Lyle warf Charlie einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder Jack an. »Wenn Sie es unbedingt wissen müssen, ich versuche, Sie zu erkennen.«
    Jetzt war Jack mit Blinzeln an der Reihe. »Können Sie mir das näher erklären?«
    »Wenn ich Sie ansehe, dann sind Sie irgendwie … verschwommen.«
    »Vielleicht sollten Sie sich mal eine Brille

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