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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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Der Mistkerl war zwar wach, wirkte jedoch leicht verängstigt und schien noch nicht hundertprozentig in die Gegenwart zurückgekehrt zu sein.
    Jack selbst fühlte sich ebenfalls alles andere als fit. Er war geschwächt, angeschlagen. In seinem Kopf pulste noch immer ein dumpfes Pochen. Sein Hals war geschwollen. Nachdem sein Adrenalinpegel schlagartig abgesunken war, quälte ihn auch noch ein saurer Geschmack im Mund, der schubweise aus seinem Magen in der Kehle stieg. Auf dem Weg von Manhattan hierher hatte Lyle ihm empfohlen, mal in den Spiegel zu schauen. Er wünschte, er hätte es nicht getan. Seine Kehle war durch ringförmige Blutergüsse, die sich langsam violett färbten, verunstaltet, das Weiße seines linken Auges war dank einer geplatzten Ader hellrot angelaufen, und sein Gesicht war von zahllosen roten Flecken übersät. Er sah aus, als wäre er bei dem Versuch gescheitert, sich selbst zu erhängen.
    »Testen Sie mal die Tür«, bat Jack. Seine Stimme war ein wenig klarer geworden, aber nicht sehr viel. »Vielleicht ist die unsichtbare Wand mittlerweile verschwunden.«
    Jack behielt Bellitto fest im Griff, während Lyle zur Tür ging, nach dem Knauf fassen wollte, jedoch ein Stück davor aufgehalten wurde.
    Er wandte sich zu Jack um. »Sie ist noch vorhanden. Ich versuche noch mal, nach dem Mädchen zu rufen.«
    Lyle hatte bereits zweimal den Tauschhandel vorgeschlagen. Jack wusste nicht, was er mit einem dritten Versuch erreichen wollte. Wenn sich Tara in der Nähe aufhielt, hätte sie das Angebot schon beim ersten Mal hören müssen.
    Die Verzweiflung, die ihn nach und nach erfüllte, wirkte wie die eisige Kälte eines arktischen Winters, die seinen Körper mehr und mehr lähmte.
    Gia … Er konnte und durfte sie nicht verlieren … Aber was könnte er noch unternehmen?
    Die Tür schwang auf.
    »Ja!«, rief Lyle und kehrte sofort dorthin zurück. Doch als er versuchte, über die Schwelle zu treten, kam er nicht weiter. Mit verwirrter Miene drehte er sich zu Jack um. »Der Weg ist noch immer versperrt!«
    »Vielleicht nur für uns«, sagte Jack und hoffte, dass er mit seiner Vermutung Recht hatte. »Möglicherweise kann jemand anderer durch diese Tür gehen und wird auf der anderen Seite mit offenen Armen empfangen.«
    Lyle nickte. »Ein Versuch kann nicht schaden.«
    Bellitto wehrte sich. Er warf sich hin und her, so gut er konnte, trat mit den Füßen aus und gab hinter dem Klebeband entsetzte flehende Laute von sich.
    »Na, wie fühlen Sie sich, Eli?«, stieß Jack zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während Lyle den anderen Arm ergriff und sie ihn gemeinsam in Richtung Tür hinter sich herzogen. »Hilflos? Ängstlich, so dass Sie sich fast in die Hosen machen? Ist niemand da, den Sie um Hilfe bitten könnten? Gibt es keine Hoffnung mehr für Sie? Gut. Das ist nur ein kleiner Eindruck von dem, was diese Kinder empfanden, als Sie und Minkin sie in Ihren Wagen gezerrt haben. Gefällt es Ihnen?« Bellittos weit aufgerissene, vor Panik flackernde Augen gaben eine eindeutige Antwort. »Das habe ich auch nicht erwartet. Aber ob dieser Tauschhandel zustande kommt oder nicht, es ist für Sie absolut ohne Bedeutung. Egal, was geschieht, Sie erleben den morgigen Tag nicht mehr.«
    »Damit habe ich ein Problem«, meinte Lyle, während sie sich der Tür näherten. »Was ist, wenn er nicht gestoppt wird und weitergehen kann? Wir sind uns mit Tara noch nicht richtig einig geworden. Sie könnte uns austricksen oder …«
    Jack wusste, worauf er hinauswollte: Es könnte längst zu spät sein.
    »Mir gefällt es auch nicht«, gab Jack zu. »Aber wir müssen das Risiko eingehen. Sie hat alle Trümpfe in der Hand.«
    Und wenn es nicht so lief, wie er es sich erhoffte? Was dann? Seine Möglichkeiten waren erschöpft.
    Er schaute sich suchend um. Die indische Frau, die immer alles zu wissen schien – wo war sie, wenn er sie am dringendsten brauchte? Seit er und Lyle nach Manhattan gestartet waren, hatte er sie nicht mehr gesehen.
    Bellittos Beine gaben nach, als sie die Türöffnung erreichten. Er sackte zwischen ihnen zusammen.
    »Passiver Widerstand wird Ihnen nichts nützen, Eli.« Jack sah Lyle an. »Packen Sie ihn hinten am Gürtel.«
    Lyle befolgte den Vorschlag, und gemeinsam verhalfen sie ihrer lebendigen Last auf altbewährte Art zu einem beschleunigten Fortkommen.
    Jack rechnete schon fast damit, dass er wieder zurückgeworfen würde, doch er segelte tatsächlich über die Türschwelle und landete

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