Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
Vom Netzwerk:
das?«
    »Niemals«, entgegnete Charlie.
    »Und wer hat irgendetwas davon gesagt, sie zu töten?«
    »Naja, so wie Lyle geredet hat …«
    Lyle schüttelte den Kopf. »Ich hatte nicht gemeint, wir sollten sie umbringen, Charlie. Um Himmels willen, du müsstest mich doch besser kennen! Es ist nur, dass ich nicht weiß, was wir jetzt erreicht haben, außer dass wir wissen, wer sie sind. Wenn wir sie laufen lassen, sind sie gleich morgen wieder hinter uns her und versuchen, uns aus der Stadt zu jagen. Ich möchte nicht ständig über die Schulter blicken müssen, Mann. Ich will, dass diese Angelegenheit ein für alle Mal erledigt wird!«
    »An dieser Stelle komme ich ins Spiel«, meldete sich Jack. Er spürte, wie sein Adrenalinspiegel anstieg und seine Nerven vibrierten, während in seinem Kopf ein Plan entstand. Er nahm Lyle eine Visitenkarte Madame Pomerols ab und wedelte damit in der Luft herum. »Wir haben ihre Adresse. Und wir haben ihre Schlüssel. Mal sehen, ob wir eine Überraschung für sie vorbereiten können.«
    Charlie nickte. »Das ist genau in meinem Sinn. Was haben Sie vor?«
    »Ich arbeite noch daran, aber ich glaube, ich schaffe es, Madame Pomerol derart gründlich abzulenken, dass sie nicht mehr dazu kommt, Sie zu belästigen. Zumindest in der allernächsten Zeit. Was auf lange Sicht geschehen müsste, können wir uns später noch überlegen. Aber wenn ich etwas unternehmen soll, dann muss es noch heute geschehen, und das heißt: Ich brauche Hilfe.« Er wandte sich an Charlie. »Wo haben Sie Ihre Schlüsselfräse?«
    Charlie blinzelte und warf Lyle einen gehetzten Blick zu. »Schlüsselfräse?«
    »Ich weiß, dass Sie so etwas besitzen. Zeigen Sie sie mir. Wir dürfen keine Zeit vergeuden.«
    »Nun mach schon«, befahl Lyle.
    Charlie zuckte die Achseln. »Okay. Machen wir ihre Hausschlüssel nach?«
    »Sie haben’s erfasst. Und wenn wir schon dabei sind, was haben Sie an Ersatzteilen für Ihre Zaubertricks?«
    Charlie grinste. »Kisten über Kisten voll.«
    »Super. Zeigen Sie mir mal Ihr Lager und lassen uns nachsehen, ob sich da irgendetwas findet, das wir für unsere Zwecke benutzen können.«
    Jack hatte keine Ahnung, wie sich der Tag noch entwickeln würde, aber er wusste, dass er erst um einiges später als geplant bei Gia erscheinen würde. Er musste sie bald anrufen. Aber nicht jetzt. Das Blut rauschte durch seine Adern, und er fühlte sich so lebendig und fit wie schon seit Monaten nicht mehr.
     
     

11
     
    Zähneknirschend wanderte Lyle in die Garage, um nach Madame Pomerol und ihrem Ehemann zu schauen. Jack und Charlie hatten sich vor fast zwei Stunden eilig auf den Weg in die Stadt gemacht und ihn als Wache zurückgelassen … für wen? Gefangene? Geiseln? Menschlichen Abfall?
    Was immer sie waren, sie befanden sich wieder in ihrem Pkw – der Ehemann hinten auf dem Boden, Madame Pomerol auf der Rückbank, beide auf dem Bauch. Lyle hatte die zerfetzten Reste der Kleider, die sie vorher von ihnen heruntergeschnitten hatten, über ihren nackten Körpern ausgebreitet. Aber das hatte nicht gereicht, daher hatte er eine alte Decke gesucht, um sie zu verhüllen. Er wollte nicht jedes Mal, wenn er nach ihnen sah, den Anblick ihrer pickeligen, haarigen Hintern ertragen müssen.
    Seine Wut machte ihm Angst.
    Vor allem weil sich die Fenster und Türen wieder von selbst geöffnet hatten. Dass sie auf ihn geschossen und versucht hatten, ihn zu überfahren, damit kam er einigermaßen klar. Dort, wo er herkam, kannte man so etwas und hatte Verständnis dafür. Aber heimlich in sein Haus einzudringen, sich dort zu schaffen zu machen, dafür zu sorgen, dass seltsame Dinge geschahen …
    Sein Haus, verdammt noch mal! Das erste Heim, das er mit Fug und Recht als sein Eigentum bezeichnen konnte, und diese jämmerlichen Mistböcke hatten es betreten, es besudelt, hatten sich an ihm vergangen, als gehörte es ihnen und nicht ihm, Lyle Kenton.
    Das brachte ihn fast um den Verstand und ließ ihn voller Mordlust die Fleischmesser in der Küche anstarren, ließ ihn den Kofferraum des Wagens aufklappen und mit dem Gedanken spielen, die Pistole, mit der sie auf ihn geschossen hatten, herauszuholen und selbst zu benutzen.
    Aber so intensiv er auch an Mord dachte, er wusste, dass er nicht dazu fähig wäre. Er war absolut kein Killer.
    Dennoch, wie gern hätte er den beiden so viel Angst eingejagt, dass sie sich in die Hosen machten. Sie an ihren mageren Hälsen gepackt und durch die Zimmer geschleift, ihnen die

Weitere Kostenlose Bücher