HMJ06 - Das Ritual
drastischen Aktion unbehelligt bleiben würden.
Er fuhr bis zur Chambers Street und parkte das Fahrzeug neben einem Feuerhydranten. Er drehte die Fenster herunter, ließ die Türen unverriegelt und den Kofferraumdeckel offen. Die zerschnittenen Kleider drapierte er auf die Vordersitze, faltete hingegen die Decke zusammen und nahm sie mit. Die Wagenschlüssel ließ er auf dem Weg zur nächsten U-Bahnstation durch einen Gullydeckel fallen. Er hatte sich diese Stelle ausgesucht, weil an dieser U-Bahnstation auch die Linie W stoppte. Mit ihr fuhr er bis nach Astoria, wo er von der dortigen U-Bahnstation nur noch sechs Straßen weit bis zu seinem Haus zu gehen hatte.
Während er Jacks Instruktionen zufolge auf den Zug wartete, begab er sich zu einem Münzfernsprecher und wählte die 911. Ihm fiel auf, dass seine Finger heftig zitterten, als er die Geldmünzen in den Schlitz steckte.
Verdammt! Er stand noch immer unter Hochspannung.
Er erklärte dem Telefonisten am anderen Ende der Leitung, dass er glaubte, oben in der Chambers Street so etwas wie Schüsse gehört zu haben … offenbar sei ein gelber Corolla darin verwickelt, der neben einem Feuerhydranten parke.
Als Erstes würden die Cops im Handschuhfach nachschauen, wo sie die Wagenzulassung fänden. Dann würden sie einen Blick in den Kofferraum werfen, und die .32er entdecken. Jack hatte gemeint, er ginge jede Wette ein, dass die Waffe nicht registriert sei.
Wenn die Fosters ihren Wagen als gestohlen meldeten, würden sie sich eine Erklärung für die nicht registrierte Waffe in ihrem Kofferraum einfallen lassen müssen, die außerdem höchstwahrscheinlich auch noch mit ihren Fingerabdrücken übersät war. Wenn man die Pistole mit einem Verbrechen in Verbindung bringen könnte, umso besser. Wenn nicht, so deutete Jack an, dass er mit Madame Pomerol weitere Pläne hätte.
Lyle hätte wer weiß was dafür gegeben zu erfahren, was sich Jack als Nächstes ausgedacht hatte.
13
Jack betrat Gias Haus durch den Vordereingang. Er gab zweimal den Sicherheitscode auf dem Keyboard ein – einmal, um den Alarm auszuschalten, und das zweite Mal, um ihn wieder zu aktivieren. Er eilte nach oben und raunte ein halblautes Hallo ins dunkle Schlafzimmer. Nachdem er eine gedämpfte Antwort erhalten hatte, verschwand er kurz im Bad, duschte, dann schlüpfte er unter die Bettdecke und schmiegte sich an Gia.
»Bist du noch wach?«, fragte er und hauchte einen Kuss auf ihren Nacken.
Sie war mit einem kurzen T-Shirt und einem Schlüpfer bekleidet, was er reizvoll fand. Sogar sehr.
»Wie war dein Tag?«, murmelte sie undeutlich.
»Gut. Und deiner?«
»Einsam.«
Jack schob eine Hand unter ihr T-Shirt und legte sie sanft um eine Brust. Sie schien sich seiner Hand regelrecht entgegenzudrängen.
»Halt mich fest, Jack, ja? Halt mich einfach nur fest.«
»Bist du nicht in Stimmung?«
»Manchmal möchte ein Mädchen nur im Arm gehalten werden.«
Besorgt ließ er ihre Brust los und schlang die Arme um ihren Oberkörper. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann sich Gia das letzte Mal selbst »Mädchen« genannt hatte.
»Stimmt was nicht?«
»Ich liege nur hier und denke nach.«
»Worüber?«
»Möglichkeiten.«
»Oh. Davon müssten sich dir doch mindestens eine Million bieten. Und alle ganz hervorragend.«
»Ich wünschte, ich könnte mir genauso sicher sein wie du.«
»Du machst dir wegen irgendetwas Sorgen«, sagte er und zog sie fester an sich. »Ich hab das schon heute Nachmittag gespürt. Was ist los?«
»Es ist so, wie ich gerade sagte, ich denke über Möglichkeiten nach … und über die grundlegenden Veränderungen, die sie mit sich bringen können.«
»Veränderungen zum Guten oder zum Schlechten?«
»Das kommt darauf an, wie man es betrachtet.«
»Ich weiß nicht, was du meinst.«
Gia seufzte. »Ich weiß. Ich will nicht die Geheimnisvolle spielen. Es ist nur … manchmal macht man sich schon mal Sorgen.«
»Wegen was?«
Sie drehte sich um und küsste ihn. »Wegen nichts. Wegen allem.«
»Wenn dich irgendwas belastet, sollte ich es dann nicht wissen?«
»Das solltest du. Und wenn da wirklich etwas ist – ich meine, was Ernsthaftes –, dann bist du der Erste, der es erfährt.«
Sie ließ eine Hand an seinem Bauch nach unten wandern und umfasste ihn.
»Was war das gerade mit dem nur im Arm halten}«, fragte er, während er heftig auf ihre Berührung reagierte.
»Manchmal ist das eine ganze Menge … und manchmal ist das einfach nicht
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