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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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er es trotzdem versucht.«
    Bellitto schaute auf die Uhr. »Ich fürchte, wir sind schon über die Zeit.«
    Jack nickte. »Ja.« Er wandte sich zur Tür.
    »Hören Sie, Mr ….?«
    »Butler«, sagte Jack.
    »Mal ehrlich, Mr. Butler. Hätten Sie tatsächlich tausend Dollar für diesen Schlüsselanhänger bezahlt?«
    »So lautete mein Angebot.«
    »Man redet viel, wenn der Tag lang ist, Mr. Butler.«
    »Das stimmt. Und auch jetzt reden wir bloß. Daher werden wir es wohl nie erfahren, oder?«
    Jack winkte ihm lässig zu und ging hinaus.
    Eli Bellitto … der Mann schien ein Ausbund an kühler Selbstkontrolle zu sein. Jack hatte nicht den Eindruck, dass hinter der gleichmütigen Fassade ein Inferno kaum zu bändigender Gewalt tobte. Genau genommen spürte er überhaupt keine Leidenschaft, kein Gefühl. Zugegeben, es war nur eine sehr kurze Begegnung gewesen, und er hatte die Erfahrung gemacht, dass Menschen nur sehr selten so waren, wie sie auf den ersten Blick erschienen, aber Eli Bellitto war offenbar alles andere als ein neumondgesteuerter Irrer.
    Er hoffte, dass er Recht hatte. Er würde drei Nächte lang bei ihm den Wachhund spielen, und damit wäre die Angelegenheit erledigt.
    Er tat so, als würde er einen gemütlichen Schaufensterbummel machen, blieb am Ende des Gebäudes kurz stehen und überquerte dann die Straße, um sich die Auslagen eines Möbelgeschäftes anzusehen, das ebenfalls schon geschlossen hatte. Um Punkt sechs sah Jack den rothaarigen Helfer herauskommen und in Richtung Houston Street gehen. Wenig später folgte ihm die ältere Frau. Klirrend und klappernd senkten sich die Metallgitter vor den Schaufenstern herab. Sekunden danach kam Bellitto aus dem Laden und verriegelte die Rollgitter. Dann zog er mit der Hand vor der Ladentür ein ähnliches Gitter herab. Nachdem auch dies verriegelt worden war, wandte er sich nach rechts, ging ein kurzes Stück, bog um die Ecke in eine Seitenstraße ein, schlenderte ein paar Schritte und verschwand in einem Hauseingang.
    Jack wünschte ihm in Gedanken einen schönen Feierabend. Jetzt sei ein braver Kerl, Eli Bellitto, dachte er, und bleibe für den Rest des Tages und der Nacht zu Hause. Setz dich vor den Fernseher und sieh dir sämtliche Sopranos-Episoden an, die du bisher versäumt hast.
    Er wechselte auf Bellittos Straßenseite, um die Hausnummer in Erfahrung zu bringen, und hörte dabei, wie unter seinen Füßen etwas knirschte. Er schaute hin und sah mehrere Glassplitter, teils milchig weiß, teils klar und durchsichtig. Unwillkürlich blickte er hoch und fand den Ursprung: Die Glasverkleidung der Straßenlaterne hatte sich gelockert und war heruntergefallen. Nein … Die Leuchtstoffröhre fehlte und war weggebrochen. Er glaubte einige Kratzer im Stahlkorpus der Lampe zu erkennen. Ja, keine Frage. Jemand hatte auf die Straßenlaterne geschossen. Höchstwahrscheinlich mit einer Schrotpistole.
    Jack sah sich prüfend um. Das gefiel ihm gar nicht. Durch die erloschene Lampe versank die Straße vor Bellittos Haus in tiefer Dunkelheit. Wer hatte das getan? Bellitto selbst? Oder jemand, der es auf ihn abgesehen hatte.
    Jack schlenderte weiter, bis er auf der anderen Straßenseite ein Bistro fand. Einige Paare saßen an den weißen Kunststofftischen, die auf dem Bürgersteig aufgestellt waren. Jack suchte sich einen Stuhl, von dem aus er Bellittos Hauseingang bequem im Auge hatte, und bestellte sich ein Corona-Bier ohne Zitronensaft. Er würde zwei oder drei Flaschen trinken, vielleicht zu Abend essen und zusehen, dass er die Stunden bis zum Einbruch der Dunkelheit so gut wie möglich hinter sich brachte. Dann würde er sich ein Plätzchen im Schatten mit Blick auf die Haustür suchen – was dank der defekten Straßenlaterne nicht allzu schwierig sein dürfte – und würde dort bis Mitternacht Wache halten.
    Jack hätte sich selbst in den Hintern treten können, weil er diesen Auftrag angenommen hatte. Anstatt allein an diesem wackligen Tisch zu sitzen, könnte er jetzt bei Gia sein, sich einen anständigen Drink genehmigen und den passenden Wein aussuchen, während sie das Abendessen zubereitete.
    Aber Edwards Angst, dass sein Bruder jemandem Schaden zufügen könnte, war so echt gewesen, dass Jack spontan reagiert und den Auftrag angenommen hatte. Trotzdem hätte er ihn ablehnen können. Er hatte Gia versprochen, sich in Zukunft von heiklen Jobs fern zu halten. Schlimmstenfalls könnte er in diesem Fall in eine kleinere Schlägerei verwickelt werden, aber er

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