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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson
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und zitterte. Er wollte weinen, sich übergeben. Dinge, an die er niemals geglaubt hatte, erwiesen sich als wahr. Seine Welt geriet ins Wanken und drohte zusammenzufallen.
    »Was ist da drin passiert, Lyle?«, fragte Charlie, kniete sich neben ihn und legte einen Arm um seine Schultern. »Was hat das alles zu bedeuten?«
    Lyle riss sich zusammen, schluckte die Galle, die bis in seinen Mund gestiegen war, herunter und streckte sich.
    »Du weißt noch, was du über das Haus gesagt hast? Dass es hier spukt? Nun, allmählich komme ich zu der Überzeugung, dass du Recht hast.« Sein Blick wanderte zum Radiowecker, dessen Display jetzt 1:11 verkündete. Wer könnte ihm sagen, wie lange die Uhr schon rückwärts lief? Durchaus möglich, dass längst drei Uhr morgens vorbei war. »Verdammt, ich weiß, dass du Recht hast.«
    »Was tun wir jetzt, Mann?«
    Etwas Seltsames und Zorniges war in ihr Haus eingedrungen. War dieser Zorn gegen ihn gerichtet? Gegen Charlie? Er hoffte nicht, denn er spürte, dass diese Aggression elementar und erschreckend intensiv war. Charlie wollte wissen, was sie tun sollten. Wie konnte er ihm diese Frage beantworten, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, mit wem oder was sie es zu tun hatten?
    Er packte Charlies Arm und zog sich daran hoch.
    »Ich weiß es nicht, Charlie. Aber ich weiß, was wir nicht tun werden, und das ist: von hier weggehen. Dies ist jetzt unser Zuhause, und niemand, ob lebendig oder tot, wird uns von hier vertreiben.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

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1
     
    Gia starrte wie gebannt auf die Uhr, als das Telefon klingelte.
    Sie saß am Küchentisch, neben dem Ellbogen eine Tasse mit grünem Tee, der allmählich kalt wurde. Fast genau auf die Minute war eine Stunde vergangen, seit sie Dr. Eagletons Praxis angerufen hatte, um sich nach ihrem Schwangerschaftstest zu erkundigen. Die Sprechstundenhilfe hatte ihr erklärt, das Ergebnis sei noch nicht eingetroffen, aber sie würde gleich im Labor des Beth Israel anrufen und es per Fax in die Praxis schicken lassen.
    Jack war außer Haus. Nachdem er am frühen Vormittag einige geheimnisvolle Telefongespräche geführt hatte, war er losgezogen, um ein paar Besorgungen zu machen. Seitdem hatte sich Gia kaum gerührt.
    Doch jetzt gab sie sich einen Ruck, stand auf, ging zum Telefon und sah den Namen A. Eagleton MD auf dem Display. Für einen kurzen Moment stockte ihr der Atem. Sie zögerte, dann nahm sie den Hörer ab.
    »Ja, bitte?«
    »Ms. DiLauro?« Eine Mädchenstimme. Sie klang jung, wie von einem Teenager.
    »Am Apparat.« Gias Hand war feucht und schlüpfrig und konnte kaum den Hörer festhalten.
    »Hier ist die Praxis von Dr. Eagleton. Wir rufen wie versprochen zurück. Frau Doktor lässt Ihnen ausrichten, dass Ihr Schwangerschaftstest positiv ausgefallen ist.«
    Gia spürte, wie sich ihr Körper verkrampfte. Sie musste die andere Hand zu Hilfe nehmen, um den Hörer festzuhalten und zu verhindern, dass er hinunterfiel.
    »Sind Sie … sind Sie sicher?«
    »Positiv.« Die junge Frau kicherte. »Ich meine ja. Frau Doktor bittet Sie, einen Termin zwecks einiger notwendiger Routineuntersuchungen zu vereinbaren. Was meinen Sie, wann Sie …?«
    Gia legte auf und setzte sich hin.
    Ich bin schwanger. Mit Jacks Baby …, mit Jacks und meinem.
    Sie wusste, sie hätte eigentlich außer sich sein müssen vor Freude, aber das war sie nicht. Stattdessen fühlte sie sich unsicher, und sie hatte vielleicht sogar ein wenig Angst.
    Gia schloss die Augen. Ich bin nicht bereit dafür … Der Zeitpunkt ist völlig falsch.
    Sie nahm die Teetasse hoch, wollte ihre kalten Hände daran wärmen, aber der Tee war fast bis auf Zimmertemperatur abgekühlt. Sie trank einen Schluck von der blassgelben Flüssigkeit, aber sie schmeckte nur noch sauer.
    Natürlich betraf es nicht nur sie. Da war Jack. Es ihm zu sagen, war nicht der Punkt – denn er hatte wirklich jedes Recht, Bescheid zu wissen –, die Frage war nur, wann. Sie befand sich gerade erst am Anfang der Schwangerschaft, also in einem Stadium, in dem zu viele Dinge geschehen konnten, die eine Fehlgeburt zur Folge

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