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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathalie Bergdoll
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ZU WERDEN!« ( Fit for Fun )
    »KUCKUCKSKINDER – Wenn Papa nicht der Vater ist« ( Focus )
    »LUDER-LINA AUF VATERSUCHE!« ( Bild )
    Und zuletzt mein persönlicher Favorit, quer über ein Foto von mir, auf dem ich nach oben blicke:
    »ADVENTSSPECIAL: HEILIGER GEIST BALD WIEDER PAPA?« ( Titanic )
    Ralf hingegen musste zur langfristigen Erhaltung seines Helden- und Sieger-Images aus der Opfer-Ecke der gehörnten Idioten raus, was ihm aber recht schnell und gut gelang. Erst mal durch die »VERSÖHNUNG?«-Schlagzeilen, die Dienstag als Resultat auf seinen Besuch in der Eifel gedruckt wurden, vor allem aber ein paar Tage später dadurch, dass er sich bei seinem Einzelinterview äußerst souverän und großherzig zeigte. Er gab dabei zwar offiziell unsere Trennung bekannt, leistete sich aber keine Schimpf- oder Hasstiraden gegen mich, sondern gab stattdessen nur reflektierte Selbstkritik zum besten: dass auch er Fehler gemacht habe in unserer Beziehung und dass er mir »sein Handicap« nicht hätte verschweigen dürfe, dazu ehrliches Bedauern darüber, wie sich die Dinge nun entwickelt hatten, und tatsächlich so etwas wie Mitleid mit meiner aktuellen Situation. Dass er mir auch noch tatsächlich »von Herzen nur das Beste« wünschte für mich und mein Kind, und mir, wenn auch nicht als Partner, aber in lockerer Form in Erinnerung an die schönen Zeiten zumindest freundschaftlich verbunden bleiben wollte, brachte ihm beinahe noch einen Heiligenschein ein.
    Um jedoch das Feuer rund um den medialen Scheiterhaufen, auf dem ich noch immer stand, langsam zu löschen, bedurfte es dagegen gleich mehrerer Interviews, und ich inszenierte mich dabei mit der gleichen reflektierten Offenheit, wie Ralf es getan hatte, baute das Gesamtkonzept dieser Interviews aber mehrstufig auf: dass ich meine Fehler zutiefst bereue und der Beziehung mit Ralf wahnsinnig nachtrauere, wie leid mir die Häme tue, die Ralf einstecken musste (wenn er ein Tor geschossen hatte, grölte der Fan-Block des Gegners auf die Melodie von Guantanamera : »War nicht Szibuda, der Schuss kam nicht von Szibuda«), und dass er das alles überhaupt nicht verdient hatte.
    Also zuerst ein mea culpa auf voller Front, danach eine gute Dosis schmerzvoll durchstandener Gewissensnöte: »Natürlich haben mich einige Menschen gefragt, ob es nicht besser ist, wenn ich die Schwangerschaft einfach abbreche und dann auf eine Versöhnung mit Ralf hoffe. Aber obwohl ich die letzten Wochen als gewissenlose Schlampe dargestellt geworden bin: Ich bin ein Mensch mit Werten, und ein ungeborenes Leben gehört auf jeden Fall dazu. Eine Abtreibung könnte ich daher mit meinem Gewissen niemals vereinbaren!« Und dann, nachdem ich diesen Moral- und Gewissenstrumpf gezogen hatte, mündete das Ganze bei den Interviews in kämpferischem Kopf-hoch-Modus: »Glauben Sie mir, ich habe mir das auch alles anders gewünscht. Aber es gibt so viele alleinerziehende Mütter, die noch viel schlechtere Startchancen haben als ich – da werde ich das schon irgendwie auch alles schaffen!«
    Nachdem ich ungefähr fünf Interviews dieser Art gegeben hatte, war ich zunehmend darüber verärgert, dass sich tatsächlich noch immer keiner der drei Herren, die sich ja immerhin sicher waren, mit mir eine unglaubliche Nacht verbracht zu haben, bei mir gemeldet hatte. Daher hielt ich es taktisch für einen guten Zeitpunkt, kurz vor den Weihnachtsfeiertagen die öffentlichen Spekulationen, die zu dieser Zeit schon fast einzuschlafen drohten, noch mal ein wenig anzuheizen.
    Also gab ich »mein Ultraschall-Foto« zur Veröffentlichung raus und ließ damit direkt zwei Bomben auf einmal platzen: Zum einen die Tatsache, dass ich Zwillinge erwartete (Jens hatte auf einem von Sabines alten Ultraschall-Fotos einfach das Datum und den Namen der Patientin geändert), zum zweiten den errechneten Geburtstermin (angeblich Ende Juni). Durch die Kombination dieser beiden »Fakten« war auch direkt plausibel erklärt, warum mein Bauch sich so schnell rundete.
    Und dann lief es zwischen den Jahren endlich genau so, wie ich mir Phase 2 vorgestellt hatte: Die Vaterschafts-Spekulationen in den Medien wurden aufgrund meines wirklich hartnäckigen Schweigens zunehmend konkreter und unverschämter, und die harmlosen Detektiv-Fotos, die man ja bereits Anfang November veröffentlich hatte, wurden wieder aus dem Archiv gekramt.Irgendein findiger Reporter war nun aufgrund des Geburtstermins darauf gekommen, dass bei einer der von mir

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