Hochgefickt
Vater?«
Ich blickte ihm fest in die Augen: »Das fragst ausgerechnet du mich? Falls du keine Zeitung gelesen hast: Ralf ist es auf jeden Fall nicht!«
Ich sah, wie er trocken schluckte: »Es ist nur, weil ich gelesen habe, dass der Geburtstermin errechnet ist für Ende Juni, also recht genau neun Monate nach unserem … und das wäre ja …« Begriffsstutzig war er ja noch nie gewesen, aber jetzt erlebte ich ihn das erste Mal völlig unsouverän und genoss es, wie er zappelte –, wie mir schien, mit echter Angst im Blick.
»… ja, und das wäre wohl ziemlich genau um deine Hochzeit herum – ungünstig, was? Du wirst doch jetzt – warte, wie war das Wort noch mal – solide, hm?!« Ich gebe zu, das war wirklich gemein, aber schließlich ging es hier um Glaubwürdigkeit.
Er überhörte die Stichelei und hakte im ernsten Ton nach: »Lina, ich muss das wissen, das ist wirklich wichtig für mich und mein weiteres Leben: Bin ich etwa der Vater dieser Kinder?«
»Könnte sein …«, antwortete ich lapidar.
» Könnte sein ?!«, regte er sich auf. »Was ist das denn für ’ne Antwort?«
»’Ne ehrliche! Es könnte sein, dass du es bist, es könnte aber auch sein, dass du es eben nicht bist – testen lässt sich das leider erst, wenn die Kinder da sind! Außerdem konntest du bis jetzt dein Interesse an meiner Schwangerschaft auch ganz gut zügeln, dann kannst du ja wohl auch noch bis Juli warten!«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst?! Wie soll ich denn damit umgehen? Vielleicht werde ich Vater, vielleicht auch nicht?« Schulterzucken meinerseits.
»Tja, Tom, so ist das nun mal, wenn man unsafen Sex praktiziert!«
Sein Blick hatte etwas Flehendes, wie von einem Tier in der Falle, aber plötzlich hellte sich seine Miene auf, und ich konnte sehen, wie er sich wenigstens einen Moment lang wieder obenauf fühlte.
»Das alles heißt aber definitiv auch, dass es noch einen anderen Kandidaten gibt, der der Vater sein könnte?! Ich bin also nicht der einzige, der in Betracht kommt … wer ist der andere?«
»Willst du etwa ’ne Selbsthilfegruppe gründen, oder was? Das kann dir doch wohl egal sein!«, pampte ich ihn an, aber während ich ihn rüde anblaffte, ging mir auf, dass genau das eine hervorragende Idee war, die ich so bis dahin noch gar nicht in Betracht gezogen hatte. Nebenbei würde das eventuelle Stolpersteine meines Plans ganz geschmeidig aus dem Weg räumen. Denn dass sich in dieser Selbsthilfegruppe niemand getreu dem Motto »Einer für alle« für die anderen opfern würde, war sonnenklar – aber mit dem zweiten Teil »Alle für einen« könnte ich die Herren wahrscheinlich ziemlich leicht drankriegen, und das würde eben in der Gruppe noch besser gehen als einzeln, wie ursprünglich für Phase 2 geplant.
»Tom, pass auf, ich muss mir selbst erst noch mal klar werden, wie es bei mir weitergehen soll – aber so oder so: Geld können wir beide in jedem Fall gut brauchen, richtig? Also lass uns jetzt erst mal mit den Aufnahmen anfangen, dafür bin ich schließlich heute hier, und alles andere klären wir später, ja?!«
Die Aufnahmen liefen an dem Tag prima, und nachdem ich mich mit Jens noch mal beraten hatte, begann ich tatsächlich ein Treffen für alle drei Vaterkandidaten zu planen. Allerdings galt es auch da, ein paar vorbereitende Gespräche zu führen, damit ich die Ernte heil vom Feld bekäme. Ich wusste nämlich durch eine Gegendarstellung, dass der Sender-Sultan wohl mächtig Stunk gemacht hatte wegen der spaßigen Fotokollage, die Silvester gedruckt worden war. Als ich ihn nach dem Charitygala-Dinner »abschleppte« (gerade mal einen Tag, nachdem ich in Düsseldorf mit Marketing-Mike den spontanen Rohypnol-Testlauf erfolgreich hinter mich gebracht hatte!), hatte er mir nämlich beim Essen vorher von seinen politischen Ambitionen für die kommenden Jahre erzählt.
»Weißt, Madl, Medien und Politik, dös geht ganz hervorragend z’samm. Gestern hab i mich jo mit Euerm Helmi getroff’n, aber i glaub, der packt dös nimmer lang mit der Regierung, dös is dem ja a fad wordn … Da brauchts an › neuen starken Mann ‹ – und i wär fei net amal der erste Alpenländler, der politisch international Karriere macht, verstehst mi, hohoho …« Zumindest hatte ich ihn so gut verstanden, dass er von mir wirklich die derbsten Schoten inszeniert bekam.
Das Wissen um seine politischen Ambitionen in Kombination mit dem Faible für sexuelle Rollenspiele, das Marketing-Mike ja blauäugig
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