Hochgefickt
rausgegeben«, sprach ich den Sultan direkt an.
Aus seinem Gesichtsausdruck wich die Süffisanz, und damit hatte ich ihn offensichtlich wieder im Boot, denn er kapierte augenscheinlich als erster, dass es hier nicht um Romantik oder um Alimente, sondern um weitaus mehr ging. Zunehmend souverän fuhr ich fort.
»Und weil ich denke, dass auch niemand von euch von Vatergefühlen übermannt wird, möchte ich euch ein Geschäft anbieten, einen fairen Deal.«
Marketing-Mike war noch in einer gewissen Schockstarre, während Tom Kosly schon sein Misstrauen wiederfand: »Was kommt jetzt? Willst du uns etwa erpressen?«
»Bist du verrückt?«, echauffierte ich mich. »Ich bin doch nicht kriminell! Das ist nur ein Angebot, das ich euch mache, und wenn euch das nicht passt, lehnt ihr es halt ab, so einfach ist das. Also passt auf, hier ist meine Idee«, begann ich, die »Ja-Straße« zu planieren: »Es ist ja ohnehin völlig klar, dass ich als alleinerziehende Mutter von Zwillingen nicht mehr in der Form arbeiten kann wie bisher. Selbst wenn ich mir ’ne Nanny nehme: Ich bin erst mal raus, und zwar in jeder Hinsicht, da müssen wir uns ja gar nix vormachen. Also muss ich gucken, dass ich mir vorher ein finanzielles Polster anlege. Fair geht vor, ich möchte nämlich auch vermeiden, einen von euch später dann doch noch für Alimente oder Unterhalt zur Kasse bitten zu müssen, nur weil ich blank bin und keine Jobs finde. Außerdem meine ich das, was wir eben gesagt haben, von wegen Einzelkämpferinnen-Image und so, tatsächlich ernst. Ich will mich neu erfinden, und da passt so eine Ich-bin-Opfer-und-halte-die-Hand-auf-Einstellung überhaupt nicht zu.«
Alle drei saßen mit extrem konzentrierten Gesichtern vor mir wie die Häschen vor der Schlange und nickten bestätigend zu den Aussagen, die ich machte. Ich leerte meine Tasse und machte mich ans Einlochen – mein Hole-in-one sollte nämlich ein Whole-in-one werden.
»Ich mein, ihr habt ja eben mitbekommen, dass ich eine Klamottenkollektion für Schwangere rausbringen will, als neues Standbein. Da käme mir beispielsweise Unterstützung bei der Firmengründung sehr gelegen«, sagte ich, während ich dem Sender-Sultan fest in die Augen sah. Dann verlagerte ich den stechenden Blick weiter zu Marketing-Mike: »Oder das Show-Konzept, das ich mir ausgedacht und eben erwähnt habe – das habe ich ja auch noch niemandem sonst angeboten. Stell dir mal vor, wie das den Club pushen würde, wenn die potentiellen Kandidaten für diese Show ausschließlich aus Clubmitgliedern rekrutiert würden. Und weißt du, was neben Image- und Marketinghurra noch der Clou ist? Dass ich von der größten Gelddruckidee bei dem Konzept bewusst noch gar nix gesagt hab, das mach ich nämlich erst, wenn mir jemand das Konzept abkauft.«
Damit löste ich den Blick von Mike und sah zu Tom hinüber: »Na ja, oder wenn jemand ein paar Songtexte, die ich im Weihnachtsurlaub geschrieben habe, vertonen oder aus ein paar Melodien, die ich im Kopf habe, richtig gute Songs machen würde, dann könnte ich über die GEMA auch noch ein bisschen was verdienen.« Ich nahm die Wasserflasche und schenkte mir ein.
»Tja, solche Sachen gäben mir natürlich finanzielle Sicherheit … Sicherheit, die euch finanziell privat zwar in keinster Weise belasten, mir aber definitiv erlauben würde, ›Vater: unbekannt‹ in die Geburtsurkunden eintragen zu lassen. Aber wenn ihr sagt: Nö, doofe Idee, dann ist das auch völlig O.K., dann warten wir einfach ab, bis die Zwillinge da sind, und machen dann lieber einen Vaterschaftstest.«
Tom und Mike sahen sich an, und ich hörte es förmlich in ihren Köpfen rattern, der Sender-Sultan hingegen hatte während meines Vortrags seine arrogante Selbstgefälligkeit wiedergefunden und applaudierte betont langsam.
»Ah jo, …«, sagte er behäbig, »des is a ganz a niedliche Idee, aber wenns du nit weißt, wie du an Geld kommst, is des net mei Problem, und obs du den Test machst oder nit, is mir a egal. I kanns eh net sei, Punkt. Damit bin i komplett naus aus der G’schicht, wieso sollt i also bittschön in Umstandsmoden investieren, hehehe … du verrücktes Madl?«
»Weil du ein netter Mensch bist und mir helfen willst …?«, fragte ich mit absichtlich piepsigem Girlie-Stimmchen, hoffte aber insgeheim, dass er in seinem Arschlochmodus bliebe, desto besser wäre nämlich gleich der Effekt für mich.
»Mei, a netter Mensch, ts! Du musst fei noch viel lernen, Muschili, manchmal
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